Das überregional bekannte Orchester Fink & Steinbach gastierte am diesjährigen Nikolausabend, in Füssen im Festspielhaus Neuschwanstein – im Gepäck Musicaldarsteller Patrick Schenk und die Sängerinnen Susanne Reitmayer und Juliette. Optisch umrandet wurden die Songs der Drei durch wunderschön choreografierte Tänze des renommierten deutschen Fernsehballetts.
War das eine Aufregung im Vorfeld. Mitte Oktober wurde bekannt, dass Olegg Vynnyk, gefeierter Musicaldarsteller bekannt aus „Les Miserables“ und „Elisabeth“ in der erfolgreichen Showserie des Orchesters „Showtime – from Broadway to Las Vegas“ dieses Jahr singen wird. Nach einer großangelegten Werbestrategie trat ein, wovor jedem Veranstalter graut, der Sänger erkrankte zwei Tage zuvor an einer Stimmbandentzündung. Max Steinbach, Manager des Fink & Steinbach Orchesters, gleichzeitig Veranstalter von „Showtime“ bedauerte zu Beginn der Veranstaltung dessen Ausfall. Die Enttäuschung des Publikums war daran zu erkennen, dass vereinzelt „Buh-„Rufe ertönten. Dies jedoch sollte dem Abend und der Stimmung keinesfalls einen Abbruch tun. Erleichtert verkündete Steinbach im gleichen Zuge, dass Vynnyk durch Musicaldarsteller Patrick Schenk, bekannt unter anderem aus Musicals wie Mamma Mia, Les Miserables und demnächst Marie Antoinette, auftreten wird. Musicalerprobt ist er, Patrick Schenk, und so wurde er nicht wirklich „ins kalte Wasser“ geworfen, auch wenn nur eine kurze Probe es ihm vorab ermöglichte, sich auf das Orchester und Theater einzustellen. Ein Profi eben! Songs und Texte lernte er noch im Zug vom Bremen nach Füssen. Diese Feuertaufe meisterte er bravourös.
Doch beginnen wir den Abend von vorne. Die Show startete und was bietet sich für einen glamourösen Dezemberabend besser an als diesen mit „Diamonds are a girls best friend“ zu eröffnen. Susanne Reitmayer tritt auf die Bühne und riss ihr Publikum mit den ersten Takten mit. Sie hat Power und Ausdrucksstärke in der Stimme, ihre Bewegungen unterstrichen ihr Können, kein Wunder, sie begeisterte sofort.
Big Spender passte zur der rauen und souligen Stimme von Juliette hervorragend. Einfach toll wie sie sich Tiger-like die Treppe zwischen dem Orchester hinunter auf die Bühne „schleicht“ und verführerisch mit dem Publikum kokettiert. Ihre blonde lange Mähne ließ sie halb ins Gesicht fallen. Juliette besitzt eine beeindruckende und faszinierende Ausstrahlkraft.
Wo große Musicals zuhause sind, da darf auch „Elisabeth“ nicht fehlen. Mit „Ich gehör nur mir“ DEM Lied des Stückes, ging der hintere Bühnenvorhang auf, zum Vorschein kam ein Bühnenbild, der Fassade eines Schlosses ähnlich. Im mittleren Fenster steht Susanne Reitmayer in einem traumhaften Ballkleid und schmettert die „Sissy-Hymne“ ins Publikum. Gänsehautfeeling pur, denn mit ihrer persönlichen Interpretation dieses Liedes schafft sie es auf eine ganz besondere Weise den Inhalt und Text des Liedes auszudrücken. Eine ergreifend bemerkenswerte Leistung. UND – den letzten hohen Ton trifft sie zur Begeisterung von Elisabethkennern problemlos. Die „Elisabeth“-Reihe geht weiter und so trat nun der „Geliebte“ und Widersacher Elisabeths auf die Bühne, der Tod. Mit „Der letzte Tanz“ hatte Patrick Schenk seinen ersten und sicherlich auch schwierigsten Song des Abends gleich zu Anfang zu bewältigen. Im Gegensatz zu den bisherigen deutschen „Tod“-Interpreten verlieh er dem Charakter einen ganz neuen und interessanten Touch. Mit weicher, poppiger Stimme umgarnt er als junger und charmanter Verführer seine Sissy. Sein Tod hat durchaus ansprechende Verführerqualität. Es ist doch immer wieder interessant, wie unterschiedlich Sänger denselben Song singen und interpretieren. Dadurch bekommt jedes Lied eine komplett neue Bedeutung und einen anderen Schwerpunkt in seinem Libretto. Im Anschluss folgte ein Duett mit Elisabeth: „Wenn ich tanzen will“. Großer und anerkennender Applaus war die Antwort auf seine gelungene Perfomance.
