„Funny Girl“ – Premiere am 21. Oktober 2012

Das Musical „Funny Girl“ von Jule Styne feierte am 21. Oktober im Opernhaus Dortmund in Koproduktion mit dem Theater Chemnitz und dem Staatstheater Nürnberg Premiere. Die Musikalische Leitung übernehmen Philipp Armbruster und Jürgen Grimm. Stefan Huber ist federführend für die Inszenierung.

Mit „Funny Girl“ brachte der Produzent Ray Stark einen Teil des Lebens seiner Schwiegermutter Fanny Brice als Musical auf die Bühne. Bereits als Kind träumte Fanny, die weder hübsch war noch aus wohlhabenden Verhältnissen stammte, von einer Karriere auf der Bühne und spielte in vielen kleinen Produktionen der unzähligen kleinen Theater. Mit ihrem großen Selbstbewusstsein schaffte sie den Sprung auf die große Bühne und wurde schließlich der Star der Ziegfeld-Follies. Florenz Ziegfeld jr. hatte in den Goldenen 20er Jahren die Idee zu den legendären Broadway-Revuen.

Fanny lernte den charmanten Nick Arnstein kennen und verliebte sich ihn. Langsam wuchs in ihr der Wunsch nach einem Privatleben neben dem Showbusiness. Schließlich heirateten die zwei und Fanny führte neben der Karriere ihr Familienleben. Alles scheint prächtig zu sein – bis zu dem Tag als Nick beschließt, dass er der Mann im Haus ist und somit das Geld in das Familienleben einbringen muss.

Bereits zu Beginn des Stückes imponiert das ausgiebige Intro des Orchesters, das in die Musik der damaligen Zeit einführt. Der Vorhang öffnet sich und schon herrscht Leben auf der Bühne. In ihrem Matrosenkleidchen mimt Katharine Mehrling die junge, vorlaute und naive Fanny Brice, die keinen anderen Wunsch hat als die Bühnen Amerikas zu erobern. Obwohl sie augenscheinlich keinerlei Tanztalent hat, überredet sie den Choreografen Eddie, der von Marc Seitz verkörpert wird, ihr die Schritte für das Vortanzen über Nacht beizubringen. Schon in diesen ersten Minuten zeigt Katharine Mehrling neben ihrer großartigen, einmaligen Stimme ihr ebenso geniales Schauspiel und bekommt sofort die ersten Lacher. Wenn sie die Bühne betritt, beginnt diese direkt zu leben. In der heutigen Zeit erlebt man solch eine Darbietung leider sehr selten.

Aber auch Marc Seitz erobert schnell die Herzen des Publikums, denn jeder kann mit ihm mitfühlen. Er mag Fanny und möchte sie vor Enttäuschungen bewahren. Gerade wenn er nach einer durchtanzten Nacht das Handtuch wirft, kann jeder im Saal mit ihm fühlen.

Nach der ersten Premiere ihrer neuen Show bekommt sie in der Garderobe Besuch von Nick Arnstein. Bernd Bettermann verkörpert zu Beginn den eleganten Gentleman eindrucksvoll. Seine Rolle vollzieht im Laufe des Stückes eine Wandlung – der elegante Charmeur ist nur eine Art Fassade, denn in Wirklichkeit ist er ein Spieler und Betrüger. Diese Wandlung stellt er ausdrucksstark dar. Leider schien er am Premierenabend ein wenig heiser zu sein, sodass stellenweise etwas von der Ausdrucksstärke verloren ging. Nicht nur im Schauspiel auch im Duett mit Katharine Mehrling kann Bernd Bettermann überzeugen.

Neben diesen drei Figuren brilliert besonders Johanna Schoppa als Rose Brice. Rose spielt gern mit ihren Nachbarinnen, die ebenfalls mit auffallender Authentizität von Mitgliedern des theatereigenen Opernchores dargestellt werden, Poker. Mit Witz und großartiger Stimme verkörpert Johanna Schoppa ihre Rolle. Das Premierenpublikum honorierte diese tolle Darbietung zu Recht mit einem ordentlichen Applaus.

