Der bekannt und beliebte Schauspieler, Musicaldarsteller sowie Synchronsprecher Tetje Mierendorf (zuletzt in „Hairspray“) verkörpert den Ganoven Bones. Ina Trabesinger, ehemaliges Baby bei der Europapremiere von „Dirty Dancing“ ist als Schwester Mary Robert zu erleben. Curtis Shank wird von Cusch Jung gesungen und gespielt. Ein Franzose- Mathieu Boldron– spielt den Polizisten Eddie. Dave Mandell und Pedro Reichert stehen als die Ganoven TJ und Dinero auf der Bühne. Martine de Jager ist die lebenslustige Schwester Mary Patrick. Dann wäre da noch Sonya Martin als urkomische Schwester Mary Lazarus und Uwe Dreves als Monsignor Howard.
Das Ensemble, pardon, die Schwesternschaft des ungewöhnlichen Klosters besteht des weiteren aus: Nyassa Alberta, Alex Avenell, Nazide Ayline, Sandra Bleicher, Diana Böge, Frances Chiappetta, Rachel Colley, Mona Graw, Henriette Grawwert, Lisa Habermann, Kati Heidebrecht, Sonja Herrmann, Anne Hoth, Elissa Huber, Barbara Krabbe, Yvonne Köstler, Patricia Meeden, Sanne Mieloo, Susanna Panzner und Tina Podstawa. Fransisco del Solar, Claudio Goncalves, Detlef Leistenschneider, Hans Henning Stober, Thada Suanduanchai, Bernhard Viktorin und Tobias Weis.
Worum geht es bei Sister Act? Es erzählt die Geschichte der Disco-Diva Deloris van Cartier. Die Zeugin eines Mordes wird Deloris als sie schon just von der Polizei in Schutzhaft genommen wird. Doch wohin mit der „Kronzeugin“? Wirklich Sicherheit bietet nur: ein Kloster! Als Nonne verkleidet findet sie schnell Sympathie bei ihren Mitschwestern. Sie ahnen nicht, wer hinter der Kutte steckt. Ein Showgirl aus Las Vegas…
Ach ja, und dann ist da dieser verstimmte Chor des Klosters. Dünn und schwach erklingen deren Stimmchen. Ein Wunder, denn die resolute Nonne entlockt den eingeschüchterten Dienerinnen Gottes wahrhaft göttliche Engelsstimmen. Und wie schon im Film mit Whoppi Goldberg selbst übernimmt sie die Rettung des heruntergekommenen Viertels samt Schule und deren sozial schwachen Schülern. Auch hier verbergen sich Stimmen und Talente. Die Presse bekommt Wind von der wundersamen Nonne und schon droht ihre Undercover-Tarnung aufzufliegen. Die Gangster aus Doloris Vergangenheit nehmen die Verfolgung auf. Doch mit Hilfe ihrer Mitschwestern ist es gelungen, die Gang auszutricksen.
Die Musical-Adaption von Whoopi Goldberg mitproduziert hält sich im großen und ganzen an die Filmvorlage. Dennoch fehlt einem Musical etwas Entscheidendes: Glitter, Show, Action und Revue. Der New Yorker Komponist sowie Disney-Soundtrack-Meister Alan Menken setzen den Sound passend zum Musical in das Jahr 1978, wo neben Pop auch Funk und Disco das Land beherrscht.
Zodwa Selele beginnt mit “Best Of My Love“ und zeigt hier eine stimmstarke Doloris. In „Zeig mir den Himmel“ oder auch in „Fabelhaft, Baby“ zeigen sich auch gleich Hinweise auf die Schwachpunkte der Show. In Sachen Punktgenauigkeit der Pointen muss noch geschliffen werden. Gesanglich ist sie berechtigt in der Hauptrolle zu erleben.
Auch das Böse, das Gangster auszeichnet geht in der blassen Darbietung von Cusch Jung alias Curtis Shank völlig verloren? Hinzu kommt die teils überzogen alberne Darstellung von TJ (Dave Mandell), Bones (Tetje Mierendorf) und Dinero (Pedro Reichert). Der Akzent ist hier irgendwie fehl am Platze und so wirkt das komplette Trio eher eingesetzt wie Pausenfüller. Schade schade. Aber auf die Besetzung und Darstellung des großherzigen Polizisten kann man hoffen… und sich verlassen. Eddie (Mathieu Boldrion) verkörpert wie im Film auch den netten und ausgeglichenen Part von Doloris.
Daniela Ziegler als Mutter Oberin führt ein strenges Regiment. Ab diesem Zeitpunkt kommt Schwung in das Stück und kommt mit „Sister Act“ in Fahrt.
Witzig dargestellt in jedem Fall auch: Schwester Mary Patrick (Martine de Jager), die große, dicke und gemütliche Nonne, die greise-Schnaps verzehrende und rappendende Organistin Mary Lazarus (Sonya Martin) und dann wäre da auch noch das Mauerblümchen Mary Robert (Ina Trabesinger). Jetzt kommt Pepp ins Stück. Fetzig unter einer bewegenden Choreografie fliegen die Roben auf der Bühne.
Es wird viel gelaufen, viel gesungen, viel gebetet auf der Bühne. Die Steigerung im Laufe des Stückes zu höher, schneller, weiter findet weitere Höhepunkte in „Singt hinauf zum Himmel“ und „Schütz die Show“.
Weiteres Highlight bietet die Verfolgungsjagd der Gängster nach Deloris. Nach zahlreichen Türen, durch die kreuz und quer gelaufen wird, kann sich die schüchterne Schwester Mary Robert schließlich todesmutig vor Doloris „werfen“. Auch die Mutter Oberin verteidigt ihre Schäfchen, und Polizist Eddie macht am Ende einen guten Job. –Hier kommt erstmals auch das Orchester himmlischen Zuspruch und mit „Lass die Liebe rein“ tobt der Saal. Das Finale ist gelungen.
Die deutsche Übersetzung der Songs klingt etwas platt und zu glatt. Das Orchester unter der Leitung von Bernhard Volk wirkt müde und gemütlich. Da fehlt Pepp, das Feuer und der Funk!
Die Bühne mit Rampen und Drehelementen bietet Raum und einen sehr guten Gesamteindruck, bei dem die Darsteller sich austoben können. Hier wurde nicht gezögert sondern angepackt. Im Laufe des Stückes wird die Bühne immer erleuchteter und heller, pompöser auch die Kostüme, mehr Glitzer und Glamour tritt ein und endet in einem furiosen Finale, das in der Tat an Las Vegas erinnert.
HALLELUJA und AMEN: Kann man da nur sagen. Und wie so viele Medien es zitieren „Es müsste schon mit dem Teufel zugehen“, wenn dieses Stück nicht ankommt. Selbstredend, dass bei Premieren immer an Dramaturgie, Besetzung, Interpretation, Arrangements oder auch im Bereich Dialoge noch Verbesserungen nötig sind, dennoch, diese Premiere war gelungen.
Und wie immer auch bei Premieren feierte die SE mit ihrer Cast und zahlreichen Ehrengästen wie Whoppie Goldberg selbst, Nena, Katja Flint, Jörg Pilawa, Regina Halmich, Dennis Aogo und viele andere bis in die frühen Morgenstunden eine gelungene Premiere an diesem 2. Dezember ausgelassen.
Philliph v. Mörrendorf und Sandra Weisch für Musicalfotojournalismus.de
Fotos: SE