„I´m just a guitar player, a normal guy and I know exactly why …“,

Adrian Winkler… so stellt sich das junge Ausnahmetalent auf seiner Internetpräsenz selbst vor. Die Rede ist von Adrian Winkler; Songwriter und Musikproduzent, sowie Gitarrist und Sänger der Bands VOICE 4 U, Balloon und Palmtree. Der Profimusiker und Allrounder besticht durch ein klares und feines Gitarrenspiel, durch seine sanfte wiedererkennbare Rockstimme und nicht zuletzt durch seine charmante Art. Für MFJ war er der Grund, nicht nur die Solostimmen der Band VOICE 4 U ins Interview zu holen. Meist verbergen sich weitere Schätze schlicht und bescheiden im Hintergrund. Durch sein unvergessliches Solo Tears in heaven im Rahmen der neuen Konzerttour LOVE IS ALL YOU NEED von VOICE 4 U (MFJ hat berichtet) wurde es höchste Zeit diesen Schatz aus dem Hintergrund ins Interview zu holen. Aber wie sich herausgestellt hat, verbergen sich noch viel mehr Talente in diesem jungen charismatischen Musiker.

Adrian, wir haben Dich als Gitarrist und Backroundsänger in der Band VOICE 4 U kennengelernt. Zuerst die obligatorische Frage:  Wie bist du zu VOICE 4 U gekommen?
Das war tatsächlich schon vor über 10 Jahren. Ich habe eine Kleinanzeige bei Musikhaus Thomann gelesen; „Akustik Candle Light Band sucht Akustik-Gitarristen“. Ich habe unter der angegebenen Telefonnummer angerufen. Zu der Zeit war ich noch in der Schule und spielte in einer Band, die z.B. auch auf Hochzeiten auftrat. Die Bandkollegen waren totale Fans der Rockcoverband „Face“ um die Sängerin Regine Sauter. Das war damals total angesagt. Ich wusste nicht, dass es sich um die Band VOICE 4 U handelte, als sich plötzlich Regine am Telefon meldete. Im ersten Moment war ich total perplex.

Da gibt es übrigens eine witzige Geschichte dazu. Ich weiß nicht, wie ich es angestellt hatte. Ich hatte zum ersten Vorstellungsgespräch einen weißen Wollpullover an. Ich hatte eine heiße Schokolade in dem Cafe, in dem wir uns trafen, bestellt. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber ich hatte die komplette heiße Schokolade mit meinem Pulli aufgesaugt. Ich hab das gar nicht mitbekommen. Wahrscheinlich war ich so nervös, weil mir Regine gegenüber saß. Sie stellte mir Fragen und währenddessen muss sich mein Pulli vollgesogen haben. Das war also meine erste Begegnung mit Regine, über die wir beide heute noch lachen müssen.

Mein Vorspielen später lief so ab: ich bin mit der Gitarre, mit der ich heute noch spiele – es ist übrigens die alte Gitarre von meinem Dad – in den Probenraum von VOICE 4 U gefahren und habe „Walking in Memphis“ mit dem damaligen Sänger Tom gespielt. Das schlimme war, ich hab es total „versemmelt“, aber irgendwie fanden sie trotzdem meine Art ganz cool. Die dachten sich wohl, wenn ich irgendwann mal ne gute Gitarre habe, dass das dann ganz gut funktionieren könnte. Ich habe dann wirklich eine Chance bekommen. Ich wurde aber lange Zeit hingehalten, sogar nochmal eingeladen. Ich war innerlich etwas verzweifelt, hatte tausend Gedanken im Kopf. Was habe ich nur vermasselt? Ich musste aber nicht mehr vorspielen. Es war eher ein Gespräch darüber, wie ich mir das Ganze vorstelle, etc. Und dann hatten sie sich aber plötzlich für mich entschieden.

 

Was würdest du sagen, zeichnet die Band VOICE 4 U aus? Was ist das Besondere an ihr, gibt es ein sogenanntes Geheimrezept?
Hm, ich glaube, das ist ein ganz einfaches Geheimrezept. Es ist so, dass man das, was man tut, von Herzen gerne macht; nämlich Musik. Wir machen keine Art Marktanalyse. Was wollen die Besucher hören, also spielen wir das auch. Wir machen es tatsächlich anders herum. Wir checken, was uns gut gefällt und überlegen, wie wir es in ein adäquates Korsett schnüren können und dann präsentieren wir es den Zuhörern und hoffen erst mal, dass es ihnen gefällt. Es waren zur Premiere einige da, die sagten, man merkt, dass ihr Spaß an Eurem Tun habt. Das ist die Hauptsache.