Hannes Brock mimt in diesem Stück überzeugend den Broadway-Produzenten Florenz Ziegfeld jr.

Komplettiert wird diese Besetzung durch das starke Ensemble. Eindrucksvolle Chorszenen gibt es ebenso wie großartige Stepptanz-Szenen, die von Danny Costello choreographiert wurden. Diese runden das Stück ab. Das Bühnenbild von Harald B. Thor wurde genauso liebevoll ausgewählt wie die vielen Kostüme von Susanne Hubrich. Beides setzt dem Stück das Tüpfelchen auf dem i auf.

Dieses Musical und die Inszenierung sind absolut sehenswert, auch wenn man Abstriche machen muss. Im Stück gibt es immer wieder Brüche, die auf einer Anzeigentafel über der Bühne benannt werden. Zeitweise scheint es als wären gerade die Szenen, auf die der Zuschauer wartet, übersprungen worden. Ebenfalls kritisch ist die Übersetzung der übrig gebliebenen englischsprachigen Lieder, die auf der Anzeigentafel eingeblendet wird, da unmittelbar vor der Anzeigentafel Scheinwerfer montiert sind. Sind diese in Betrieb, ist der Kontrast von Schrift und Anzeigentafel sehr schwach, sodass es anstrengend ist diese zu lesen.

Dennoch bleibt es ein unvergesslicher Abend, mit großartigen Stimmen, die einen auch noch Stunden später begleiten können.

Nick Arnstein sagt zu Beginn des Stückes zu Fanny, dass sie ein großer Star werden wird. Nicht nur Katharine Mehrling ist ein großer Star in der deutschen Musicalszene – dieses Stück ist ein Juwel unter den Klassikern des Musicals.

Die Besetzung:

Fanny Brice: Katharine Mehrling
Nick Arnstein: Bernhard Bettermann
Eddie Ryan: Marc Seitz
Rose Brice: Johanna Schoppa
Florenz Ziegfeld jr.: Hannes Brock
Mrs. Strakosh u.a.: Renate Höhne
Mrs. O‘ Malley u.a.: Vera Fischer
Mrs. Meeker u.a.: Brigitte Schirlinger
Emma u.a.: Andrea Rieche
Mrs. Nadler u.a.: Maria Hiefinger
John u.a.: Henry Lankester
Paul u.a.: Hans-Werner Bramer
Heckie u.a.: Darius Scheliga
Renaldi u.a.: Carl Kaiser
Keeney u.a.: Savo Pugel
Musicaldarsteller: Mandy Marie Mahrenholz, Evita Komp, Jane Reynolds, Marie Julie Roehl, Veronique Spiteri, Sabrina Stein, Christian Louis-James, Robert Schmelcher, Andreas Röder, Claus Opitz
Mit den: Dortmunder Philharmonikern
Mit: Statisterie des Theater Dortmund

Musikalische Leitung: Philipp Armbruster, Jürgen Grimm
Inszenierung: Stefan Huber
Choreografie: Danny Costello
Bühne: Harald B. Thor
Kostüme: Susanne Hubrich
Dramaturgie: Wiebke Hetmanek
Regieassistenz: Erik Petersen
Choreografische Assistenz/Dancecaptain: Adriana Naldoni
Bühnenbildassistenz: Saskia Wunsch
Kostümassistenz: Jennifer Stocksley
Studienleitung: Thomas Hannig
Einstudierung: Philipp Armbruster, Michael Hönes, Ralf Soiron, Tatiana Prushinskaya
Inspizienz: Ulas Nagler
Soufflage: Adriana Naldoni
Regiehospitanz: Nicole Brodhoff, Sieglinde Sobkowiak

Termine:

Fr, 26. Oktober 2012
Sa, 27. Oktober 2012
Mi, 31. Oktober 2012
Sa, 03. November 2012
So, 04. November 2012
Fr, 16. November 2012
Sa, 24. November 2012
So, 25. November 2012
So, 02. Dezember 2012
Mi, 12. Dezember 2012
Fr, 14. Dezember 2012
Do, 20. Dezember 2012
Mo, 31. Dezember 2012

Homepage des Theaters: http://www.theaterdo.de/

 

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