„Wochenend’ und Sonnenschein“ – Petrus hatte Verständnis für die Sänger und schickte trockenes Wetter…

Comedian Harmonists Musical AugsburgDie Freilichtbühne in Augsburg feiert in diesem Jahr ihren 80.sten Geburtstag. Grund genug, dass Augsburg mit großen Produktionen auffährt. Es ist wie ein Schicksal, – im selben Jahr von deren „Eröffnung“ erreichte die Karriere der „Comedian Harmonists“ ihren Höhepunkt, die sich zuvor „Melody Makers“ genannt hatten. Einst im Jahre 1927 von Harry Frommermann in Berlin gegründet, meldeten sich aufgrund seiner Zeitungsannonce zahlreiche Männer, von denen am Ende sechs von Ihnen die legendäre Formation bildeten. Schnell wurden die Comedian Harmonists, die erste „Boygroup“ zu Stars, beliebt und heiß begehrt. Im Jahre 1934 folgte eine große und überaus erfolgreiche Amerika Tour, doch schon 1935 zerfiel die Gruppe gänzlich. Sie bekam striktes Auftrittsverbot der Reichsmusikkammer. Begründung: Es befänden sich auch „Nicht-Arier“ unter den Sängern. Eine Entscheidung musste getroffen werden, in Amerika weitersingen oder getrennte Wege gehen… Schweren Herzens wurde entschieden und die Trennung vollzogen. Die Ära der Comedian Harmonists endete auf dramatische Weise.

Comedian Harmonists Musical AugsburgAn diesem Premierentag, es war ein Samstag, 04.07.2009, erklangen pünktlich um 20.30 Uhr die ersten Klänge von „Wochenend’ und Sonnenschein“. Das Wetter hielt stand und die Premiere konnte im Trockenen ihr Ende finden. Neben den legendären Songs wie „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Veronika, der Lenz ist da“, „Puppenhochzeit“, „Irgendwo auf der Welt“ oder „In einem kühlen Grunde“ wurde auch optisch eine gelungene Inszenierung geboten. Die komplette lokale Politprominenz liess es sich nicht nehmen, die Freilichtbühne zu besuchen. Wo man hinsah, zufriedene Zuschauer.

Lediglich sieben Protagonisten bestritten den Abend, durchgehend auf der Bühne präsent und hielten knapp zweieinhalb Stunden die Laune der Zuhörer mit Spannung fest und präsentierten eine anspruchsvolle, sehr gelungene sowie anerkennenswerte Leistung. Die Stimmen der Einzelnen harmonierten hervorragend miteinander aber auch Ihr Schauspiel vermittelten sie gekonnt. Hier war schlicht Einheit zu sehen und hören. Man kann hier keine Stimme hervorheben, denn alle waren gleichermaßen überzeugend, lupenrein und wunderschön anzuhören bis in den letzten Ton. Egal ob Bass, Bariton oder Tenor, hier „stimmen die Stimmen“. Auch optisch machten die Männer einiges her. Die Kostüme waren authentisch und liebevoll geschneidert, aber auch zum großen Teil wirklich wert eine zweiten Blick zu riskieren.

 

Comedian Harmonists Musical AugsburgWitzige Einfälle hatte man in dieser Inszenierung wahrlich zuhauf und das Publikum hatte hörbar Spaß an der Darstellung jedes Einzelnen. Die wenigen Requisiten waren durchaus sinnvoll eingesetzt und auch gelang es den Machern, die beachtlich große Bühnenfläche gut, aber nicht sinnlos abzudecken. Der erste „Knaller“ präsentierte sich schon beim Gassenhauer „Mein kleiner grüner Kaktus“. Der Blumentopf war mit einem grasgrünen aufgeblasenen Luftballon gefüllt, der am Ende des Liedes sein Leben lassen musste und in „Schall und Rauch“ aufging. Mit Witz und Charme umgarnten die Sänger ihr Publikum und erinnerten wohl den ein oder anderen an alte Zeiten. Melancholische Stimmung entstanden bei Liedern wie „Lebe wohl, gute Reise“ oder „In einem kühlen Grunde“. Amüsierte Stimmung hingegen erzeugten die Songs wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder auch „hallo, was machst du heut, Daisy“. In diesem Lied stürzten sich einige Sänger vergnügt ins Publikum und führten einige Zuschauer auf die Bühne um ein Tänzchen mit ihnen zu wagen. Sehr zum Lachen der übrigen Besucher. Großes Gelächter entstand, als ein stämmig gewachsener Zuschauer einen recht schlanken Comedian Harmonist auf den Arm nahm und seine Drehungen vollzog.

Man muss der Inszenierung zugestehen, die Geschichte war gut umgesetzt, man konnte dem Verlauf gelassen folgen ohne das Gefühl zu haben, dass sich unverständliche oder versteckte Botschaften bzw. gar zuviel gewollte Inszenierung in den Vordergrund spielte. Man hielt sich weitgehend an die erfolgreiche Verfilmung von Joseph Vilsmaier, die 1997 in den Kinos lief – mit den deutschen Schauspielern Ben Becker, Heino Ferch, Max Tidorf, Kai Wiesinger, Ulrich Noethen und Heinrich Schafmeister. Es war ein leichtes der Handlung zu folgen, die Dialoge kamen klar und überzeugend an. Hier muss man das schauspielerische Können der Protagonisten loben, dass diese glaubhaft spielten.

Zum großen Teil waren die Songs geschichtlich gut mit den Dialogen verwoben und die Zeit verging so recht schnell. Lediglich zum Ende wurden die Sprechszenen etwas langatmig, wo man sich fragen muss, ob die Auflösung, bzw. der Trennungsbeschluss der Gruppe so ausführlich inszeniert sein muss. Vielleicht möchte man hier die Dramatik, die Entwicklung bis zum Ende der Comedian Harmonists betonen. Es ist wie immer reine Geschmackssache aber sicherlich nicht ausschlaggebend ein schlechtes Urteil über die Inszenierung zu fällen. Diese verdient sicherlich Anerkennung. Gerade eine bekannte Geschichte auf eine Freilichbühne zu spiegeln ist immer ein Risiko und ein schweres Unterfangen. Seien es die Schwierigkeiten, die in Sachen Bühnenbild, aber auch Ton und nicht zuletzt vom Wetter abhängig ist.

Comedian Harmonists Musical AugsburgSei es dahin gestellt, die Ohrwürmer hatten es in sich. Die Stimmung war hervorragend und auch atmosphärisch fanden sich immer wieder schöne und verträumte Momente. Dem Publikum gefiel es hörbar und sichtlich. Der Applaus am Ende war lang anhaltend und honorierte verdient die Leistung der tollen Sänger und Schauspieler.

Die Comedian Harmonists sind musikalisch sowie auch szenisch eine Empfehlung wert. Mit gediegenem Humor, niemals auffällig oder billig, hat man mich Charme eine liebevoll inszenierte Bühnenshow auf die Freilichtbühne Augsburg gebracht.

 

Marina Christiana Bunk, 06.07.2009

Comedian Harmonists Augsburg

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