„You’re the one, that I want“ eine rasante Show bei der König Ludwig II gerne mitgerockt hätte.
Wer kennt sie nicht, legendäre Songs wie „Summer lovin“, “Grease Lightnin’“, „Sandra D“ oder „You’re the one that I want“ aus dem Musical Grease? In einer rasanten 50’er / 60’er Jahre Show ist es dem künstlerischen Leiter Philippe Ducloux – selbst Musicaldarsteller sowie Regisseur und Choreograph – gelungen schmissiges Entertainment zu servieren. An zwei Tagen, am 5. und 6.9.08, wurde hier direkt am romantischen Forgensee mit Blick auf die Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau gerockt. Neben benannten Musicalohrwürmern finden sich Songs aus dieser Zeitspanne wie „Unchained Melody“, „Que Sera“, „Itsy Bitsy Teenie Weenie“ oder „Can’t help falling in love“ wieder. So wurde aus dem schönen Festspielhaus in Füssen, in dem einst die Musicals „Ludwig“ und „König Ludwig2“ residierten, eine fetzige „Rockhalle“ bei der das Publikum begeistert mitging und sich neugierig „back to the 50-ties und 60-ties“ entführen ließ. An beiden Tagen führte Philippe Ducloux persönlich mit viel Witz und Charme durchs Programm.
Wie aber lässt sich am treffendsten diese Show beschreiben. Es ließe sich in einem Satz zusammenfassen: hier haben sich 8 beeindruckende, fantastische und ausdrucksstarke Künstler, Tänzer und Sänger auf der Bühne zusammen gefunden, die in einer zweistündigen Show ein gesangliches buntes Feuerwerk boten und tänzerisch erstaunlichste Höchstleistungen präsentierten. ENDE!
Nun gut, gehen wir dann doch etwas näher auf die Darsteller und die Show im Einzelnen ein. Wie bereits erwähnt erwarten den Besucher Oldies quer Beet durch die 50’er und 60’er Jahre. Aufgelockert wird die Show, indem das Publikum auf gelungene Weise einbezogen wird. So schafft beispielsweise ein live Tanzwettbewerb auf der Bühne ausgelassene Atmosphäre. Die Szene erinnert an einen typischen amerikanischen High School Filmstreifen, in dem beim legendären Abschlussball stets das beste Paar prämiert wird. Oder: in einem Gemeinschaftschor können die Zuschauer zu den Songs inbrünstig mitsingen. Es gibt an diesem Abend auch mehrfach Gewinne wie Champagner oder sogar Bargeld. Da hat man sich wirklich mal was einfallen lassen, denn längst gilt es nicht mehr als Aufreger oder Besonderheit, wenn Darsteller im Publikum singend herumwandern. Auf diese Weise hat man mal wieder bewiesen, dass es auch ganz anders geht.
Kommen wir zu den Tänzern. Allen voran ist hier nochmals Philippe Ducloux, gebürtiger Amerikaner, zu nennen, der bereits in Musicals wie „Starlight Express“, „Die Schöne und das Biest“ oder „ChristO- die Rockoper“ mitwirkte. Philippe kann außerdem über beeindruckende Titel wie Weltmeister, britischer Meister und US-Meister im lateinamerikanischen Formationstanz aufweisen und genau diese Erfolge spiegeln sich in seinen Bewegungen wieder. Stimmlich ist es für den Darsteller ein Leichtes in den Höhen zu singen. In „You’ve lost that lovin’ feeling“ brachte er eine einwandfreie, saubere Kopfstimme zum Einsatz, von denen manche männliche Gesangskollegen nur träumen können. Er bewies somit nicht nur in rockigen Nummern sein Können. Wunderschön anzuhören seine Balladen „Unchained Melody“ oder oder „Can’t help falling in love“. In Diesen brachte er seine weiche und sanfte Stimme voll zur Geltung, so dass Frauen nur so dahin schmolzen! Vor allem aber dürfte die EINE Frau dahin geschmolzen sein, welche er auf die Bühne mitgenommen hatte….
Mit Nicole Ciroth hat Philippe Ducloux eine echte „Kaiserin“ ins Boot geholt. Sie verkörperte Sissi im Musical Ludwig 2 im Festspielhaus in Füssen. Ein Heimspiel sozusagen für Nicole. Weiter spielte sie in „Das Phantom der Oper“ die Rolle der Christine oder in „Les Miserables“ die weibliche Hauptrolle der Cosette. Nicole hat ihre Ausbildung mit Ballett in Berlin begonnen und das erkennt man auf den ersten Blick. Ihre Bewegungen sind wesentlich weicher und anmutiger. Ihre Handhaltung, gerade in Endposings, perfektioniert den Gesamteindruck dieser jungen und zierlichen Darstellerin. Während die anderen Kolleginnen eindeutig rockigen Rhythmus im Blut haben scheint Nicole nahezu über die Bühne zu schweben. Ihre liebreizende Erscheinung war ein weiterer Hingucker der Show. Mit ihrer Mimik und Gestik konnte Nicole in jedem Fall auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Ihr würden in jedem Fall auch Rollen im humorigen Bereich wunderbar stehen. Zunächst aber wird Nicole die Rolle der Elisabeth im gleichnamigen Musical auf einer 5-Wöchigen China-Tour verkörpern.