Ich wage zu sagen, dass VOICE 4 U in der Formation, wie sie heute auf der Bühne steht, die gereifteste Besetzung seit Bestehen ist. Und ich glaube, das merkt man auch. Wir haben uns nie vom Glauben abbringen lassen, unsere Musik so zu machen, wie wir es für gut empfinden. Es gab kritische Zeiten, wo wir das Herzstück der Band, die beiden Sänger wechseln mussten. Das war nicht einfach. Und trotzdem gibt es die Band immer noch. Es ist demnach wohl so, dass die Leute nicht nur wegen der beiden „Hauptfiguren“ zu uns kommen. Es ist das Gesamtkonzept, das ankommt, funktioniert und Freude vermittelt.

 

Worin liegt der Reiz für dich, nach 10 Jahren immer noch in der Band zu spielen und zu singen?
Ich habe in meinem ganzen Leben in noch keiner Band so viel gelernt, wie bei VOICE 4 U. Beispielsweise von unserem Pianisten Reinhold habe ich in Sachen Harmonielehre unsagbar viel lernen dürfen. Auch im Gesang hat mir Regine mit vielen wertvollen Tipps zu einem besseren Gesang verholfen und sozusagen immer mal wieder aus dem Nähkästchen geplaudert. Ein weiterer Ansporn ist auch, dass hier schon immer ein sehr familiäres Verhältnis geherrscht hat. Ich möchte diese Erfahrung nie wieder missen, weil es mich als Musiker unheimlich geprägt hat. Man lernt, dass man die anfängliche Nervosität, auf der Bühne zu stehen, zu singen, zu spielen, sich vielleicht auch mal zu verspielen, verliert und die Reaktionen des Publikums in positive Energie umwandelt. Das war für mich die bestmögliche Plattform, das zu lernen.

Es ist auch das Privileg als Musiker, dass Leute in die Konzerte kommen und zahlen, um Dich zu hören. In 80% der Fälle ist es bei Musikern meiner Erfahrung nach so: man spielt zu einem Anlass und keinen interessiert es erst einmal. Live-Musik dient oftmals nur als Untermalung, wie z.B. im Bierzelt oder Restaurants. Die Leute kommen nicht wegen der Musik, die Musik ist sozusagen eh schon vor Ort.

 

Kommen wir zum neuen Programm LOVE IS ALL YOU NEED. Früher waren es Candle-Light-Concerts; romantische Musik bei Kerzenschein. Heute ist es eine Liebesgeschichte , erzählt durch Eure Lieder. Wie kam es zu der Geschichte und wie lange dauerten die Vorbereitungen?
Ursprünglich begann alles an Regines Hochzeit im letzten Jahr. Rico meinte zu uns, wir müssen mal selbst ein Musical machen. Eine eigene Geschichte, ein Album, so richtig mit Konzept. Eigentlich wollten wir das schon immer machen. Nur ist uns nie wirklich was Griffiges eingefallen. Als Regine dann schwanger wurde, kam Cordula Wegerer zu uns. Mit ihr war das nahezu wie ein Neustart. Es war zeitlich ein Ding der Unmöglichkeit, auf die Schnelle noch ein neues Konzept zu entwickeln. Also entschieden wir uns, wir spielen nochmal – so wie die letzten 10 Jahre auch – eine ähnliche Konzertreihe, aber mit neuen Songs … erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Im allerletzten Meeting, in dem wir Songs für die anstehenden Proben ausgewählt haben, passierte es dann. Auf einmal entstand in der Band ein sensationeller Synergieeffekt. Wir saßen am Küchentisch in unserem Proberaum und die rhetorische Frage kam ein letztes Mal auf, ob es irgendwelche Ideen für ein Konzeptgibt. Es kamen Vorschläge wie „Best of Musicals“ oder „Best of VOICE 4 U“… aber all das überzeugte uns nicht. Dann kam der Vorschlag, wir könnten was zum Thema Liebe inszenieren. Ja wie? Liebe? Liebe ist so ein umfangreicher Begriff. Und … unsere Songs drehen sich eh schon überwiegend rund um die Liebe. Daher, Liebe als Überschrift, das ist noch zu schwammig.

