„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne… – wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde…“

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisDer König feiert seine Derniere mit grandiosen Aussichten…

Genussvoll steckt er seine Nase in die Sahne der heißen Schokolade seiner Tasse und grinst dabei verschmitzt. Überhaupt ist er ein Typ, der sehr gut über sich selbst lachen kann. Einen Witz hat er irgendwo immer in der Tasche. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er tut, was er will, sagt was er denkt und ist, wie er ist. Dazu steht er. Mit seinem Charme überzeugt er seinen Gegenüber. Randy Diamond ist erfolgreicher und renommierter Musicaldarsteller sowie Choreograph. MFJ hat ihn mit großer Freude wieder ins Interview geholt, denn seit dem letzen Gespräch hat sich viel im Leben des Randy Diamond getan.

Seit vergangenem Jahr ist beruflich sehr viel in Deinem Leben passiert. Die Derniere von „Ludus Danielis – The Play of Daniel“ steht heute in Kaiserslautern an. Was denkst oder fühlst Du im Moment vor dieser letzten Show?

Ja, also… Ich bin sehr traurig, dass es heute zu Ende ist, weil es sehr viel Spaß gemacht hat zu spielen. Diese Rolle war eine große Herausforderung für mich. Ich muss auch sagen, dass auch die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen, dem Regisseur und den Musikern richtig toll war. Das gesamte Paket hat gepasst, was ja nicht immer der Fall bei Produktionen ist. Es war eine außergewöhnliche Inszenierung. Die Zeit war wirklich sehr schön und deshalb bin ich traurig darüber – wie wir alle, hoffe ich-,  dass es heute zu Ende geht.

Leider ist es ja so, dass kein Theater rechtes Interesse an dem Stück zeigt. Aber man soll niemals Nie sagen. Gesetzt des Falles, wärst Du wieder mit dabei und wenn ja, in welcher Rolle könntest Du Dich außer Belsazar/Darius vorstellen?

Auf jeden Fall wäre ich wieder dabei, sehr gerne sogar, aber es gibt nur eine Rolle, die mich interessiert, das ist meine Rolle. Es gibt ja auch im Wesentlichen nur zwei Rollen, Daniel und meine. Eine andere Rolle als Meine würde gar nicht zu mir passen.

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisSeit der Premiere im Februar vergangenen Jahres und der Wiederaufnahme im März hast Du sicherlich viele emotionale Momente erlebt. Was nimmst Du aus der Zeit mit?

Mein Kostüm! (lacht los) Ähm, okay von Allem ein Bisschen, denke ich. Ein bisschen von dem Positiven der Kollegen und dann die schönen Erinnerungen aus den Vorstellungen. Natürlich auch Elemente der Figuren selbst, die ich gespielt habe, weil es einfach geile Charaktere waren. Ich hoffe sehr, dass es nicht das letzte Mal war, dass das Stück aufgeführt wurde. Meine Rolle ist eine Figur, die ich immer wieder machen könnte. Das ist wie die Rolle Jekyll/Hyde.

Jekyll ist Deine Lieblingsrolle, oder?

(überlegt) Nun, es ist schwer, Sachen oder Rollen zu vergleichen, aber Jekyll & Hyde ist ähnlich wie Ludus. Belsazar und Darius sind keine einzige Person. Sie sind nicht gespalten. Es sind zwei verschiedene Menschen. Jekyll und Hyde ist dagegen eine gespaltene Figur, in der zwei Seiten leben, die Gute und die Böse. Außerdem muss man in der Rolle des Jekyll im fast gleichen Moment überwechseln. Bei Ludus gibt es im ersten Akt König Belsazar und im zweiten Akt dann König Darius. Das ist dann doch irgendwo etwas anderes.

In der Stadt Kaiserlautern hast Du mit Ludus Deine dritte Produktion gespielt. Stehen schon neue Projekte hier an, die Du verraten darfst?

Ich werde in „High Society“ in der nächsten Spielzeit ab Oktober dabei sein.

Und in welcher Rolle?

Das Stück habe ich in der letzten Saison unter der Regie von Johannes Reitmeier schon in Regensburg gespielt. Es wird wie dort auch wieder die Rolle des C.K. Dexter Haven sein.