Der Schwede Paul Glaser ist Anhängern des Musicalgenre schon lange bekannt. Er wird sozusagen als „Alter Hase“ bezeichnet. In Düsseldorf spielte er bereits erfolgreich im Musical Grease und sang in Produktionen wie „West Side Story“, „Buddy Holly Story“ oder „Cats“ die Hauptrollen. Auch er begann seine Tanzausbildung im Fach Ballett an der Royal Swedisch Ballett School in Stockholm. Mit Songs wie „Can’t buy me love“ oder „Itsy bitsy teeny weeny” oder “Those magic changes” begeisterte er das Publikum. Er verfügt über ein einprägsames poppig-rockiges Stimmtimbre, das Eindruck hinterlässt. Der quirlige und sympatische Darsteller wirkte wie ein Flummi auf der Bühne und auch stimmlich passte er einfach hervorragend in diese „Oldieklassiker“-Show. Er verlieh der gesamten Show verstärkt echten Musicalcharakter. Besonders witzig erschien er in der Situation des Songs „That lovin‘ feeling“. Er schwang seine Rassel, getarnt als Ananas und verlieh dem Lied somit einen humorigen Touch.
Emma Kate Nelson war bereits als Pearl in „Starlight Express“ in Bochum zu erleben. Die Londonerin kann schon auf Engagements im Londoner West End aufweisen. Sie hat dort beispielsweise im Musical „Aspects of love“ gespielt. Zu Emma ist zu sagen: diese Frau ist an Sexappeal kaum mehr zu übertreffen. Wenn sie ihre blonde Mähne nach hinten wirft, dabei verführerisch, ja fast lasziv lächelt, erstarrt wohl jeder Mann im Saal. Ihre ausdrucksstarken Augen sprechen Bände und wenn sich ihr Mund süffisant zu einem Lächeln formt, dann muss man zwangsläufig selbst lächeln. Umwerfend! „Catwomen“ scheint nahezu nur aus Beinen, Beinen und noch mal Beinen zu bestehen. Eines ihrer Highlights war sicherlich der Song „Goodbye to Sandra D“ aus Grease. Sie beherrscht das Rock- sowie Balladensegment stimmlich einwandfrei. Sie verfügt über eine unfassbare Power in der Stimme. Weiter überzeugte sie mit ihren tänzerischen Fähigkeiten. Allein bei ihrem Anblick wenn sie so über die Bühne tanzt und rockt, dann kommen die Zuschauer lediglich vom Zusehen schon außer Atem.
Kommen wir zu der rassigen Brasilianerin Gilda Rebello. Sie hat ihre Tanzausbildung in Rio de Janeiro absolviert. Dort studierte sie auch Gesang und Theater. Musicals wie „Miami Nights“, „West Side Story” oder “AIDA” finden sich in ihrer Vita wieder. Diese Frau ist wahrlich ein „heißblütig“. Wenn sie auf hohen Stilettos auf die Bühne stolziert, dabei mit ihren Hüften betont sexy wippt, schmunzelt man über weit aufgerissene Augen und offen stehende Münder, die im Publikum entstehen. Wenn sie ihre erotische, leicht tiefe Stimme einsetzt und richtig Power gibt, kann man es kaum fassen, wie die „Holzbretter“ dieser geballten „Frauenpower“ standhalten können. Es ist einfach unglaublich dieser Frau beim Tanz zu zusehen oder zu zuhören. Hier erkennt man einfach das brasilianische Blut, das in Gilda schlummert. Mit Songs wie „Freddy my love“ oder „Sandra D“ riss sie ihr Publikum mit, ja fast schier von den Sitzen. Sie versteht es, dieses gekonnt zu begeistern. Dafür erntete sie berechtigten und langen Applaus.