Dann kam Rico wieder mit seiner Idee. Er stellte in den Raum, was man um den Begriff Liebe alles stricken könnte. Und dann war klar, wir könnten die Geschichte einer Liebe erzählen. Okay aber wie? Wir müssten das in Etappen erzählen. Auf einmal hatten wir „Schubladen“. Wie läuft denn eine Liebe ab? Die Klammer öffnet sich ja mit der Sehnsucht nach jemanden, den man noch nicht kennt und schließt sich im „Happy End“. Aber was passiert dazwischen? Mit welchen Songs kann man die Zwischenstufen füllen? Auf einmal fielen uns hundert Songs ein und wussten nicht mehr, welche wir auswählen sollen. Aber wir hatten ein Raster, ein Konzept, und dann war es relativ einfach, diese Schubladen mit thematisch passenden Songs zu füllen.

Das Programm stand erst sehr spät, da war es schon September. Wir hatten zu dem Zeitpunkt ja nichts, außer dem Konzept und die Songs. Es gab noch keinen Pressetext, keine Fotos, keine Plakate, keine Website, kein Programmheft; es fehlte wirklich alles. Ansagen, Einspieler, Marketing, das mussten wir dann alles in Eigenregie, neben den Proben und natürlich den Konzerten, organisieren. Ja und dazu immer wieder die Unsicherheit: man probt und probt und weiß nicht, wie das Publikum es annimmt. Nicht, dass sich die Leute sich fragen, was das für ein „infantiler Quatsch“ sei, den man ihnen serviert, wofür sie auch noch zahlen müssten. Aber am Ende hat alles geklappt … also auch für uns ein Happy End.

 

Kommen wir zu deinem Solosong Tears in heaven. Du bist auf Youtube mit einigen Songs vertreten. Gerade aber bei diesem Song kommt deine Stimme sowie dein Gitarrenspiel besonders zur Geltung. Wie kam es, dass es genau dieser Song ins Programm schaffte und war dies dein persönlicher Wunsch?
Aufgrund der Youtube-Videos kam tatsächlich öfters von Zuhörern die Frage, ob ich nicht mal einen Song bei VOICE 4 U singen möchte. Du hast das ja selbst mal in Deinem Interview mit Rico angesprochen, ob ich nicht mal Solo singen würde. Es war dann so, dass wir sagten, wenn wir in der Geschichte jetzt noch einen Tiefpunkt setzen möchten, dann sollten wir „Tears in heaven“ reinnehmen. Wir haben dann die Geschichte um den Song erweitert – ist die Oma jetzt im Himmel – usw. Das war dann sofort entschieden. Wir haben ganz ehrlich richtig viel geprobt. Wir sind zum Teil zwölf Stunden im Proberaum gesessen, um am Programm zu arbeiten … aber „Tears in heaven“ haben wir nie so wirklich geprobt. Jeder war der Meinung, den brauchen wir nur grob abstecken, der läuft. Für mich war das kein Thema, ich hab den ja schon lange intus. Wir haben lediglich die Instrumentierung und Chorgesänge angespielt, dann passte das. Da hat auch jeder von uns so viel Vertrauen in den anderen, dass wir wissen, es funktioniert. Lustig ist bei dem Song auch, dass sich meine Youtube -Version zum Vorbild genommen wurde. Frank, unser neuer, großartiger Bassist, wollte beispielsweise wissen, was ich genau am Bass gespielt habe. Nur, teilweise wusste ich das selbst nicht mehr (lacht).

 

Magst du uns zu Deiner eigenen Band Palmtree was erzählen?
„Palmtree“ hat sich zur Band namens „Balloon“ erweitert, kann man sagen. Aber „Palmtree“ gibt es nach wie vor im Duo, zusammen mit meinem Freund und Ausnahmemusiker Tobias Ziegler. Aber jetzt haben wir beschlossen, wir wollen unserer eigenen Musik einen neuen Namen, ein neues Gesicht geben. Da wir auch zwei zusätzliche Musiker mit Uli Fiedler (Bass) und Harry Alt (Schlagzeug) an Bord haben, machte es Sinn, einen neuen Namen für unsere eigene Musik zu finden. Es würde die Besucher zu sehr irritieren, wenn sie uns zu zweit als „Palmtree“ sehen und wir Coversongs spielen und wir dann unsere eigene Musik zu viert unter demselben Namen spielen. Jetzt haben wir mit „Balloon“ eine klare Trennung.

