Thomas Klotz, aus Siegen stammend, erhielt 2002 sein Diplom in dem Studium „Schauspiel, Gesang und Tanz“ an der Folkwang Hochschule Essen. Danach führten den nun 34-Jährigen Engagements auf die größten Bühnen Deutschlands, auf Tour und an Stadttheater. Man kennt ihn zum Beispiel als „Alfred“ in „Tanz der Vampire“, „Falscher Hase“ in „Der Schuh des Manitu“, Skimbleshanks“ in „Cats“, „Jamie“ in „Die letzten 5 Jahre“ oder aktuell auch als „Ted Hinton“ in „Bonnie & Clyde“. Mit welchen Fragen man als Musicaldarsteller, Tänzer und Schauspieler konfrontiert wird, erzählt er in seinem ersten Soloprogramm, welches er am Theater Bielefeld aufführt.
Zurzeit kann man Dich als „Ted Hinton“ in „Bonnie & Clyde“ am Stadttheater Bielefeld sehen. Wie würdest Du Deine Rolle dort beschreiben und was sind Deiner Meinung nach die Gründe, warum man dieses Musical gesehen haben sollte?
„Ted Hinton“ ist ein Polizist, der an das Gute im Menschen glaubt, der Bonnie schon seit der Jugend kennt. Ich würde sagen, dass er sie auch liebt und bis zum Schluss hofft, Bonnie irgendwie retten und vor dem Tod bewahren zu können, aber natürlich sich dabei auch in einer Zwickmühle befindet, weil er selber Polizist ist und auch ein guter Polizist ist. Er möchte da auch eben alles richtig machen, aber er hat halt auch große Gefühle für Bonnie. Ich finde, das Musical muss man in erster Linie wegen der tollen Musik gesehen haben, natürlich auch wegen mir und ich finde, dass ich ganz, ganz tolle Kollegen da auf der Bühne habe; also ein durchaus sehenswertes Musical.
Wo liegen für Dich sowohl die Unterschiede, als auch die Vor- und Nachteile von meist kleineren Stadttheatern und größeren En-Suite-Produktionen?
Ich habe ja wirklich fast zehn Jahre an großen Häusern En-Suite und eben in den letzten Jahren Stadttheater gespielt und ich muss sagen, ich schätze beides sehr. En-Suite hat definitiv seine Vorteile in der Masse der Vorstellungen, dass man einfach sechzehn Monate oder so weiß, was man Abend für Abend spielt, was man monatlich verdient. Am Stadttheater ist es dann so, dass man sich tatsächlich auf jede Vorstellung freut, also dass man gar nicht erst in so eine Situation kommt, dass man denkt „Ach, ich hab jetzt keine Lust mehr, die achte Show diese Woche zu spielen“, denn man hat nie acht Shows in der Woche. Auf der anderen Seite wär es manchmal am Stadttheater schön, wenn man gewisse Vorstellungen einfach häufiger spielt, also es ist einfach schade, dass man acht Wochen probt und dann am Ende vielleicht nur zehn Mal eine Vorstellung spielt. Ansonsten kann ich wirklich gar nicht sagen, dass eines besser ist, als das andere – es hat wirklich beides seine Vor- und Nachteile. Momentan genieße ich aber allerdings das Leben am Stadttheater sehr.
Was meinst Du sind die Gründe, warum Menschen bei dem großen Freizeitangebot, besonders in großen Städten wie Berlin und Hamburg, gerade in die Theater gehen sollten?
Ich glaube einfach, dass man wie mit vielen Dingen weiß, dass es in den großen Städten auch große Theater gibt oder auch viele, viele Touristen die natürlich in die großen Städte fahren und dann am Abend vielleicht noch nichts vor haben und ins Theater gehen. Die vielen Freizeitangebote sind ja meist doch eben auf den Tag bezogen, was man am Tag machen kann, und am Abend bietet sich natürlich dann an, kulturell etwas zu unternehmen und da sind dann die großen Städte wie Berlin, Hamburg usw. auch bekannt dafür, dass da kulturell auch viel passiert.
Welche Rolle war für Dich persönlich etwas Besonderes, evtl. weil sie Dich persönlich weiter gebracht hat, Dich besonders berührt hat, viel Ähnlichkeit mit Dir privat hatte oder ähnliches?