Jonathan Tilley studierte in New York Tanz und wirkte dort im bekannten Hollywood Tanzfilm “Centerstage” mit. In Deutschland konnte man ihn in Musicals wie „Cats“, „Tanz der Vampire“, „42nd Street“ und „Mamma Mia“ in zahlreichen Rollen sehen. Bemerkenswert: Jonathan war im Longrun Musical „Mamma Mia“ in Deutschland außerdem als Dance Captain tätig und arbeitet heute erfolgreich als Choreograph und Regisseur. Ihm beim Tanz zu zusehen ist eine wahre Freude. Er wirbelt scheinbar mühelos über die Bühne und versprüht mit seiner sympathischen und witzigen Art einfach nur gute Laune. Seine Bewegungen sehen fatal leicht und locker aus. Seine Ausdruckskraft in Mimik und Gestik unterstreichen sein pures Rhythmusgefühl. Mit Tilley hat Philippe Ducloux einen weiteren hervorragenden Tänzer engagiert, der das Männerquartett bereichert und ergänzt. Wenn man ihm zusieht, dann zucken einem selbst die Beine. Man möchte am liebsten auf die Bühne stürzen und mittanzen und rocken.
Mit Ney Branco stößt ein weiterer Tänzer aus Brasilien, ebenfalls aus Rio de Janeiro, zum Tanztrupp. Neben klassischem Ballett hat er Jazztanz und klassischen Tanz erlernt. Im Berliner Admiralspalast wirkte er in der berühmten Show „Lido“ mit. Bekannte Musicals wie „Gaudi“ oder „West Side Story“ lesen sich in seiner Vita. Wer die Stücke kennt, weiß, dass sich in diesen ausserordentlich anspruchsvolle Tanzszenen vorfinden. Es braucht hervorragende Tänzer um diese Tanzmusicals glaubhaft auf die Bühne zu bringen. Mit diesem feurigen Brasilianer im Tanzensemble kann dies nur zu Erfolg führen. Bemerkenswert in Ney’s Vita: er war bereits als Tänzer im Vorprogramm der Backstreet Boys zu erleben. Der sympathische Ney ist ein wahres Kraftpakt auf der Bühne. Komplexe Hebefiguren übt er spielend aus und tanzt sich mit einer präzisen Genauigkeit und Sicherheit in die Herzen der Zuschauer. Ihm ist die pure Freude am Tanz ins Gesicht geschrieben. Er lächelt selbst dann noch unerschütterlich, wenn er seine Tanzpartnerinnen zum x-ten Mal in Hebefiguren über die Bühne trägt.
Faye Heather Boutin absolvierte ihre Ausbildung an der Northern Ballet School in Manchester. Die gebürtige Britin ist seit 2004 in Deutschland und feierte ihren „Einstand“ mit dem Tanzmusical „42nd Street“ in Stuttgart. „Saturday Night Fever“, „Fame“ und „Miami Nights“ sind weitere Tanzmusicals, in denen die „blond-gelockte Verführung“ Faye mitwirkte. Faye komplettiert das Frauenquartett auf der Bühne. Sie versteht es mit ihrem Augenaufschlag die Blicke auf sich zu ziehen und das Publikum zu begeistern. Auch ihre Blicke sprechen wahre Bände…. Ja, sie erinnert ein wenig an Lolita, mädchenhaft und voller Erotik und Power. Sie tanzt, lächelt dabei, gerade so, als wenn entspannt auf einer Bank sitzen würde. Es scheint ihr keinerlei Mühe zu machen, zwei Stunden durchgehend auf der Bühne herum zu wirbeln. Unglaublich, was dieses zierliche Powerpaket auf den Brettern leistet.
Es ist für die Darsteller und Organisatoren der Show wirklich mehr als bedauerlich, dass nicht wesentlich mehr Publikum den Weg in diesen beiden Tagen ins Festspielhaus gefunden hat. Die Show mit ihren Protagonisten hätte es allemal verdient. Auch wenn der ein oder andere Besucher vielleicht eher das Musical „Grease“ selbst erwartet hätte, so war doch zu spüren, dass sie rundum begeistert waren. Langer und jubelnder Applaus belohnte die herausragende Leistung aller Beteiligten. Selten dürfte man acht derart hervorragende und einzigartige Tänzer auf der Bühne in einer Musical-Oldie-Show erlebt haben. Man fragt sich als Zuschauer immer wieder, wie man solche vielfältigen und komplexen Tanzchoreografien so spielend und einwandfrei präsentieren kann. Diese Show hat unbestritten eine sehr hohe tänzerische Qualität und ist zweifellos gelungen.
An dieser Stelle muss man Philippe Ducloux ein gesondertes und anerkennendes Lob aussprechen. Mit seiner Auswahl an Tänzern hat er bewiesen, dass er ein ausgezeichnetes Händchen bei der Besetzung von Spitzentänzern zeigte, die zudem auch noch überzeugend singen und schauspielern können.
„You’re the one, that I want“ wird als nächstes Ziel seiner Tour mit 4 Vorstellungen in Wien gastieren. Jedem Leser und Oldie Begeisterten kann man nur empfehlen die Show zu besuchen. Eine Garantie zum Schluss: ein beschwingter Abend mit guter Laune erwartet die Zuschauer.
Marina Christiana Bunk, 9.9.08