Ein zeitloses Musical vor traumhafter Kulisse
Am 7. August 2014 öffnete das Schlosstheater Bückeburg, zur Deutschlandpremiere des Musicals „Die schwarzen Brüder“, seine Tore.
Der Regisseur und künstlerische Leiter Mirco Vogelsang (ein Interview mit ihm ist bereits bei uns erschienen) setzt das Musical fulminant in Szene.Welturaufführung der Inszenierung fand bereits im Jahr 2007 in der Schweiz (Stahlgiesserei, Schaffhausen) statt und wurde von Presse und Publikum zum besten Musical gekürt. Im Jahr 2010 kam das Musical auf der Seebühne in Walenstadt zur Aufführung. Deutschland durfte gespannt sein, wie dieses Musical hierzulande angenommen wird. Das Musical ist noch bis zum 14.09.2014 zu sehen (http://dieschwarzenbrueder.de/)
„Die schwarzen Brüder“ handelt von Giorgio, einem zwölfjährigen Jungen aus dem Tessin, Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Seine Familie ist wie viele andere dieser Bergregion so arm, dass sie den eigenen Sohn, einem Kinderschlepper anvertraut: Luini, der Mann mit der Narbe.
Zusammen mit seinem Freund Alfredo und anderen Kindern folgt Giorgio Luini nach Mailand, um dort als Spazzacamino den Winter zu verbringen; ein Winter, den viele der Jungen nicht überleben werden. Sie sterben an Entkräftung, Hunger, Krankheit oder in den heißen Kaminschächten, in die die Kinder klettern müssen, während das Feuer noch brennt.
Während Giorgio frierend und unterernährt seine harte Arbeit verrichtet, gerät er mit den „Mailänder Wölfen“, einer Bande Halbstarker, in einen Streit, den der Sohn seines neuen Meisters bewusst angezettelt hat. Giorgio entkommt der Bande nur mit Mühe und rettet sich in eine Gruppe von Kaminfegerjungen, die schwarzen Brüder, denen auch sein Freund Alfredo inzwischen angehört. In der Freundschaft zueinander finden die Kinder Kraft und Zuflucht.
Die Geschichte der Romanvorlage ist immer noch brandaktuell. Die Versklavung von Kindern ist, damals wie heute, ein brisantes Thema, die in dem Musical „Die schwarzen Brüder“ inszeniert wird. Das an die Schloßfassade angepasste Bühnenbild führt uns ins Mailand des 19. Jahrhunderts. Auch die Kostüme der Kostümbildnerin Kai Rudat fügen sich perfekt in das Bild ein und man kann nicht umhin, sich mitten im Geschehen zu finden.
Musikalisch ist das Stück sehr klassisch orientiert und mutet opernhaft an. Vor allem die Rolle des Giorgio, ist sehr hoch geschrieben und die einzige Rolle, die durchweg in den oberen Oktaven zu finden ist. Leider war die Besetzung des Abends (Nicolai Schein) diesen Höhen nicht gewachsen und auch die Duette mit ihm waren von Dissonanzen bestimmt. Maite Kelly (als Frau Rossi) war als „Starbesetzung“, wenn auch nur in einer Nebenrolle, eher enttäuschend. Man hatte das Gefühl, sie kann nicht anders als die ganze Zeit zu brüllen. Auch wenn ihre Rolle es verlangt eine wütende Frau zu sein, war es trotzdem nur bedingt nötig ständig zu schreien.
Allerdings war der Rest des Ensembles durchweg überzeugend. Besonders stachen dabei Janko Danailow als Alfredo, Thorsten Tinney als Battista Rossi, Sandra Pangl als Angeletta, Peter Zeug als Luini/Dr. Casella, Tobias Brönner als Giovanni, Andreas Langsch als Klavierlehrer und Fabienne Hesse als Jungfer, als ausgezeichnete Sänger und Schauspieler hervor.
Insgesamt läuft das Stück emotional sehr schleppend an, und braucht lange um den Zuschauer emotional in seinen Bann zu ziehen. Sobald man sich jedoch auf die eher anspruchsvolle und wenig ohrwurmträchtige, Musik eingelassen hat, ist es ein wirklich ergreifendes Musical. Die Geschichte der Kindersklaven die sich ständig wiederholt und nicht enden will, öffnet einem wirklich die Augen.
Die Sklaverei von Kindern hat nicht aufgehört, sie hat nur andere Gesichter bekommen. Sie findet jetzt nicht mehr öffentlich, sondern hinter den geschlossenen Türen, von riesigen Fabriken, statt.
Die Inszenierung kann jedem nahegelegt werden, der dramatische Musicals mit einem zeitlosen Thema mag, wobei wir natürlich nicht auf zwischenzeitliche Gags verzichten müssen. Dieses Musical ist insgesamt eine Glanzleistung des Ensembles, des Orchesters (unter der Leitung von Andreas Pabst) und allen anderen Mitwirkenden.
Besetzungsliste vom 09.08.2014:
Giorgio – Nicolas Schein
Battista Rossi – Thorsten Tinney
Frau Rossi – Maite Kelly
Angeletta, Ensemble – Sandra Pangl
Anselmo – Andreas Röde
Alfedo – Janko Danailow
Antonio Luini/Dr. Casello – Peter Zeug
Giovanni, Ensemble – Tobias Brönner
Katze, Ensemble – Julia Waldmeyer
Gino/Arlecchino – Frank Watzke
Givo (Zitrone), Ensemble – Siegmar Tonk
Paolo, Ensemble – Thomas Christ
Klavierlehrer, Ensemble – Andreas Langsch
Carla, Ensemble – Conny Braun
Elisa, Ensemble – Tina Podstawa
Jungfer, Ensemble – Fabienne Hesse
Anna, Ensemble – Christiane Reichert
Bäckermeister, Ensemble – Tim Müller
Ensemble – Claudia Funke
Ensemble – Philipp Dürnberger
Ensemble – Robin Koger
Ensemble – Christopher Busse
Ensemble – Daniel Wernecke
Engel, Ensemble – Anastasia Troska
Die schwarzen Brüder – Allegro Sprute, Boi Conrad, Ferris Brambor, Henry Emmel, Kevin Kawelke, Lennart Ferling, Mats Oestreich, Noah Steiger, Paul-Yunu Stange
„war es trotzdem nur bedingt nötig ständig zu schreien“
Es war nötig. Wenn die „Kritikerin“ genau hingehört hätte, sagt Herr Rossi genau das im Laufe der Show – „warum musst du ständig schreien“. Und im übrigen setzte Maite Regieanweisungen um. Dieses Schreien war von dem verlangt. Aber mit dieser Kritik, die an Amateurhaftigkeit kaum zu überbieten ist, beweist die Schreiberin mal wieder, dass sie weder vom Kritikenschreiben noch vom Metier Ahnung hat.