Ich habe verschiedene Rollen, die mich in meinem Leben besonders geprägt haben. „Alfred“ in „Tanz der Vampire“ war sicherlich eine der ersten prägenden Rollen in meinem Leben, weil es die erste große Hauptrolle war und mich sehr gefordert hat, mich auch weiter gebracht hat. Ich muss sagen, dass eigentlich fast jede Rolle, egal wie groß sie ist, mich in meinem Leben auf gewisse Art und Weise weiter gebracht hat und ich habe neue Seiten an mir entdeckt, auch neue Fähigkeiten erkannt, von denen ich vorher gar nicht geglaubt hätte, dass ich sie kann. Zuletzt hat mich doch der „Jamie“ in „Die letzten fünf Jahre“ sehr, sehr geprägt. Es war auf jeden Fall ein Stück, welches meine Persönlichkeit wirklich noch mal ein Stück verändert hat oder Seiten an mir gezeigt hat, die ich zuvor noch nicht kannte. Und ich kann auch sagen, so eine Rolle kann man auch erst ab einem bestimmten Alter spielen, da braucht man eine gewisse Lebenserfahrung. Auch „Ted Hinton“ in „Bonnie & Clyde“ hat wieder Seiten in mir gezeigt, die ich so von mir vielleicht auch noch nicht kannte.
Du führst zusammen mit Roberta Valentini im Bielefelder Loft „Die letzten 5 Jahre“ auf. Ihr spielt ebenerdig, nicht auf einer Bühne und das Publikum sitzt in vier Stuhlreihen sehr nah vor Euch. War dies eine große Umstellung zu den Theatern, wo Du auf einer Bühne stehst und lenkt es manchmal ab, so nah an dem Publikum zu sein?
Der Fluch und der Segen des Lofts und dem viel zu nahem Publikum. Ich hatte heute gerade noch ein Pressegespräch wegen meiner kleinen Premiere meines Soloprogramms und da fragte jemand genau das gleiche, wie das so ist, im Loft zu spielen. Ich liebe das Loft, ich finde das ganz, ganz toll. Ich gebe zu, dass das Loft aber besonders anstrengend, auch irgendwie für mich als Darsteller, ist. Die Leute sitzen einfach so nah dran und kriegen alles mit, das macht natürlich auch den Reiz aus, aber es fehlt so ein bisschen der Schutzraum, den man sonst auf der Bühne hat mit dem Orchestergraben dazwischen und so. Man hat dann da doch immer das Gefühl, auch wenn da 2000 Leute zusehen, man ist da doch ein bisschen geschützt. Im Loft ist es wirklich pur unplugged, man sieht jeden Schweißtropfen, man sieht jeden Schweißring, man hört jedes Räuspern, man sieht jedes Zittern. Das macht es schon zu einem sehr intensiven Erlebnis, aber ich glaub, das ist eben auch die Qualität des Lofts.
Du machst auch Choreographie – Gibt es ein Musical, bei dem Du gerne einmal die komplette Choreographie übernehmen möchtest, oder es selbst gerne einmal auf Deine Art und Weise inszenieren würdest?
Ich habe in den letzten Jahren auch immer wieder eine Choreographie gemacht und da Erfahrung gesammelt. Ich habe mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken darüber gemacht, welches Stück ich gerne einmal choreographieren möchte, weil ich momentan natürlich hauptsächlich selber auf der Bühne stehe und mir eher noch Gedanken mache, welche Rollen ich ganz gerne noch spielen möchte, denn die Choreographien laufen mir natürlich nicht so schnell davon, wie die Rollen, weil das Älterwerden bei den Choreographien nicht so eine große Rolle spielt. Bei den Rollen, die ich spielen möchte natürlich allerdings leider schon. Deswegen kann ich die Frage gar nicht so richtig beantworten.
Was machst Du eigentlich hauptberuflich?
Dies ist der Titel meines Soloprogramms und in meinem Soloprogramm geht es darum: Ich habe mir gedacht, in all den Jahren, in denen ich meinen Beruf nun schon ausübe, gab es immer wieder vor und nach der Vorstellung Fragen von Zuschauern über diesen ominösen Beruf des Musicaldarstellers und ich hab mich dann einfach mal hingesetzt und gedacht: “So ich schreibe jetzt diese ganzen Fragen mal auf und werde die ein für alle Mal mit den Zuschauern zusammen beantworten“. Und natürlich wird an diesem Abend auch viel gesungen und auf lustige Art und Weise Anekdötchen aus diesem lustigen Beruf des Musicaldarstellers erzählt und eben die meisten Zuschauerfragen ein für alle Mal beantwortet wie: Was machen Sie eigentlich hauptberuflich? Werden Sie dafür bezahlt? Waren Ihre Gefühle echt oder nur gespielt? Oder auch einfach nur: Sind es Ihre echten Zähne? Es ist auch ein interaktives Programm, das heißt, die Zuschauer sind sozusagen auch zum Mitmachen gezwungen; ein sehr, sehr lustiger Abend mit vielen unerwarteten Dingen.
Letzte Frage: Kurzer oder langer Tod? 😉
Was denkst Du denn!? Lang!!
Thomas, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast und ich wünsche Dir sowohl für Deine berufliche, als auch private Zukunft alles Gute!
Foto-Copyright: Thomas Leupold