Schiff ahoi! Träumen war gestern, Leben ist heute…

Ich war noch niemals in New York“ feiert umjubelte Premiere im Apollo Theater in Stuttgart.

Udo JürgensWie stets bei Premieren sind Gäste aus Film, Fernsehen, Musikbusiness, Wirtschaft, Sport und anderen Bereichen geladen.  Udo Jürgens Texter und Pate des Musicals durfte an diesem Abend selbstverständlich nicht fehlen. Modedesigner und Aufsichtsrat von Boss Werner Baldessarini  mit Gattin gehörte ebenfalls zu den heißbegehrten Promis des Abends. Katja Flint mit Mutter Irmgard, Christine Kaufmann, Monica Invancan sowie Gabriel Barylli, gleichzeitig Schriftsteller und Regisseur vertraten die Schauspielerriege. Letzterer ist übrigens für das Buch von „IWNNINY“ verantwortlich.  Weiter tummelten sich im Laufe des Abends  Ikonenmoderator Frank Elstner mit Familie, Comedian Hape Kerkeling (übrigens nicht am roten Teppich gesichtet und in der Pause leider sehr in Eile!!!), Regina Halmich, Sängerin Cassandra Steen, Miss Germany Anne Julia Hagen, Fr. Wommy Wonder u.v.m. auch Topmodel-Teilnehmerin Gina-Lisa Lohfink unter den Gästen.

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Worüber handelt das Musical mit dem langen Titel eigentlich? Die Inhaltsbeschreibung der Stage Entertainment lockt mit folgendem Text die Neugierde der Leser:  „IWNNINY erzählt von Sehnsüchten, Träumen und der Suche nach einem erfüllten Leben. Im Mittelpunkt steht die erfolgreiche Fernsehmoderatorin Lisa Wartberg. Ausgelastet durch ihre Karrierepläne vernachlässigt sie ihre Mutter Maria. Die lebenslustige alte Dame fühlst sich abgeschoben und beschließt kurzerhand, ihre große Liebe Otto Staudach in New York unter der Freiheitsstatue zu heiraten. Heimlich besteigt das Paar ein Kreuzfahrtschiff. Bei dem Versuch, ihre Mutter aufzuhalten, trifft Lisa auf Axel Staudach und dessen Sohn Florian. Beide wollen ihren Senior ebenfalls zurückholen. Auf hoher See nimmt eine turbulente Geschichte mit Verwechslungen und Selbsterkenntnissen ihren Lauf.

Ich war noch niemals in New York MusicalMan kann sich wie immer über die Handlung von Musicals streiten und darüber diskutieren. Auf der einen Seite gibt es die Musicalgänger, die seichtere Handlungen, leicht kitschig und verträumt mögen, die anderen Besucher erwarten anspruchsvolle Vorgänge, Logik und möglichst realitätsnah. Doch ein Bühnenstück  kann selten alle Erwartungen erfüllen. Halten wir fest, dies ist ein Stück, das Romantik, Kitsch, Klischees und leicht überzogene Charaktere präsentiert. Alles in allem ist es aber wiederum so derart stimmig, dass man sich mehr in einer Komödie vorfindet und Handlung mit einem Schmunzeln wahrnimmt. Die Songs sind meist bekannt und laden kampflos dazu ein, innerlich mitzusingen und mit zu swingen. Eines sei gesagt, auch wenn man der Musik von Udo Jürgens nicht so positiv geneigt sei, hier geht man garantiert mit dem ein oder anderen Ohrwurm nach Hause, denn selbst die vielleicht sonst so schmalztriefenden Songs wie „Mercie Cherie“ oder „17 Jahr, blondes Haar“ sind hier so selbstironisch eingesetzt, mit Schauspiel, Mimik und selbstkritischem Humor so unterlegt, dass man gezwungenermaßen wirklich grinsen oder lachen muss.

Selbstredend, dass beim Titelsong sogar der letzte schlummernde Gast zum Leben erwacht und mit wippt. So gelingt es dem Song „Heute beginnt der Rest meines Lebens“ ebenfalls großartige Stimmung zu verbreiten.  Ein überzeugendes Gesangs- und Tanzensemble unterhält durchgehend und reißt die Zuschauer mit Schwung und Pep einfach mit. Gerade auch der Song „Schöne Grüße aus der Hölle“ strahlt mit seinen rot-verruchten und schrill-bunten Kostümen. Sie sind eine Mischung von Moulin Rouge, Karneval in Rio … einfach teuflisch gut! Yan Tax (Kostüme) und Sjoerd Didden (Perücken/Maske) ist hier ein Feuerwerk an Augenschmaus gelungen.

Dagegen schrill und klischeeüberladen ohne Ende, das es schon wieder amüsant zum Ansehen ist, kommt der Song „Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“ rüber. Wenn hier die schwulen Matrosen mit leichtem und grazilem Schritt die Bühne einnehmen, bleibt man nicht davor verschont breit zu grinsen.

In diesem Stil wiederholen sich Szenen, wie beispielsweise die des persönlichen Stylisten von Lisa Wartberg. Wenn Fred seine Wimpernbanderole auspackt und entzückt feststellt, dass Lisa guten Geschmack beweist, indem sie die sog. „Siegeswimpern“ erwählt,  dann weiß man nicht mehr genau, ob das nun Klischee ist oder maßlose Übertreibung.