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisIch könnte mir vorstellen, dass Onkel Willie auch eine tolle Rolle für Dich wäre…

(lacht und grinst verschmitzt) Na ja, gut, so in 40 Jahren, oder so, dann ja. Obwohl, ich muss sagen, als Schauspieler kann man auch ältere Rollen spielen, wenn man jung ist. Das kommt auf die Schminke und Maske an, wie man geht, steht und sich auf der Bühne verhält oder spielt. Willie könnte ich also auch schon jetzt spielen. Das wäre auch eine interessante Rolle.

Kommen wir noch mal zu Jekyll zurück. In Coburg hatte das Stück am 9. Januar Premiere. Es gab eigentlich nur zwei Arten von Kritiken. Entweder hochgelobt oder komplett verrissen. Speziell im Fall der negativen Kritiken, woran glaubst Du lassen sich Diese erklären?

Ich denke, dass viele Leute die klassische Inszenierung vom Broadway, nach der auch Köln und Bremen gemacht worden sind, gewöhnt sind. Da stimmten die Kostüme sowie das Bühnenbild komplett überein. Coburg ist anders, neu. Es stimmt, „neu“ bedeutet nicht gleich unbedingt gut, aber es kann durchaus gut sein und werden. Es kann interessant sein, einem Stück einen neuen Aspekt, einen neuen Winkel zu geben. Manche Menschen sind stur und sehr eingeschränkt in ihrer kreativen Denkweise. Die erweitern sich auch nicht. Ich verstehe das auch hin und wieder. Mir geht es auch so, dass ich irgendwo eine Show gesehen habe, die mir sehr gut gefallen hat. Wenn ich sie woanders wieder sehe, dann denke ich vielleicht auch, „dass das nicht richtig sein kann“ oder „Die erste Inszenierung war doch so toll und jetzt haben sie alles ruiniert“…  etc. Aber irgendwann habe ich bemerkt, dass ich mich selbst eingeschränkt habe, denn Anderes und Neues kann sehr, sehr gut sein. Ich finde, man sollte immer offen für Neues sein.

Du hast in Chemnitz die Rolle ja bereits zuvor verkörpert. Wie ist Dein Vergleich?

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisDas waren zwei völlig verschiedene Inszenierungen. Das ist jetzt ein Beispiel, das zu der Frage davor passt. Ich war in Chemnitz gewöhnt, es auf eine bestimmte Weise zu spielen. Dann kam ich nach Coburg und der Regisseur begann hier etwas rauszunehmen, da etwas reinzunehmen, hier zu ändern und so weiter. Ich war am Anfang nicht so begeistert, habe dann aber schnell gemerkt, dass ich wieder sehr eingeschränkt war. Als Beispiel, „das Gefährliche Spiel“, „Die Welt ist völlig irr“ und „Die Konfrontation“ sind eigentlich drei eigens stehende Lieder. Man hat es in Coburg zu einem Block zusammen gefasst. Zuerst dachte ich, das funktioniert niemals. Ich dachte, das ist viel zu viel Hektik und Unruhe und ist viel zu schnell. Aber dann habe ich gesehen, dass es funktioniert und echt gut ist. Ich habe anfangs immer dem Regisseur gesagt, dass es so und so gehört, aber der Regisseur ist der Chef. Also habe ich es umgesetzt, wie er es wollte und habe gemerkt, dass es gut war. Es war interessant, etwas Anderes, aber trotzdem genauso gut, wie das Klassische.

Mittlerweile hast Du Dein Arbeitsfeld erweitert. Du hast Deine zweite Choreographie hinter Dir. Die erste Produktion war „Jesus Christ Superstar“ in Kriens, Luzern, in der Schweiz und im März hattest Du Premiere mit „Der kleine Horrorladen“ in Regensburg. Sind weitere Projekte in Aussicht?

Oh ja! Bei meiner zweiten Choreographie, dem „Kleinen Horrorladen“ war der Regisseur anscheinend sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Also hat er mich gefragt, ob ich sie auch für „High Society“ hier in Kaiserlautern machen möchte. Das bedeutet, ich arbeite als Choreograph und als Sänger/Schauspieler in dem gleichen Stück. Es wird also anders als in Regensburg werden. Dort habe ich übrigens auch schon ein paar Sachen choreographiert, aber jetzt darf ich die ganze Show machen.