Das Orchester Fink & Steinbach verstand es den gesamten Abend eine konstant hervorragende Leistung abzuliefern. In keinem einzigen Song war jemals ein Gefühl von Müdigkeit oder gar Lustlosigkeit zu hören. Ganz im Gegenteil, große Spielfreude und eine sekundengenaue Präzision zeichnet dieses Orchester seit Jahren aus. Max Steinbach, Moderator des Abends, ließ es sich nicht nehmen, im zweiten Konzertteil jedes Orchestermitglied vorzustellen. Hierbei kam man aus dem Staunen nicht heraus, welche herausragende Profimusiker sich hinter den Pulten „verstecken“. Musiker, die bereits in Film, Fernsehen und den großen (Theater-)Bühnen zuhause sind… ebenso Preisträger, Lehrkörper und Leiter von musikalischen Formationen. Berechtigt, dass dieses Orchester einen grandiosen Ruf genießt.
Die Umrahmung bot das renommierte deutsche Fernsehballett. Rund 15 Tänzer lieferten schlichtweg nicht nur choreografisch eine hochkarätige Tanzshow. Durch ihre Kostüme waren sie ebenfalls eine echte Augenweide. Zwischen den einzelnen gesungenen Liedern der Sänger hatte das Ballett seine Soloeinsätze und so bot das Programm eine bunte Mischung für Auge und Ohr. Das Ensemble ist unumstritten eines der besten Showballetts in Deutschland. Die Synchronität der Tänzer ist wirklich erstaunlich und bemerkenswert und präzise. Auffallend, mit welcher Freude und Begeisterung die Tänzer bei der Sache sind. Es ist ansteckend und wunderschön anzusehen.
Es folgten die Songs „Willkommen, Bievenue“ aus „Chicago“, und „I am what I am“ aus „La Cage aux folles“. Susanne Reitmayer versteht es scheint es spielend, just die richtige Stimmung zu erzeugen. Ihre Bewegungen, wenn sie sich lasziv auf einem schwarzen Stuhl bewegt und räkelt sind ein echter Hingucker.
Ein Medley aus „Mamma Mia“, das beide Sängerinnen präsentierten sorgte dafür, dass die Stimmung im Saal zu brodeln begann. Mit Sicherheit wäre der ein oder andere Besucher allzu gerne aufgesprungen und hätte mitgetanzt, denn dieses Orchester ist schlichtweg mitreißend. Der komplette Abend zeichnete sich durch eine beachtliche Songauswahl aus, die sich perfekt zwischen Showelementen, Soli, Duetten und konzertanten Orchesterstücken zusammenfand.
Mit „Moulin Rouge“ entstand Pariser Nachtclub Flair zudem starkes Rotlicht die Bühne einfärbte. Mit einer mächtigen Federboa und sexy Bewegungen schlängelte sich Juliette die Treppe hinab und lieferte mit „Lady Marmalade“ eine rundum gelungene Nightclubshow ab. Die Damen und Herren des Balletts zeigten bei diesem Song eine ganz besonders schwungvolle Choreografie. Juliette beherrscht jedoch auch die ruhigeren Töne. Stimmungsvoll wurde es, als ein Lichtervorhang herabgelassen wurde und sie in einem wunderschönen Abendkleid die Bühne betrat und die ersten Töne von Whitney Houstons „I will always love you“ anstimmte. Ein Tanzpaar performte nebenzu dezent abgestimmt eine tolle und ausdrucksstarke Choreografie. Unbeschreibliche Atmosphäre machte sich breit.
Dieser Vorhang und diese Atmosphäre mussten festgehalten werden. Weiterer Glanzpunkt wurde daher von Patrick Schenk mit „Angel“ von Robbie Williams gesetzt. Unglaublich, es scheint, als wäre ihm der Titel auf den Leib geschneidert. Seine sanfte und ruhige Stimme lud zum Träumen ein. Große Begeisterung und Anerkennung erntete er berechtigt nach diesem Song. Zuvor schon lieferte Patrick einen weiteren Höhepunkt mit seiner Interpretation von „Dies ist die Stunde“ aus dem Erfolgsmusical „Jekyll & Hyde“. Zunächst sehr weich und gefühlvoll steigert er seine Stimme, fügte nach und nach Power hinzu und so gelang es ihm zum Ende des Songs DIE Aggression zu vermitteln, die der Song beabsichtigt. Schenk beweist, dass es nicht unbedingt einen Bariton benötigt, um einen Jekyll/Hyde überzeugend und packend zu singen.
Abschließend ist zu sagen, dass „Showtime“ einen stimmungsvollen, winterlichen und unvergesslichen Nikolausabend präsentierte. Rundum gelungen puzzelte sich dieser Abend zusammen und endete mit der friedvollen Zugabe „That’s what friends are for“ . Gut gelaunt und zufrieden verließen die Besucher das Theater und tauchten in die folgende „Snowtime“ ein. Der Winter grüßte mit sanftem Schneefall und wunderbar reiner Luft. Nun kann sie kommen, die „Stille Nacht“.
Marina Christiana Bunk, 8.12.08