Wer kennt sie nicht, die Geschichte um Elisabeth, Kaiserin von Österreich, einst Prinzessin in Bayern? Viel über den Inhalt muss man im Grunde nicht berichten. Das erfolgreichste deutschsprachige Musical hat mal wieder in Wien Station gemacht. Nach fast genau 20 Jahren gastiert es im Raimundtheater in Wien. Wo sonst sollte das Musical einen größeren Erfolg haben, als in der Stadt, in der das Musical 1992 seine Uraufführung feierte. Seitdem zieht es durch die Lande, sogar bis nach Japan, und ist beliebter denn je. Nichts hat die Geschichte an ihrem Reiz verloren, dennoch hat es sich seit 1992 verändert, hat sich entwickelt, ist stärker und aussagekräftiger denn je geworden. Neue Songs sind hinzugekommen, die Rollen der Sisi und der des Todes haben sich durch die unterschiedlichen Darsteller verändert. Kostüme und Bühnenausstattung sind neuer, moderner und lassen das geübte „Elisabeth“-Auge staunen. Lediglich die Videoproduktionen wirken an manchen Stellen einfach zu „viel“ und sehr kitschig.
Hier ein kurzer Abriss über die Geschichte:
Da wäre die stolze und eigensinnige Kaiserin Elisabeth, kurz Sisi genannt, die sich dem strengen spanischen Zeremoniell am Wiener Hof widersetzt und sich ganz ihrer Emotionen und Überzeugungen hingibt. Sie findet schnell heraus, wie sie ihre Position für sich nutzen kann. Nicht immer jedoch finden diese positiven Zuspruch von ihrem Mann, Franz und dessen Familie, insbesondere dessen Mutter Sophie. Umso sturer entwickelt sich ihr Charakter, Sisi lebt, wie es ihr gefällt, denn „sie gehört nur sich“… Ohne Rücksicht auf ihre Menschen um sie herum.
Unterstützt wird sie dabei vom Backroundmann „Dem Tod“, der sich nach ihr verzehrt. Doch wie es sich für eine stolze Frau gehört, sie lässt die Männer zappeln und wehrt sich energisch gegen sein Werben. Ihr Mann, Kaiser Franz hat es gegen den attraktiven und verlockenden, mystischen Mann schwer. Seine Sanftmut, aber auch seine Unterwürfigkeit gegenüber seiner Mutter, Erzherzogin Sophie, machen es ihm schwer, die volle Aufmerksamkeit von Sisi zu ergattern. Zu verführerisch ist der Tod. Sie durchlebt die Sonnen-, vor allem aber sämtliche Schattenseiten einer Frau, die in der Weltöffentlichkeit steht.
Und dann wäre da zuletzt Sisis Mörder, Luigi Lucheni, der der jungen Kaiserin nachstellt und ihre perfekte Fassade nach und nach zum Bröckeln bringt.
Am Ende siegt der Tod – im wahrsten Sinne des Wortes – und er erreicht sein Ziel, dass Elisabeth freiwillig in seine Arme flieht.
Die Rollen und ihre Darsteller:
Elisabeth: Annemieke van Dam
Der Tod: Mark Seibert
Luigi Lucheni: Kurasch Abbasi
Kaiser Franz Joseph: Franziskus Hartenstein
Erzherzogin Sophie: Daniela Ziegler/Dagmar Hellberg
Kronprinz Rudolf: Anton Zetterholm
Rudolf als Kind: Aeneas Hollweg
Herzogin Ludovika/Frau Wolf: Carin Flilipcic
Herzog Max in Bayern: Christian Peter Hauser
Annemieke van Dam sang schon in Stuttgart die Rolle der Elisabeth und bis heute verkörpert, entwickelt und prägt sie die Rolle seit Pia Douwes (Uraufführung Wien, ebenfalls Stuttgart, Berlin etc.). Ihre junge und dynamische Art erfrischt die Show. Ihre Ausstrahlkraft zeigt eine junge Elisabeth, der man glaubt, weshalb ihr das Volk und der Hofstaat zu Füßen lag. Der Zuschauer nimmt ihr ab, dass sie sich vom Tod angezogen fühlt und ihm am Ende ohne Einwand folgt.
Mark Seibert als Tod zeigt mit seiner gespielt kühlen und arroganten Art eine neue Seite vom Tod. War es Uwe Kröger einst, der die Rolle unverkennbar prägte, mal verführerisch, jung und extravagant auftrat, so hat sich diese Rolle mit all seinen bisherigen Darstellern wohl am meisten gewandelt. Mark Seibert spielt den Verführer abwechselnd mit gehauchter und dann wieder mit durchschlagender Rockstimme. Tänzerisch glänzt er mit perfekt getimten Bewegungen und letztlich ist es seine große und stattliche Figur, die den Tod noch prägnanter erscheinen lässt.
Kurosch Abbasi ist cool und keck gleichzeitig. Hinterlistig wirkt sein Spiel gekoppelt mit einer unbändigen Spielkraft. Kein Wunder, der Saal tobt nach seinem Song „Kitsch“. Berechtigt!
Franziskus Hartenstein als Kaiser Franz Joseph ist die Neuentdeckung der Inszenierung. Der Newcomer besticht durch eine klare und wohlklingende Stimme, ein wunderschönes Spiel und eine überzeugende Gesamtdarstellung. Auch wenn die Rolle nur klein ist, wusste er sie zu jedem Zeitpunkt auszunutzen.
Auch Anton Zetterholm in der Rolle des Kronprinzen Rudolph gelang es das Publikum mitzureißen. Seiner Stimme zu lauschen ist immer wieder ein Genuss. Auch sein Spiel überzeugte, wenngleich man sich noch recht schwer tat, ihn in seinen Dialogpassagen zu verstehen.
Carin Filipcic als Herzogin Ludvika und Salon Wolf-Chefin überzeugte wie immer in ihren Rollen. Sie spielt ihre Charaktere mit Leib und Seele, kein Wunder, dass sie das Publikum immer wieder begeistert.
An ihrer Seite als Herzog Max in Bayern trat Christian Peter Hauser auf. Auch er machte das Beste aus seiner Rolle, wobei man sich noch ein wenig mehr Intensität und Überzeugungskraft wünscht. Dies kann sich natürlich noch entwickeln.
Daniela Ziegler als Erzherzogin Sophie, die wohl undankbarste Rolle des Stückes, spielt ihre Rolle wie sie sein muss: hart, demonstrativ und ohne jegliche Kompromisse. Eine tolle Leistung, wobei Ziegler mit Sicherheit gesanglich noch Spielraum nach oben hat.
Am Ende kann man sagen, dass diese „Neuauflage“ des wohl bekanntesten deutschsprachigen Musicals gelungen ist. Mit seinen Protagonisten kann das Musical erneut strahlen und überzeugen und ein Besuch im Raimundtheater ist allemal empfehlenswert.
Autor Sabrina Meyer (Co-Autor Marina C. Bunk)