We will rock you – so hieß nicht nur das Musical, das genau ein Jahr lang im Theater des Westens in Berlin lief, sondern es war auch das Motto der Derniere.
Bis auf den letzten der ca. 1700 Sitzplätze war die Spielstätte ausverkauft. Es waren die verschiedensten Besucher vertreten, vom frühen Queenfan mit passendem T-Shirt, bis hin zum verkleideten Scaramouche-Fan mit der typischen Zopffrisur; sie alle wollten der wirklich tollen Cast einen würdigen Abschied aus der Hauptstadt und für die nächste Zeit auch aus Deutschland bereiten.
Eingeleitet wurde der Abend mit einer Rede von der Theaterleiterin Andrea Pier, die sich für die Zusammenarbeit, Professionalität und Leidenschaft bei den Darstellern und Musikern bedankte, die die Show jeden Abend zum Leben erweckt haben.
Das Stück spielt in der Zukunft, wo handgemachte Musik verboten ist, alle Jugendlichen sehr ähnlich aussehen und elektronische Musik hören. Ein paar Rebellen, die sich Bohemians nennen, wollen gegen dieses Regime angehen, welches unter der Leitung der Killer Queen steht. Sie haben z. B. ihren eigenen Kleidungs- und auch Musikstil, nämlich die Rockmusik, für die sie kämpfen. Laut einer Legende soll es an einer Stelle der Erde, die sich mittlerweile Planet eBay nennt, noch echte Instrumente geben, die aber nur von einem Auserwählten gefunden werden können. Dieser Auserwählte war an diesem Abend die Erstbesetzung des Galileo, Mark Seibert; den weiblichen Gegenpart verkörperte die großartige Jessica Kessler. Auch sonst waren die Erstbesetzungen zu sehen: Leon van Leeuwenberg als Bap, Reinwald Kranner als Khashoggi, DMJ in seiner Paraderolle als Brit und Silke Braas als Ozzy.
Wie für eine Derniere üblich, wurden von der Cast ein paar kleine Änderungen und Gags eingebaut, zum Beispiel sollte das Brandenburger Tor, statt des Jürgen Drews-Gedenkfelsens, gesprengt werden, Tobias Bieri (Bob) sprach seine Texte auf Schwyzerdütsch, Dominik Schulz (Dieter) sprach Mark Seibert vor dem Heartbreak Hotel mit „Schönling“ an und es fielen des Öfteren Andeutungen, dass es „das letzte Mal“ sei. Dass das Stück immer aktuell ist, zeigt sich auch daran, dass Amy Winehouse in die Liste der zu früh gestorbenen Rockstars aufgenommen wurde.
Auch wurde an Michael Brenner, dem Produzenten von We will rock you, erinnert, der leider in diesem Frühjahr verstarb, in dem bei „Only the good die young“ sein Name eingeblendet wurde.
In der Pause sah man so manch bekannte ehemalige WWRY-Gesichter im Theater, z. B. Alex Melcher, Sascha Krebs. Bevor die Show mit dem zweiten Akt weiter ging, kamen die beiden Techniker, die rechts und links oberhalb der Spielfläche die Scheinwerfer bedienen, auf die Bühne, umarmten sich einmal und kletterten unter Applaus der Zuschauer ihre Leitern hinauf. Eine schöne Geste zum Schluss.
Eine extra lange Version gab Brigitte Oelke von Don’t Stopp me now zum Besten. Ihre powervolle Stimme ließ das Theater des Westens kochen.
Die rockige Show war energiegeladen und voller Spielfreude, das klatschende Publikum hielt es nicht auf den Sitzen und begleitete so manches Lied während der Show mit Standing Ovations und jubelte den Darstellern, die sichtlich gerührt waren, begeistert zu. Auch kamen noch mal alle Galileo-Darsteller auf die Bühne: Alex Melcher, Sascha Lien, Charly Luske, Serkan Kaya und Rob Fowler, sowie Vera Bolten (Scaramouche), die alle zusammen „The Show must go on“ sangen.
Es gab noch viele Vorhänge, mit denen sich die Darsteller und die Band bei dem Publikum bedankten. Die Darsteller und auch Techniker bekam alle eine Rose zum Abschied und aus „Kanonen“ wurden kleine, goldene Lamettaschnipsel auf die Bühne und das Publikum geschossen.
Es war eine grandiose, emotionale letzte Show mit einem endlos begeisterten Publikum. Nun kann man sich auf eine Fortsetzung des Stückes im Süden von Deutschland und den anliegenden deutschsprachigen Ländern im nächsten Jahr freuen. Bei den Fans wird diese Show sicherlich in unvergessliche Erinnerung bleiben, auch wenn sich der Vorhang im Theater des Westens für die Rocker nun ein letztes Mal geschlossen hat.
Bilder und Bericht: Nastassja Stork für Musicalfotojournalismus, 21.10.2011