Ruhige und romantische Szenen, die Platz zum Ausruhen bieten, gibt es aber auch im Lied „Wie könnt ich von Dir gehen“ und vielen anderen.

Kommen wir zur Besetzung des Abends.

Sabine Mayer Ich war noch niemals in New York MusicalSabine Mayer
verkörpert hier die Rolle der karrierebedachten Moderatorin Lisa Wartberg. Schon mit den ersten Tönen überzeugt sie mit einer klaren, kräftigen und doch so weichen Stimme. Die Rolle passt zu Sabine Mayer im gesamten Erscheinungsbild und harmoniert mit ihrem Schauspiel.  Ihr gelingt es die Karrierefrau abwechselnd mit der Frau zu verkörpern, die im Grunde genommen auch nur den bescheidenen Wunsch nach einem gewöhnlichen Leben mit Partner, Liebe und Freiheit genießen will.

Karim Khawatmi Ich war noch niemals in New York MusicalKarim Khawatmi
ist Musicalgängern eher als Held, Kämpfer oder Rebell in seinen Rollen bekannt. Als Axel Staudach erlebt man ihn in einem neuen, ungewöhnlich weichen Charakter. In rasanten Szenen blitzt  noch gut und gerne ein Athos, Danglars oder Javert hindurch. Aber er kann letztlich in der Rolle überzeugen und seine humorige Seite mit seinem Bühnensohn Florian beweisen.

Regina Venus Ernst Wilhelm Lenik Ich war noch niemals in New York MusicalRegina Venus und
Ernst Wilhelm Lenik
verkörpern das alte, im Herzen jung gebliebene Paar, das aus dem Altersheim flüchtet und „einmal verrückt sein und aus all den Zwängen“ fliehn will. Schauspielerisch harmonieren beide nahezu perfekt. Sie sind ein Paar, das jeder gerne knuddeln will, so sympathisch und liebevoll kommen sie beim Publikum an. Regina Venus besticht durch eine unbeschreibliche Strahlkraft in ihrem Ausdruck, Ernst Wilhelm Lenik dagegen schafft es die Blicke durch seinen unbändigen Charme auf sich zu ziehen.

Das schwule Pärchen bestehend aus Stylist Fred, gespielt von Uli Scherbel und dem Griechen Costa, verkörpert von Marco A. Billep, begleitet die Protagonisten in allen möglichen Szenen die ganze Show hinweg und reizen mit ihrer Neigung so ziemlich alle Klischees aus, die das Metier zu bieten hat. Manchmal scheint es ziemlich überzogen, dennoch, dem Publikum gefällt‘s und stimmlich sowie schauspielerisch kann man beiden keine Kritik anmaßen.

Eine kesse Lippe mit durch und durch Teenie gehabe, zeigt an diesem Abend Marco Rombold als Sohn Florian von Axel Staudach. Der junge Sänger und Schauspieler macht seine Sache überzeugend und witzig. Cool, lässig aber auch nervig wie Teenager sind, mit einer ehrlichen und oft ungefragt offenen Klappe, überzeugt Marco Rombold und kassiert dafür verdient begeisterten Applaus.

Tanja SchönIch war noch niemals in New York MusicalLast but not least wären da auch noch Janina Goy (ebenfalls Ensemble) als Altenheimleitung Frau Sargnägele und Tanja Schön (ebenfalls Ensemble) als Reisebüroangestellte. Beide haben die Lacher des Publikums auf ihrer Seite. Sei es die strenge, schwäbisch-schwätzende Heimleitung, die Spaß und Liebelei im Altersheim so gar nicht akzeptieren will oder die überdrehte, fast hysterische Reisebüroangestellte, der man am liebsten ein Sauerstoffzelt bereithalten möchte, wenn sie nahezu hyperventiliert, als sie Moderatorin Lisa Wartberg in ihrem Büro erkennt. Beide leisten hier schauspielerisch hoch unterhaltsam und witziges Können.

Ich war noch niemals in New York MusicalWie immer wären die Solisten nicht, was sie sind, wenn da nicht ein hochkarätiges Ensemble hinter ihnen agieren würde. Wie trist und leer wäre die Bühne ohne Ensemble. Hier sind es Sarah Bispham, Fanbiana Denicolo, Julieta Frias, Markus Hanse, Philipp Hägeli, Nina Janke, Samantah Klots, Horst Kulmbrein (Steward), Jimmy Laremore, Maik Lohse(Steward), Denys Magda, Matthias Otte, Marc Schlapp (Kapitän), Nigel Watson, die den Schwung, die Power und die Stimmung verbreiten.

Alles in allem kann man sagen, dass das Stück samt seiner Choreografien von Kim Duddy in Verbindung mit der Regie von Carline Brouwer in sich stimmig ist und überzeugt. Auch die Bühne von David Gallo überzeugt und ist nicht wie sonst in mittlerweile vielen Produktionen sparsam oder spartanisch.

IWNNINY ist sicherlich kein Musical der anspruchsvollen Handlung und des komplexen Inhaltes. Dennoch eine Show der guten und hochwertigen Unterhaltung, mit tollen Darstellern und einem überzeugenden Ensemble. Wir gratulieren zu einer großartigen Premiere und wünschen dem Stück viel Erfolg und Besucher in Stuttgart.

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Marina C. Bunk, 22.11.2010

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