Gibt es für Dich einen besonderen Reiz, dass Du jetzt Choreographien sehr gerne machst?

Es hilft mir meinen Horizont zu erweitern. Ich kann mit dieser neuen Arbeit alle meine Facetten und Erfahrungen, die ich in den Jahren bekommen habe, einbringen und nutzen.

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisEs ist auch so, dass ich ja von Natur aus eher ein bequemer Mensch bin. Wenn also Arbeit auf mich zukommt und ich dabei gefordert werde, dann muss ich das doch annehmen. Solche Chancen bekommt man nicht jeden Tag. Also denke ich mir, dass ich diese dann auch annehmen sollte. Ich glaube, ich habe dafür ein gewisses Talent… – hoffentlich… -. Bei so einem guten Angebot kann ich einfach nicht nein sagen.

Worin liegt für Dich die größte Herausforderung? Bisher warst Du es gewöhnt die Ideen anderer „lediglich“ umzusetzen. Nun bist Du und Deine Kreativität gefragt.

Die größte Herausforderung ist das Finden von Ideen. Ich war jahrelang Balletttänzer. Da machst Du aber, was andere Dir sagen. Im Musical ist es so ähnlich. Jetzt ist es so, dass die originellen Ideen von mir kommen müssen. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Für mich selbst finde ich in Musicals, wenn ich auf der Bühne stehe, oft meine eigenen Sachen, wie ich etwas umsetze.

Wenn ich Choreographien mache liegt der Unterschied darin, dass ich dann für mehrere Leute gleichzeitig Ideen haben muss. Auch die Anzahl der Szenen, für die ich Ideen suchen muss ist höher, als die, die nur für mich sind. Ja, und am Ende, wenn ich alles zusammengebastelt habe, muss oder sollte das Ergebnis dann aber auch gut sein.

Das ist eine große und neue Herausforderung für mich. Es ist das Schwierigste für mich.

Gut, und dann sind die Ideen also da, das Bühnenbild passt, die Struktur ist vorhanden und dann kommt die härteste Aufgabe auf mich zu, ich muss formulieren und den Leuten erklären, was ich eigentlich genau machen möchte.

Gehen wir doch noch mal einen großen Schritt zurück. Als ehemaliger Tänzer weißt Du, was es heißt körperlich gefordert zu sein. Hast Du bei Deiner Arbeit als Choreograph nicht auch ein bisschen Bedenken, dass Du die Leute etwas überfordern könntest?

Das kann wohl sein, denn gerade bei den Basics, den Grundschritten, sehe ich bei Leuten, die keine Tänzer sind, ob es ihnen leicht oder schwer fällt. Manchmal mache ich etwas vor, ich denke, dass es wirklich absolute Basics sind, das Minimum, aber das ist dann oft auch schon zuviel. Es fällt mir am Anfang schwer richtig einzuschätzen. Aber ich muss auch sagen, ich fordere lieber zu Anfang mehr und simplifiziere es dann im Laufe der Zeit. Ich denke, der Aufbau von leicht bis schwer ist die falsche Reihenfolge. Es ist nicht einfach, Nichttänzern das Tanzen beizubringen und dann auch so, dass es letztlich einigermaßen gut aussieht.

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisEigentlich bist du die perfekte „Besetzung“ als Choreograph, weil Du die Sichtweisen als Tänzer, Schauspieler und Sänger kennst. Alle diese Erfahrungen kannst Du in diese Arbeit einbringen…

Das stimmt auch! Ich denke, alles, was man im Leben macht, kann man später  wieder für sich selbst nützen.

Hättest Du jemals gedacht, als Choreograph zu arbeiten?

Nein, ehrlich gesagt nicht. Aber es ist wie Regie. Ich denke nicht, dass ich einmal Regie machen werde, aber ich hoffe natürlich, dass das auch noch irgendwann auf mich zukommt.

Der Schritt von Choreographie zu Regie ist im Grunde genommen aber winzig. Also kannst Du Dir vorstellen auch mal Regisseur zu sein?

