Nachdem sich am Vorabend bereits die alternierenden Hexen von ihren Rollen, den Kollegen und Freunden und den Fans verabschiedet hatten, stand am 02. September 2011 die endgültige Verabschiedung der Hexen an. Das Musical über die ungewöhnliche Freundschaft und über Intrigen und ihre Folgen verabschiedete sich aus Deutschland. Noch in diesem Jahr wird es in Scheveningen Premiere feiern.
Bereits beim Betreten des Theaters spürte man die allgemeine Angespanntheit, aber auch die Wehmut. Es mischten sich nicht nur ehemalige Castmitglieder wie Willemijn Verkaik oder Mathias Edenborn unter das Publikum, sondern auch Darsteller aus anderen Produktionen kamen zu dieser besonderen Show. Die gesamte Atmosphäre war anders als sonst, was man während der Show auch bemerkte.
Nachdem fast alle Plätze im Saal besetzt waren, hob sich der Vorhang für die allerletzte Show in Oberhausen. Das Ensemble verharrte zu Beginn auf der Bühne, bevor sich ein fabulöses Spektakel entwickelte. Wer schon einige Shows in Oberhausen gesehen hatte, der erkannte schnell, dass jeder einzelne Darsteller nochmals alles gab. Zum Beispiel Christina Maria Brenner und Minori Therrien spielten die Freundinnen von Glinda noch überzogener und quietschiger als zuvor. Auch Joana Fee Würz war ziemlich wieder in altbekannter Frische dabei. Noch wenige Tage zuvor war ihre Stimme angeschlagen und nicht nur sie, sondern auch Kollegen und Fans hofften, dass sie jetzt nicht komplett ausfallen würde. Aber ihre kristallklare Stimme war wieder voll da.
Als Christina Maria als Schön den Hexenhut von Glindas Oma aus der Hutschachtel zog, zierte eine pink-grüne Schleife die Spitze des Hutes. Die zahlreichen Fans bedachten diese Geste mit Applaus. Bei dem Anblick des Hutes schien Roberta Valentini anfangs irritiert, bevor sie dann doch schmunzeln musste. Sie ist dafür bekannt dass sie nicht immer ihr Lachen zurückhalten kann. Erst kurz vor der Derniere flog in der Heißgeliebt-Szene die Kugel des Zauberstabes ab und brachte nicht nur Roberta zum Lachen, sondern auch Joana, die in dieser Show ohnehin völlig aufgedreht war, konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Ganz zu schweigen von dem Publikum, das sich ebenfalls herzhaft amüsierte.
Joana schien ihr letztes „Heißgeliebt“ zu genießen. Abermals drehte sie bei diesem Lied auf und hüpfte quietschend über die Bühne. Ein letztes Mal knutschte sie ihre Schuhe ab und räkelte sich nach dem Lied auf ihrem Bett. Wie auch nach allen anderen Liedern gab es nach diesem Lied nicht enden wollenden Applaus.
Wie auch am Vorabend steigerte sich die Anspannung bis zum Finale des ersten Aktes und entlud sich erneut in frenetischem Applaus nach einem letzten, grandiosen „Frei und Schwerelos“ von Roberta Valentini. Noch kurz zuvor hauchte sie: „Angst muss der Zauberer haben – vor mir!“ Doch sie steigerte ihre Interpretation des Liedes an diesem Abend immens, sodass viele Besucher auf dem Weg in die Pause von einer Gänsehaut sprachen – und dies zu Recht!
Im zweiten Akt wurde es dann emotional. Anton Zetterholm und Roberta Valentini stimmten „Solang ich dich hab“ an. Eindrucksvoller als je zuvor ertönten die Stimmen der zwei Darsteller. Mit dem Text hatten nicht nur die Darsteller zu kämpfen, auch die ersten Schluchzer aus dem Publikum waren zu hören. Der Text gibt allerdings auch genügend Anlass dazu.
„Und ist auch morgen schon alles vorbei…“ – so lautet eine Zeile von Fiyero. Nicht nur diese Textzeile passte traurigerweise perfekt zu diesem Anlass, denn am Ende des zweiten Aktes folgt mit „Wenn wir uns hier auch nie mehr wiedersehen…“ ein weiteres Zitat, das nicht nur die Darsteller regelmäßig zu Tränen gerührt hat, sondern auch im Publikum oft die Taschentücher hervorgekramt werden mussten.
Nicht nur Glinda verabschiedete sich mit den Worten „Du warst da, darum hab ich mich verändert…“ von ihrer besten Freundin Elphaba, sondern auch Joana verabschiedete sich von ihrer Freundin Roberta. Im wahren Leben sind die zwei ebenfalls sehr gute Freundinnen und man könnte vermuten, dass gerade diese Zeile beide sehr rührte, denn nach dieser gemeinsamen Zeit bei Wicked gehen die zwei nun getrennte Wege.
Alles in allem war diese Derniere ein krönender Abschluss für anderthalb Jahre Wicked in Oberhausen, auch wenn die Dernierenspäße zum größten Teil ausblieben und auch die Leuchtstoffröhren an den Seiten des Theaters eher an ein Kino erinnerten. Die Cast zeigte was in ihr steckt, legte heiße Sohlen auf das Parkett und sang sich in die Herzen der Zuschauer.
Sabine Dettloff für Musicalfotojournalismus 06.09.2011