links: Das Castingteam, rechts: die Bewerberinnen Valerie Link und Lena Brand (Copyright aller Fotos by D. Smoczynski)
Im Dezember feiert das Musical „Rebecca“ Deutschland-Premiere, und dafür wird in diesen Tagen fleißig gecastet. Heute bestand die Möglichkeit, zwei Bewerberinnen für die Rolle der „Ich“ in den Finals zu begleiten: Valerie Link und Lena Brandt.
Valerie Link ist dem Stuttgarter Publikum noch aus Wicked-Zeiten bekannt, wo sie die alternierende Rolle der Glinda übernahm. Die gebürtige Freiburgerin erzählte erst mal, dass man bei dem Lebenslauf das Geburtsjahr lieber weglässt, damit die Jury sich nicht schon vorher eine Meinung bildet. An der Rolle der „Ich“ fasziniere sie die große Entwicklung vom unschuldigen Mädchen im 1. Akt bis zur starken Frau, die ihrem Mann auch unter die Arme greifen kann im 2 . Akt.
An dem Stück selbst findet sie die Musik ganz toll, das Musical selbst habe sie noch nicht gesehen.
Vor dem finalen Casting das nun ansteht, sei sie sehr nervös, erzählt sie. Es stehe sehr viel auf dem Spiel, und leider nehme die Nervosität einem die Souveränität und den Spaß, und gerade das wünscht man sich in der Castingsituation zurück. Sie erzählt weiter, dass sich diese Aufregung völlig von dem Lampenfieber vor einer Show unterscheidet, es sei lange nicht so schwierig vor 1000 Menschen die im Dunkeln sitzen zu singen, als vor den paar Leuten, die dann über die Rollenvergabe entscheiden.
Genauso wie ihre Mitstreiterin Lena Brandt habe sie überhaupt kein Gefühl, was ihre Chancen angeht.
Lena Brandt ist eine Neuling im Musicalbereich. Die 23-jährige trat bisher eher in Operetten auf, zuletzt in „Die Möwe“ als Mascha. Sie sieht ihre Stärke im Gesang und würde „Ich“ gerne spielen, da sie die anspruchsvolle und tragische Rolle sehr reize. Ihre Vorbereitung auf das Casting bestehe darin, den Text, das Material und den Charakter kennenzulernen. Sie erzählt, dass sie vor dem finalen Casting nun sehr aufgeregt sei und das allerschlimmste an dem ganzen Prozess sei das Warten. Sie ist sich sicher, dass sie in den nächsten Tagen immer wieder auf ihr Handy schauen wird, in der Hoffnung, dort schon eine Antwort vorzufinden. Als sie nach Wünschen für den Darsteller des „Maxime de Winter“ gefragt wird, antwortet sie: „männlich, groß und gutaussehend“. Weiter erzählt sie, dass man Musical und reines Schauspiel nicht vergleichen könne, das sei so, als vergleiche man einen Bundespräsidenten mit einem Chirurgen.
Beide Bewerberinnen erzählten, dass es unter den Mitbewerberinnen keinen harten Konkurrenzkampf gäbe. Valerie Link freue sich vor allem immer darüber, bekannte Gesichter wiederzutreffen.
Dann ist es schließlich soweit, aus über insgesamt 1.000 Bewerbern haben es die beiden in die Finals geschafft, und müssen nun nochmal nacheinander vorsingen. Vor einer Jury, die unter anderem aus Ralf Schaedler, Simone Linhoff, Kevin Stites und Simon Eichenberger besteht, begann Valerie Link mit „Zeit in einer Flasche“. Danach sang Lena Brandt das selbe Stück und noch ein Stück aus einer Operette. Beide wurden von der Jury gelobt, eine sofortige Entscheidung gibt es aber nicht, die falle laut Simone Linhoff erst in den nächsten Wochen.
Sylvester Levay erklärte auf Nachfrage, sein erster Eindruck von Valerie sei, dass sie 2 verschiedene Charaktere in sich habe, sehr empfindlich und zerbrechlich, aber trotzdem selbstbewusst. Sie habe eine sehr zarte Stimme, die doch auch sehr kräftig werden kann.
Zu Lena Brandt äußerte er sich ebenfalls begeistert, ein großer Unterschied zu Valerie sei, dass ihr Charakter selbstbewusster wirkt. Er beschrieb sie als junges und modernes Mädchen, beeindruckt zeigte er sich davon, dass sie erst ein modernes Stück singt und dann ohne Schwierigkeiten qualitativ hochwertig zu einer Operette wechseln könne. Er erzählte weiter, dass sie auch nie zwei Darstellerinnen wollen würden, die sich kopieren oder angleichen und dadurch ihren eigenen Stil verlieren. Daher kann es durchaus sein, dass die Erstbesetzung und die alternierende Besetzung zwei völlig unterschiedliche Charaktere seien.
Das Schwierigste an dieser Rolle ist laut Simone Linhoff die Wandlung von „Ich“. Klaus Wilhelm merkte noch an, dass eben auch darauf geachtet werde, was die Bewerberinnen alles abdecken könne und ob sie evtl. auch ins Ensemble passen würden. Die Künstler bewerben sich in der Regel nicht auf eine bestimmte Rolle, dies stellt sich nach Aussage von Ralf Schaedler erst im Laufe des Castings raus. Bis es zu den Finals kommt, haben alle Darsteller mindestens schon 5 mal vorgesungen. Aber heute „Geht es um die Wurst“.
Und da für die Rolle der „Ich“ auch tänzerisches Talent gefragt ist, gab es auch noch die Möglichkeit, dem Choreografen Simon Eichenberger über die Schulter zu schauen.
Nun darf man gespannt sein, ob Valerie Link und Lena Brandt es bis auf die Bühne des Palladiumstheaters im Dezember zur Premiere von Rebecca schaffen, es ist sicherlich beiden von Herzen zu gönnen.
Daniela Smoczynski für MFJ 3.08.2011