Am 17. Mai diesen Jahres hatte High Society in Regensburg erfolgreich Premiere. (Inhalt und weitere Infos siehe Bericht High Society) Ebenso erfolgreich startete das Stück in seine Wiederaufnahme am 8. November 2008. Was hat sich seither verändert, was ist passiert. Lediglich eine Caständerung mit Brent Damkier als Journalist Mike Connor wurde vorgenommen. Er hat in dem gesamten Stück wirklich überzeugt und der Rolle neue Nuancen verliehen. Der musikalische Leiter wurde mit Christoph Heil neu besetzt. Das Stück ist im Theater Regensburg erfreulicherweise permanent ausverkauft.
Eigentlich hat sich nicht viel verändert, seit dem letzten Bericht von MFJ. Die Protagonisten liefern allesamt eine gute Performance ab. Die Show kommt bei den Besuchern hervorragend an. Leider ist es auch dieses Mal MFJ nicht gelungen die seit der Premiere so gefeierte Theresa Michelson in der Rolle der Dinah zu erleben. Katja Mayer spielt die im Gegensatz zu Michelson eine ältere, teenager-lastigere Dinah, dies aber recht gut. Ihr Satz „Sag mal, Tracy, wie lange warst Du eigentlich letztes Mal verheiratet?“ sorgte für den ersten Lacher des Abends. Das Schauspiel der Nachwuchsdarstellerin ist gelungen um dies abzurunden wünscht man dem jungen Talent auf jeden Fall in Zukunft noch etwas mehr Kraft in der Stimme. Sie gibt jedoch glaubhaft einen angehenden „rebellischen“ Teenager wieder. Ihr Zusammenspiel mit Gesche Geier, der Tracy Lord des Stückes, harmoniert wunderbar und so ist auch „Ganz Paris träumt von der Liebe“ wieder ein echter Hingucker, wenn die beiden ihre Regenschirme grazil dazu drehen. Überhaupt ist mit Gesche Geier eine überzeugende Tracy Schauspielerin gefunden worden. Ihr Leistung schafft sie die ganze Show über konstant zu halten, ihre Pointen kommen an und im Besonderen erzeugt sie Lachen, wenn sie ihren künftigen Mann als Eichhörnchen bezeichnet, wenn dieser mal wütend ist, dabei streckt sie die Zähne hervor und hoppelt wie ein solches Tierchen über die Bühne. Als betrunkene Verlobte am Tag vor der Hochzeit kann sie punkten, gerade dann, wenn sie über der Schulter von Reporter Mike hängend, die Spießigkeit ihres sichtlich entsetzten Verlobten bemäkelt. Mit ihrer Stimme liegt sie zwischen Klassik und Musical. Eine tolle Mischung, die in ihrer Rolle wunderbar zur Geltung kommt.
Zu Unrecht vernachlässigt im letzten Bericht die Journalistin- Liz Imbrie, verkörpert von Christina Knaus-Waldmann– eine tolle Schauspielerin. Mit ihrer quirligen komischen Art bringt sie das Publikum immer wieder zum schmunzeln. Eigentlich hat sie ja beide Augen auf ihren Kollegen Mike geworfen, von daher kommt es ihr mehr als Unrecht, als der gute Onkel Willi ihr ständig nachsteigt. Wie sie die gesamte Show über versucht, diesem mehr oder weniger erfolgreich zu entkommen gelingt ihr mit viel Humor und Überzeugung. Apropos, auch Onkel Willi – alias Berthold Gronwald ist auch dieses Mal wieder einer der Protagonisten, der zweifelsohne die Show erheblich mitträgt. Das Zusammenspiel mit Knaus-Waldmann in „Ich mache mich jetzt fertig für dich“ ist wirklich ein wunderbar amüsanter Song. Es ist einfach genial, wie er seine Witze anbringt, frech und doch mit soviel Charme, dass man ihm nicht böse sein kann. Onkel Willi ist schlicht rundum gelungen interpretiert von Gronwald, eine wirklich tolle Leistung. Zweiter im Bunde des Duos ist Randy Diamond. Er ist immer wieder ein Eyecatcher, ob er nun singt, spielt oder tanzt. Die Zuhörer sind begeistert, jedes Stück wird laut umjubelt. Sein fieses Grinsen ist herrlich anzusehen, wenn er die Chancen bei seiner Tracy steigen sieht und damit gleichzeitig den Verlobten George ausbootet. Randy Diamond lieferte eine konstante Leistung. Sein Elan, sein Ehrgeiz, seine Spiel- und Singfreude ist unübersehbar.
