Wiederaufnahme von „Ludus Danielis – the Play of Daniel“ am 15.3.09 im Pfalztheater Kaiserslautern wird bejubelt wie eine Premiere
Das Stück muss einen unbeschreiblichen Zauber und eine massive Magie ausstrahlen, der sich nicht zu entziehen ist. Anders lässt es sich nicht erklären, weshalb bei der bei der Wiederaufnahme das Theater bis auf den letzten Platz besetzt war. Die Stimmung war besser denn je. Nicht einmal die Derniere im vergangenen Juni kommt an diese Show heran. Es war, als hätten alle Beteiligten nur diesen einen Augenblick herbeigesehnt, soviel spürbare Power und Spielbegeisterung steckte in jedem einzelnen Mitwirkenden. Auffallend viele junge Menschen sah man unter den Besuchern. Latein scheint sehr beliebt zu sein.
In der kompletten Musical-/Rockopernlandschaft hat man ein solch einzigartiges Werk noch nie gesehen. Ob es nun die Geschichte ist, die gefällt oder die Kostüme, die einen anspruchsvollen Augenschmaus versprechen… ob es eher die Musik ist, die bis ins Mark dringt und berührt… vielleicht sind es aber auch die reihum beeindruckenden Protagonisten, die – Solisten vorangehend – ein stimmiges Bild und eine tolle Show liefern. Diese Frage kann jeder Besucher für sich beantworten, aber eines ist klar, in „Ludus Danielis“ ist für jeden Theaterfreund etwas dabei.
Wie schon in früheren Artikeln zu dem Stück von MFJ beschrieben, schafft es die Musik sich einen kribbelnden Weg zu bahnen, der zwischen pompösen klassischen Chorklängen wie in „Audite Principe“ bis hin zu rockigen Sequenzen eine Mischung abzuliefern weiß. Da sind gemächliche Landstrassen zu finden, Songs, bei denen man eine Verschnaufpause einlegen kann. Romantische, verwachsene Wege finden sich in Balladen wieder, ein Highway erobert die Bühne, wenn die Löwen ihr Opfer wittern, aber auch die Rush-Hour findet dann Platz, wenn König Belsazar seinen Hofstaat mal wieder mit seinen Eskapaden außer Rand und Band bringt. Alle Wege führen nach Kaiserslautern, könnte man so sagen. Und wie schon in der letzten Saison, dieser Weg lohnt sich. Es sind lediglich 4 Vorstellungen geplant, in der das Stück seinen Weg auf die Bühne findet. Man sollte sich also rasch um Tickets bemühen, wenn man dieses Theatererlebnis sehen möchte.
Langanhaltender und begeisterter Applaus ertönt nach jedem Song. Hier sind es allen voran Andy Kuntz als Prophet Daniel, Astrid Vosberg in der Doppelrolle der Königinnen und Randy Diamond, ebenso in der Doppelrolle der Könige, die dröhnenden Applaus ernten. Dieses Stück begeistert schlicht. Man möchte kaum glauben, dass die renommierte und gestandene Metal Band „Vanden Plas“ dieses Wunderwerk gezaubert hat. Als diese im Anschluss aller Solisten beim Schlussapplaus die Bühne betritt, gibt es für das Besuchervolk kein Halten mehr. Das hat eindeutig Rockkonzertqualität. Wohlgemerkt sind hier keine Metal-Fans vertreten, was den tobenden Mob unter Umständen erklären ließe. Nein, hier sind es vom Kind über den Jugendlichen, über Eltern und Musicalfans bis zum Operngänger alle menschenmöglichen Optionen, die den Musikern zujubeln. Man möchte glauben, es wäre eine Weltpremiere, so laut und lange hält der Applaus an. „Ludus Danielis“ ist ein Meisterwerk aus ehrlicher und solider Künstlerhand geformt. „Deutsche Handarbeit bzw. Maßfertigung“ sozusagen. Ein Stück, das sich weltweit sehen lassen kann. Entstanden vor nicht allzu langer Zeit, irgendwo in der Pfalz. Unglaublich!