Ja, also… Die eine Sache ist ja, es sich vorstellen zu können und die Andere ist, es dann auch zu realisieren und am Ende zufrieden zu sein mit dem, was man gemacht hat. Ich habe viele Ideen. Ich denke, ich könnte, Das oder Jenes, aber auch Dieses machen. Ich denke, ich könnte sogar Alles machen. Der Unterschied zum Denken ist aber der, wenn das Angebot tatsächlich da ist und ich sehe, dass ich es auch machen muss, dann krieg ich richtig Schiss. Aber ich bin überzeugt, wenn man etwas machen muss, dann setzt man das auch um. Man kann nur hoffen, dass es gut gelingt.

Randy Diamond als Choreograph. Wie muss man sich den vorstellen? Bist Du eher der dominante und bestimmende oder eher der kompromissbereite und kritikfähige Ideengeber?

Ich glaube, ich bin sehr ausgeglichen und harmonisch. Ich denke, meine Arbeitsweise ist seriös und etwas lockerer. Wenn ich sehe, dass die Leute gut mitarbeiten, zuhören und sich Mühe geben, dann kann man auch mal lustig sein und Witze machen. Wenn die Leute aber zuviel herum spinnen oder zu viel Spaß entsteht und dabei kein Ernst bei der Arbeit mehr ist, es also auch an Konzentration fehlt, dann bin ich auch mal nicht so nett. Aber ich denke das ist normal. So ist es überall.

Randy Diamond Musical Sänger Choreograph Jekyl Hyde l Hair Ludus DanielisÜber Arbeitsmangel kannst Du Dich wirklich nicht beklagen. Das ist schön, bedeutet aber auch, dass Du ständig unterwegs von Stadt zu Stadt bist. Gehe ich recht in der Annahme, dass es für Dich gar nicht in Frage kommt, fest „En-Suite“ an einem Theater zu arbeiten?

Ja, das ist halbrichtig. Die einzige Sache, wo ich das machen würde wäre, bei einem interessanten Stück wie „Jekyll & Hyde“. Es muss eine Rolle sein, bei der ich mir vorstellen kann, dass ich sie jeden Tag spielen könnte. Vor allem aber, wenn ich sage, ich WILL diese Rolle machen. Wenn ich zudem etwa drei Tage in der Woche frei habe um mich noch mehr auf die Rolle zu konzentrieren, wäre es durchaus denkbar.

Es ist aber auch schwierig überhaupt eine Rolle in einem En-Suite Theater zu bekommen. Ich liebe es aber, wie es momentan ist. Ich brauche die Abwechslung: hier „Jesus“, dort „Hair“ oder „Jekyll“ da und so weiter.

Hast Du eigentlich wie letztes Jahr auch, wieder eine Musical-Gala-Tour vor oder machst Du im Sommer komplett Pause?

Oh, nein es wird keine Tour mit mir geben. Ich plane im Sommer nach Amerika zu fliegen und meine Familie zu besuchen.

Aber ich werde am 30. Juni an Deiner Benefiz-Musical-Gala in Augsburg auftreten (zwinkert und grinst): Da sollte Jeder hinkommen!

Magst Du verraten, welche Songs Du singst?

Ich singe natürlich viele Lieder aus Musicals, in denen ich aufgetreten bin. Aber ich lerne gerade einen neuen Song aus dem Musical „Miss Saigon“ und er heißt „Bui Doi“. Der ist echt toll. Außerdem singe ich mit den anderen Sängern zusammen aus „König der Löwen“ ein Lied, das auch neu für mich ist. Das wird sicherlich spannend und darauf freue ich mich auch sehr.

Gibt es ansonsten noch Pläne, die Du verraten willst und kannst?

Ich plane in jedem Fall immer neue Herausforderungen. Ich hoffe, es kommen neue und tolle Shows, die mich interessieren könnten. Es wäre auch spannend mal etwas im Bereich Film zu machen. Ich möchte weiterhin Choreographien machen dürfen und wie ich schon sagte, Regie wäre toll, wenn ich die Gelegenheit bekomme. Ich bin offen für alles und kann meinen Horizont dadurch nur erweitern.

Lieber Randy, vielen, vielen Dank für das nette und amüsante Interview sowie das ausgiebige und sehr witzige Fotoshooting. Wir sehen uns in Coburg, Kaiserslautern, Augsburg, Regensburg… und sonstwo 😉 Für Deine Karriere als Regisseur drücke ich Dir von Herzen die Daumen.
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