Balloon hat auch eine eigene Platte aufgenommen. Es ist interessant, wie man auch von Außen geformt wird. Es gibt Leute, die an die Band glauben, die Musik mögen und sich dann Gedanken dazu machen, wie z.B. ein Logo der Band aussehen könnte. Das ist toll. Es steckt ja auch so viel Herzblut in der Band. Es stehen jetzt auch Konzerte an, worauf wir uns sehr freuen, weil die Reaktionen ähnlich wie bei VOICE 4 U sind, dass man uns anmerkt, dass wir Spaß auf der Bühne haben. www.balloon-music.de ist übrigens die Website zur Band (zwinkert).

 

Was wäre beruflich einen Alternative zum Musiker für dich gewesen?
Du wirst lachen, aber mir war klar, ich möchte immer etwas Kreatives machen. Es hat sich dann früh in der Schule schon abgezeichnet, dass ich in die Musik gehe; ich war ja schon damals in der Schulband sehr aktiv und habe bis heute noch zu meinem Musiklehrer ein ganz besonderes Verhältnis. Ich musste den steinigen Weg einfach kompromisslos gehen, denn alles andere hätte mich ganz sicher unglücklich gemacht. Dementsprechend habe ich jetzt in meinem Leben drei Standbeine, die glücklicherweise alle mit Musik zu tun haben. Das ist zum einen die Musikproduktion, d.h. als Musikproduzent im Studio arbeiten, Songs schreiben, im Studio aufnehmen und mischen. Und dann habe ich eben noch Balloon und VOICE 4 U. Damit ziehe ich durch mein musikalisches Leben und es gibt immer sehr viel zu tun.

 

Was passiert, wenn die Musik bei dir mal aktiv ausfällt?
Da habe ich schon vorgesorgt. Also es ist so, der Bassist von Balloon, Uli Fiedler und ich produzieren gerade ein Album mit einer Sängerin namens Sarah Straub aus Dillingen. Sie ist sozusagen ein aufstrebender Star am Pophimmel. Zusammen mit Uli habe ich eine Musikproduktionsfirma gegründet, sie heißt „leider fett“ (www.leider-fett.net). Das ist die technische Komponente der Musik, die ich ausübe. Ich bin sehr froh, dass ich da ein fundiertes Wissen habe, weil ich langfristig keine Lust gehabt hätte, mich intuitiv durch das umfangreiche Gebiet des Toningenieurs zu manövrieren und zu probieren, wie man was auf dem Mischpult umsetzt. Das war auch ein Grund, weshalb ich das vor etwa vier Jahren von der Pike auf gelernt habe, worüber ich heute sehr dankbar bin. Ich komme heute also in jedem Studio zurecht und kann das professionell ausüben.

 

Was möchtest du gerne noch sagen?
Bis zum heutigen Tag ist es für mich unfassbar wichtig zu wissen, ob die Leute nach Konzerten zufrieden nach Hause gehen. Die Bestätigung, dass die Arbeit nicht in eine falsche Richtung ging. Ich bin froh, dass das, was man sich da in seinem kleinen „Gehirnskasten“ ausdenkt, bei den Leuten ankommt. Im Fall von „LOVE IS ALL YOU NEED“ fängt es mit einer kleinen Idee zu einer Geschichte an und plötzlich hängt da wenige Wochen später wirklich so ein riesiger Vorhang mit einem Dachbodenbild auf der Bühne. Das ist auch für uns noch schwer zu glauben, weil alles unter einem so großen Druck entstanden ist. Und am Tag der Premiere ist der Druck von uns gefallen und es war ein unfassbarer Moment, dass es so gut geklappt hat.

Wichtig ist, wenn man etwas wirklich will, kann man es auch erreichen. Man muss halt wirklich daran glauben, aber auch hart dafür arbeiten. Man sollte sehr strukturiert dafür sein und gerade in einer Band muss man Aufgaben geschickt verteilen. Dann kann man als Band aber auch alles schaffen, was man sich erträumt. Das denke ich, ist die Quintessenz des heutigen Abends.

 

Lieber Adrian, wir danken dir für das interessante Interview v.a. dass du dir die Zeit für uns sogar nach der Premiere genommen hast. Wir wünschen Dir in all Deinen Projekten von Herzen allen Erfolg der Welt und freuen uns auf weitere, tolle Konzerte mit Dir, egal ob mit VOICE 4 U, Balloon oder Palmtree.

 

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