Die Menschen mögen „Ludus Danielis“, das ist offensichtlich und unbestritten.
Astrid Vosberg mit ihrer berührenden Ballade „Consilium Reginae“ schafft es immer wieder, dass die Augen zahlreicher Besucher das ein oder andere Tränchen vergießen. Im ersten Akt spielt sie die sanfte Königin, mit weicher und hochemotionaler Stimme. Sie berührt und singt sich mit einer unbeschreiblichen Wärme in die Herzen der Besucher. Im zweiten Akt verwandelt sie sich in Gegenteil und auch ihre Stimmfarbe nimmt harte und rockige Züge an. Die verständnisvolle Ehefrau wandelt sich in das berechnende „Luder“, das ihren Mann, König Darius, in Schacht hält. Schauspielerisch füllt sie ihre Rollen als Idealbesetzung einfach nur genial aus.
Doppelrollen geben Darstellern einfach immer wieder die Möglichkeit eine Bandbreite vorzuweisen. Und so konnte sich ein „Randy Diamond als König Belsazar im ersten Akt nebst seiner Lieblingsrolle als Jekyll/Hyde mal wieder richtig auslassen und die Leute schocken, wenn er- um hier das Musical Jekyll & Hyde zu zitieren: „voller Lust und Gier“- zwischen all den jungen Mädls des E-Chores und den Statisten umherwirbelt. Im zweiten Akt, wenn König Darius die Regentschaft übernimmt, erhält sein Gesang klassische Züge und auch da kann er mal wieder beweisen, wie wandlungsfähig er ist.
Andy Kuntz als Daniel scheint die personifizierte Sanftmut zu sein. Er spielt diesen Propheten so derart überzeugend, setzt seine weiche und gefühlvolle Stimme derart gekonnt ein, dass man einfach nur mit ihm leidet, wenn er auf der Bühne herumgeschubst und getreten wird. Die stimmlichen Höhen, die Kuntz erreicht mögen für manchen männlichen Sänger Neideffekt erzeugen. Er versteht es, seine Stimme einzusetzen und die Klänge seiner Bandkollegen (er ist der Sänger der Band Vanden Plas) perfekt umzusetzen. Auch in Kuntz hat man einen hervorragenden Schauspieler für Daniel gefunden. Seine Rolle spielt er wirklich überzeugend.
Die weiteren Solisten wie Arlette Meissner, Ines Agnes Krautwurst, Bernd Schreurs, Peter Floch oder Günther Fingerle verstehen es, ihre Rollen zu singen und zu spielen. Jeder hinterlässt auf seine persönliche Weise Eindruck und kann sich vor einem mittlerweile stückbezogenen, verwöhntem „Lauterer“ Publikum beweisen. Eine Traumcast, alles in allem, auch wenn die Namen nicht zu den großen der Branche gehören mögen. Gerade deshalb aber ein Beweis, dass man kleinere Theater durchaus gut im Auge behalten sollte.
Die Band „Vanden Plas“ mit ihren zusätzlichen Musikern Eva Alexandrian an der Violine sowie Burdette L. Becks an der Flöte, Ballett, Chor, E-Chor und Statisterie des Theaters lieferten auch an diesem Abend wieder einen grandiosen Job ab.
Wie bereits geschrieben- es lag ein Hauch von Premiere in der Luft, als abschließend Intendant Herr Johannes Reitmeier mit seinem Ballettdirektor Stephano Gianetti und Regie-Assistentin Anna Port auf der Bühne erschien. Die anschließende Party entsprechend dem Erfolg der Wiederaufnahme ging lange, ausgelassen und glücklich bis in die Morgenstunden.
Infos und Tickets HIER
Marina Christiana Bunk, 15.3.2009