EVITA- das Musical in Regensburg

Ich habe mir die Seele, die ich von der Straße mitbrachte, nicht entreißen lassen… Deshalb hat mich die Größe der Macht niemals geblendet, und ich konnte ihre Erbärmlichkeit sehen, und deshalb habe ich das Elend meines Volkes niemals vergessen und konnte seine Größe sehen.

Nun kenne ich alle Wahrheiten und alle Lügen dieser Welt.“
(aus dem kontrovers diskutierten Manuskript von Eva Perón )

Evita Regensburg

Das Musical erzählt das Leben von Maria Eva Duarte de Perón, auch liebevoll „Evita“ genannt. Die weltweit erfolgreichen Autoren Andrew Lloyd Webber und Tim Rice schufen, fasziniert von diesem Charakter und dem unvergleichlichen Aufstieg, eine Partitur zu diesem aufregenden Stoff.
In ihrer kraftvollen Geschichte ersann das Erfolgs-Duo neben den Protagonisten Evita und Juan Perón die Figur des revolutionären Studenten Che (angelegt an den argentinischen Terroristen Che Guevara), der als Gegenspieler den bedeutenden Werdegang der ambitionierten Evita in einer bildgewaltigen Rückblende mal mit Anteilnahme, mal mit Kritik kommentiert.
Evita trifft auf Che Guevara. Mythos trifft Mythos. Obwohl historisch nicht verbürgt, nimmt sich das Musical die Freiheit der Begegnung dieser beiden Symbolfiguren.

Die Besetzung:

Eva: Christiana Knaus/ Monika Staszak
Che: Randy Diamond
Perón: Patrick Rohbeck
Magaldi: Brent L. Damkier
Peróns Geliebte: Mirella Hagen/ Christiana Knaus
Tänzer: Yoko El Edrisi, Janina Moser, Véronique Porta, Séverine Studer, Michael Hartinger, Tamás Mester
Radiosequenz:Ramiro Ariel Morales

Philharmonisches Orchester Regensburg, Piu Piu Band
Opernchor und Extrachor des Theaters Regensburg, Cantemus Chor der Sing-und Musikschule
Statisterie und Kleindarsteller

Musikalische Leitung: Philip van Buren
Inszenierung: Philipp Kochheim
Choreografie: Seân Stephens
Bühne und Kostüme: Barbara Bloch
Choreinstudierung: Christoph Heil
Einstudierung Cantemus Chor: Matthias Schlier
Licht: Wanja Ostrower
Dramaturgie: Christina Schmidt

Premiere am 26.Februar 2012
Velodrom Theater Regensburg

Evita RegensburgWer auch immer den Aufstieg des Provinzmädchens zur „spirituellen Führerin der Nation“ auf die Bühne bringen möchte-ohne Balkon geht es nicht.
In Regensburg scheint man sich an diese ungeschriebene Regel nicht zu halten, hier erschafft Barbara Bloch ein kaltes Mausoleum auf der Bühne des Velodroms. Aufgelockert wird es durch zwei kleine Nebenspielstätten (Che´s Zimmer, Magaldi´s Garderobe). Ein besonderer Einfall ist ein überdimensionaler Rock, aus dem Evita winkend ihre Europareise bestreitet.
Philipp Kochheims Inszenierung wartet mit einigen interessanten Einfällen auf, wenn zum Beispiel die sechs Tänzer als zerzauste Evita-Doubles auftreten und damit den innerlichen Verfall Evitas deutlicher zeigen. Oder der Kinderchor ein Miniaturkleid in einer Sänfte über die Bühne tragen. Kochheim zeigt meistens schlüssige Bilder und eine konsequente Rückblende. Leider werden aber die Auftritte der Tänzer sehr schnell inflationär, was man am Anfang noch als gute Idee empfunden hat, nervt am Ende nur noch. Das hat vor allem mit dem etwas rätselhaften Kostüm zu tun – Clowns. Dadurch macht sich Kochheim viele Bilder kaputt, da man gar nicht mehr auf die eigentliche Handlung achtet.
Alles in allem hinterlässt die Inszenierung einen eher durchwachsenen Eindruck, was aber definitiv nicht an der erstklassigen Leistung des gesamten Ensembles liegt.

Evita RegensburgAllen voran Monika Staszak in der Titelpartie. Sie singt mühelos die anspruchsvollen Titel und zeigt den ganzen Abend eine beeindruckende Leistung. Das Publikum wird von ihrer Darstellung regelrecht auf eine Reise mitgenommen, die in einem eindrucksvoll gestalteten Schluss endet.
Randy Diamond als Che, mal nicht im traditionellen revolutionären Outfit, präsentiert sich ebenso herausragend. Seine Gesangs-und Tanzleistungen sind famos. Sein Spiel hat eine faszinierende Intensität, was besonders dem Zusammenspiel von Che und Evita sichtbar gut tut.
Der Bariton Patrick Rohbeck überzeugt in der Rolle von Evitas Präsidentengemahl Perón voll und ganz und schafft es, dem eigentlich eher blassen Charakter Charisma einzuhauchen. Sein wohltuender Baritonklang gibt dem Abend eine ganz besondere Note.
Brent L. Damkier als Magaldi hebt sich stimmlich wie tänzerisch sehr positiv hervor und überzeugt mit viel Power. Nicht zu vergessen Christiana Knausals Peróns Geliebte, eher eine kleine Rolle, aber auch sie weiß zu gefallen.
Die abwechslungsreiche Choreografie von Seân Stephens wird von einem extra für das Stück engagierten Tänzer getanzt. Sie zeigen nicht nur eine gute Synchronizität, sondern auch schauspielerisches Talent.
Ebenso gut fügt sich der Opernchor des Theaters (unter der Leitung vonChristoph Heil) in das Stück ein.
Ein paar kleine Probleme gibt es abseits der Bühne: das Orchester unter der Leitung von Philip van Buren rast mit einer Geschwindigkeit durch das Stück, als ob man es so schnell wie möglich hinter sich bringen wolle. Leider harmonisiert das Orchester nicht so gut mit der Piu Piu Band.
Abschließend noch ein besonderes Lob an die Dramaturgie von Christina Schmidt, die bestimmt maßgeblich daran beteiligt war, das das Stück im englischen Original zu hören war. Die Übersetzung von Evita ist ja bekanntermaßen eher schlecht.

Evita Regensburg  Evita Regensburg

Fazit:
Im Großen und Ganzen ein gelungener Abend, mit einem sehr gutem Ensemble (deswegen lohnt es sich!). Wer also in der Nähe von Regensburg wohnt, oder ein großer Musicalfan ist, sollte sich Evita nicht entgehen lassen.
Weitere Vorstellungstermine: 22./25./26. März, 08./10./11./12./13. April und  17./19./21. Mai 2012 (jeweils 19.30 Uhr)

Lotte Ap für Muscialfotojournalismus

Evita RegensburgEvita Regensburg

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