Fast schon leid dagegen tut einem George, gespielt von Martin-Jan Nijhof, der Verlobte von Tracy, wie er zusehen muss, wie seine Angebetete immer mehr abdriftet und letztlich doch in den Armen des Ex-Verlobten Dexter liegt. Auch Nijhof hat immer wieder Glanzpunkte, es scheint, er habe sich intensiver in seine Rolle gespielt. Wesentlich stärker und auffälliger wirkt er dieses Mal auf der Bühne. Sein Gesang wirkt ausdruckstark und sein spießiges Verhalten kann er glaubhaft, ja herrlich witzig rüberbringen. Auch wenn er das Boot, die True Love, die Dexter dem Paar schenkt, achtlos- beinahe abwertend wegstößt, kann man seine Gefühle nachvollziehen, auch wenn es Tracy dabei schier das Herz bricht. Für sie hat das Boot eine ganz besondere Bedeutung…- das jedoch kann der arme George ja nicht wissen. Was so ein kleines Schiffchen doch alles bewirken und auslösen kann… Stimmlich ist Nijhof mit seinem klassischen Gesang ein toller und gelungener Gegensatz zu Diamond mit der Musicalpowerstimme – sie sind eben „Kontrahenten“.
An dieser Stelle soll auf jeden Fall nochmals das Ballettensemble seinen Platz finden. In manchen Teilen leider etwas unsynchron, wirkt es trotzdem wunderbar schwungvoll. Erkennbar die hohe Motivation und Freude der Tänzer. Sie unterstreichen das Bühnenspektakel nicht nur durch die bunten Kostüme wie beispielsweise als Sambagruppe. Vor allem sind die drei jungen Solotanzpaare für eine hervorragende Leistung hervorzuheben. Bei ihnen war es eine wahre Freude zu zusehen, wenn schon- leider immer noch – das Orchester partout nicht in Fahrt kommen will. Dieses kann nur an sehr wenigen Stellen wirkliche Akzente setzen, Höhepunkte einbringen und Power, Gas und Schwung reinbringen. Woran mag das liegen? Das Ensemble und die Musik verleitet doch nahezu mit zu swingen. Noch immer lahmt es und man hat das Gefühl, den Sängern geht bald die Luft aus. Man spürt förmlich, wie sie kämpfen, sie wollen die Musik nicht einschlafen lassen und versuchen ihr wieder Leben und Schwung einzuhauchen, indem sie „zu treiben“ beginnen. Hier sollte das Orchester auf jeden Fall mehr ansetzen und mitziehen.
Grundsätzlich ist High Society ein wirklich mehr als liebenswertes Musiktheaterstück. Fernab aller neuen Produktionen ist es erfreulich, dass sich ein so „alter“ Juwel halten kann und Interesse beim Publikum erzeugt. Das Stück enthält stilvollen, nett verpackten und vor allem zeitlosen Humor. Es hat eine witzige Geschichte, wirkt in seiner Handlung niemals von Weit her gegriffen und könnte sich so jederzeit wieder abspielen. Das Stück hat Charme und es ist ihm zu wünschen, dass es nach Regensburg noch möglichst viele Häuser erreicht.
Wer High Society nun noch immer nicht gesehen hat, sollte sich auf den Weg machen, denn das Stück spielt nur noch zu folgenden Terminen: 26. Dezember 2008, 16./22. Januar, 8. Februar 2009, (jeweils 19.30 Uhr)
MFJ dankt an dieser Stelle dem Theater Regensburg für die hervorragende und freundliche Zusammenarbeit sowie Unterstützung.