Seit der Premiere 2008 hat sich in Stuttgart in „WWRY“ einiges getan. Bevor das Stück im Herbst nach Berlin weiterzieht war es für MFJ längst fällig das Stück noch einmal unter die Lupe zu nehmen und die Veränderungen seit dem Castwechsel im März zu begutachten.
Nicht nur der Humor und die Witze im Detail haben sich verändert und gehen mit der Zeit, nein auch den Solisten und dem Ensemble ist über den Zeitraum hinweg eine gute Entwicklung gelungen. Wesentlich homogener und synchroner wirken die Tänze und Choreografien, witziger kommen Pointen beim Publikum an und die ein oder andere Neubesetzung bringt frischen und spannenden Wind ins Geschehen.
Die Show mit der Musik von Queen gekoppelt ist alleine schon einen Besuch wert und verspricht einen unterhaltsamen und rockigen Abend. Hier findet jeder etwas, was ihm zusagt. Hinzukommen tolle und überzeugende Künstler, die das Bühnengeschehen zu einem Erlebnis werden lassen, an das man sich lange noch erinnern wird. Show, Spaß und Spannung… WWRY ist die „Kinderüberraschung“ unter den Musicals… fehlt nur noch die Schokolade, oder?
Die verbliebene Premierenbesetzung wie Jessica Kessler als Scaramouche, David-Michael Johnson als Brit oder Brigitte Oelke als Killer Queen spielten souverän und gewohnt überzeugend ihre Parts. V.a. Jessica Kessler ist es, die mit ihrer naiv-liebevollen Art begeistert und Lacher erzeugt. Wie sie ihre Kulleraugen aufreißt und dazu im Straßenrinnenjargon dazu quäkt ist einfach amüsant mitzuerleben. Brigitte Oelke als Killer Queen präsentiert volle Frauenpower auf der Bühne und lässt das Publikum nur so auflachen, wenn sie gerade mal wieder ihre „Bikinizone wachsen lässt“. David-Michael Johnson war schon immer ein hibbeliger Geselle in der WWRY-Crew und unter den Bohemians, der überzeugt. Auch an diesem Abend enttäuscht er nicht und singt sich kraftvoll in die Herzen des Publikums.
In den Besetzungen des Galileo ist Mark Seibert neu. Silke Braas verkörpert Ozzy und Khasoggi ist mit Reinwald Kranner bestens besetzt. Auch BAP mit Jörg Neubauer kann sich sehen und hören lassen.
Besonders witzig ist die Szene als Jörg Neubauer sein Relikt aus alter Zeit eine “Video Kastaniette” verteidigt und sie im Herr der Ringe – Gollum – O-Ton “seinen Schatz nennt, der „ihm alleine gehört!“ Schauspielerisch wirkt er wesentlich verschmitzter, dynamischer und flippiger als sein Vorgänger.
Khasoggi durch die Darstellung von Reinwald Kranner ist ebenfalls sehr gelungen. Wirkt er im Gegensatz zur Premierenbesetzung wesentlich frischer und weniger routiniert. Sein Zusammenspiel mit Brigitte Oelke als Killer Queen wirkt überzeugend. Stimmlich harmoniert er ebenfalls wunderbar mit Oelke.
“No one but you (only the good die young)” ist DIE Ballade des Musicals, wunderschön und ergreifend interpretiert von Silke Braas als Ozzy. Eine unheimlich ausdrucksstarke Stimme lässt aufhorchen und begeistern. Die Darstellung ihres Charakters harmoniert wunderbar mit der des DMJ als Brit.
Mit Mark Seibert hat sich bei WWRY ein neuer Galileo eingefunden. Er ist ebenfalls eine gelungene Besetzung der männlichen Hauptrolle. Überzeugend in Schauspiel und Gesang interpretiert er seinen Galileo auf der Bühne. Mit viel Witz gewinnt er das Publikum für sich. Seine gesangliche Interpretation der Songs kann in jedem Falle mit seinen Vorgängern mithalten und begeistert ebenso stark.
Auffallend ist, dass das Ensemble und Chor wesentlich synchroner auf der Bühne agieren und viel Schwung und Action einbringen und somit die Solisten unterstützen. Hier kann man durchaus schon den ein oder andren Solisten von morgen erkennen. Eine tolle und schmissige WWRY-Band sorgte den gesamten Abend dafür, dass die Darsteller flott und rockig über die Bühne flitzen konnten und hielten sie mächtig auf Trab.
Nicht mehr lange weilt WWRY in Stuttgart, daher, wer spannende und überzeugende Darsteller erleben will, sollte noch mal schnell zuschlagen und Tickets sichern. MFJ kann WWRY nur wärmstens empfehlen.