Wer sagt, Bielefeld gibt es nicht, der ist noch nie im Stadttheater gewesen. Nicht nur im großen Saal gibt es sehenswerte Aufführungen, sondern auch das Loft (ehemaliges Opern.Studio) hoch oben im Gebäude bietet musikalische Kostbarkeiten. Etwa 60 Zuschauer fasst dieser Raum, und kein Stuhl der drei Reihen blieb bei dieser Premiere am 17. Oktober 2011 unbesetzt. Auch ein paar Kollegen des Theaters waren unter dem sehr altersgemischten Publikum.
Besonders die Fans von Veit Schäfermeier hatten schon lange darauf gehofft, ihn in einem Konzert in kleinem Rahmen „pur“ ohne großes Orchester erleben zu können. Zusammen mit Karin Seyfried, Dominika Szymanska ,Thomas Klotz und William W. Murta als musikalische Leitung konnten die wunderbaren Stimmen der Künstler hervorragend zur Geltung kommen und den Raum erfüllen.
In dem Liederzyklus von Jason Robert Brown geht es um die Dreh- und Angelpunkte im Leben der Menschen. Es werden Momente besungen, in denen das Leben eine neue Wendung nimmt und man damit konfrontiert wird, sich für oder gegen den nächsten Schritt entscheiden zu müssen.
Auch ein kleiner Schritt nach vorn in den Abgrund wäre entscheidend für Karin Seyfied in ihren Lied „Nur ein Schritt“, in dem sie von einer frustrierten Ehefrau singt. Verzweifelt versucht diese, von ihrem Mann Aufmerksamkeit zu bekommen, wobei sie kurz vor dem Sprung in die Tiefe steht. Seyfied spielt und singt dieses Lied mit einer sehr starken Ausstrahlung, die auch schon in ihren vergangenen Liederabenden im letzten Jahr mit Alexander Franzen so wunderbar zu erleben war.
Auf der Suche nach dem Glück sind alle vier Darsteller in „Es sprudelt kein Fluss“, wobei auch die Komik nicht zu kurz kommt und man trotz geringer Requisiten sich alle sehr gut bei ihrer Busfahrt in dem Lied vorstellen konnte.
Ruhig, aber ergreifend singt Thomas Klotz von den Momenten auf einem Segelschiff, wo die Situation für die Besatzung alles andere als erfreulich ist. Übergehend in ein Gebet kommt jeder Ton aus tiefsten Herzen.
Veit Schäfermeier berichtet von der Kraft der Tränen einer Frau, die einen Mann manchmal fast verzweifeln lassen können. Seine kraftvolle Stimme füllt den kleinen Saal bis in die hintersten Ecken völlig aus und bei jedem seiner Gesangsstücke krabbelt einem einen ergreifender Schauer über den Körper.
Bei dem Lied „Die Flaggenmacherin“ besingt Dominika Szymanska mit hellerund klarer Stimme den Alptraum einer Frau, deren Mann im Kampf ist und sie vor Hoffnung und Verzweiflung steht.
Alle 14 Lieder dieses Konzerts können die ausdrucksvollen Stimmen der Künstler sehr gut zur Geltung bringen. Da reicht auch schon ein gesungenes „Lalala“, um jeden Ton aus ihren Kehlen genießen zu können. Wäre mehr instrumentale Begleitung oder elektronische Verstärkung durch Mikrofone da, wäre es fast die Zerstörung wundervoller gesungener Klänge.
75 kurzweilige Minuten enden mit einem Lied voller Hoffnung, denn “…von fern her ruft eine neue Welt“! Aber erst, nachdem die begeisterten Zuschauer die glücklichen und erleichterten Künstler mit reichlich Applaus und einer Zugabe von der Bühne entlassen.
Karin Seyfried und Veit Schäfermeier sind im Theater Bielefeld schon länger in verschiedenen Stücken zu sehen. Man kann nur hoffen, dass diese großartigen Darsteller noch länger im dem Theater zu bewundern sind.
Weitere Aufführungs-Termine von „SONGS FOR A NEW WORLD“ sind der 18.10., 19.10. und der 21.11. 2011 jeweils um 20 Uhr im Theater Bielefeld
Tickets und Informationen unter www.theater-bielefeld.de
Bericht und Foto: Regina Tegeler für Musicalfotojournalismus 17.10.2011