Premiere der Europäischen Erstaufführung von Catch me if you can
Die Kammerspiele der Josefstadt in Wien präsentieren seit dem 24. Oktober 2013 das Musical „Catch me if you can“! Die Memoiren von Frank Abagnale Jr., oder wie man Butter aus der Milch macht.
Das Musical kam 2011 am Broadway heraus und beruht auf einer wahren Geschichte, die Steven Spielberg mit Leonardo Di Caprio und Tom Hanks verfilmte.
Spielberg verfilmte die Biografie des amerikanischen Hochstaplers und Scheckbetrügers Frank William Abagnale.
Jr. Frank Abagnale ist mit 16 Jahren der jüngste Hochstapler der Geschichte, als Pilot, Arzt und Anwalt täuscht er die ganze Welt, hat er doch keinen dieser Berufe jemals gelernt. Mit einer Uniform der Pan American World Airways und einem Pilotenschein kann er jederzeit die Flüge der Airline kostenlos nutzen und sich obendrein mit gefälschten Gehaltsschecks Bargeld beschaffen. Doch FBI-Ermittler Carl Hanratty ist ihm auf den Fersen und versucht, ihn zur Strecke zu bringen. In der französischen Provinz schnappen schließlich die Handschellen zu und Frank wird in den USA zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Im realen Leben arbeitet Frank Abagnale inzwischen beinahe 40 Jahre als Berater für das FBI, Spezialgebiet Geldwäsche und Identitätsdiebstahl. Das war die Bedingung für seine vorzeitige Entlassung aus der Haft im Jahre 1974.
Am 24. Oktober 2013 herrschte in Wien in der Rotenturmstasse wieder einmal Premierenfieber. Der Kartenvorverkauf für die neue Spielzeit boomte bereits auf Hochtouren, die begehrten Plätze waren bereits innerhalb einer Woche ausverkauft.
Vergangenen Montag war bereits ein Flashmob am Stephansplatz zu sehen um einige Passanten neugierig zu machen. Es geschieht ja nicht alle Tage das am Dom Schüsse fallen und hübsche Stewardessen tanzen.
Der rote Teppich ist ausgerollt. Sechs langbeinige Stewardessen stehen Spalier um die Besucher zu empfangen, diese warten teilweise nervös und etwas verlegen auf ihren großen Premierenflug. Nicht verwunderlich, gerade so, als ob die Crew bereits ahnte, daß ihr Pilot kein echter Kapitän ist. Die Premierenpassagiere finden sich in einer Flughafenwartehalle wieder. Die Lautsprecherdurchsagen geben Flüge bekannt oder rufen Leute aus. Auf der Anzeigetafel sind Flüge aufgelistet, auch die Castbesetzung wer in welcher Rolle ab 20 Uhr an den Start geht ist dieser zu entnehmen.
Ein Flieger hebt ab, Schüsse fallen und das FBI schnappt nach langer Hetzjagd den wohl gerissensten Hochstapler und Scheckbetrüger Amerikas am Flughafen. Frank Abagnale Jr. wird von Rasmus Borkowski verkörpert.
Während des Schusses sieht dieser die ganzen Highlights aus seinem Leben wie in einem Zusammenschnitt für eine bunte Fernsehshow vorbeiziehen. Mit viel Witz und Humor schlüpfen er und FBI Agent Carl Hanratty (Martin Berger) in die Erzählerfunktion um sein Leben als Show zu präsentieren. (Live und ganz in Farbe)
Frank ist im Stück ein symphatischer Betrüger. Man kann ihm nicht wirklich böse sein wie er das FBI zum Narren macht und diese anschließend wie Deppen dastehen lässt nachdem er ihnen wieder ein Schnippchen geschlagen hat und knapp entkommen ist. Der Playboy gibt sich als Pilot, Arzt und Jurist aus. Er hat jedoch viel Herz der seine Eltern (Paula und Frank Abagnale – Karin Seyfried und Axel Herrig) über alles liebt.
Seine Geschichte beginnt in New York City zu Weihnachten 1964. Von seinem Vater Frank Abagnale (Axel Herrig) einem beliebten Geschäftsmann, lernt er worauf es im Leben ankommt. Niemals aufzugeben, aus allem das Beste zu machen denn die Leute sehen immer nur das Oberflächliche und was man ihnen erzählt. Als Beispiel dient die Geschichte von zwei Mäusen die in einen Topf Milch fallen. Die eine davon strampelt sich durch und macht die Milch zu Butter, dadurch gelingt es ihr herauszuklettern und das Leben zu genießen. Ein ganz wichtiger Punkt – Kleider machen Leute (Der Nadelstreif ist das was zählt) Bei Frank Abagnale Sr. gehen die Geschäfte bergab und auch die Familie leidet erheblich unter dem Geldmangel.
Seine Mutter Paula (Karin Seyfried) mit französischem Akzent wollte ihm die Schuluniform ausreden jedoch besteht Frank Junior darauf. Auf seiner neuen Schule wird er – wie von Mutter erwartet – von seinen Mitschülern verspottet – er sähe aus wie ein Aushilfslehrer! Das lässt er sich nicht gefallen. Er gibt sich als französischen Aushilfslehrer aus. Natürlich fliegt das Ganze auf und die Eltern müssen es wieder gerade biegen.
Eines Tages nach der Schule ertappt er seine Mutter ausgerechnet mit dem Freund seines Vaters bei einem Seitensprung. Paula gibt ihm in Verbindung mit zig Erklärungen Geld für seine geliebten Comics. Frank Juniors heile Welt der Geborgenheit bricht zusammen – seine Eltern lassen sich scheiden. Er wünscht sich zu seinen Superhelden Batman, Superman und Flash (Eine and`re Haut). Schließlich brennt er mit 50 Schecks und einem Führerschein durch. Sein Überleben wird durch ein Schweizer Taschenmesser, Tusche und Klebstoff gesichert (Ein Wort uns`rer Sponsoren). Er ist stolzer Besitzer eines Pan Am Pilotenscheines! Später greift er zu Druckerpresse und Radiergummi und hinterlässt für Agent Carl Hanratty jede Menge Spuren (Der Mann da drin im Müll).
Carl Hanratty (Martin Berger) versucht in das innere seines Verbrechers zu schauen. Es ist hinreissend mitanzusehen wie er sich freut als er glaubt Abagnale endlich geschnappt zu haben und dann voller Zorn wie ein kleines Kind sich über sich selbst ärgert als er feststellt das er dem Jungen wieder auf den Leim gegangen ist.
Der liebenswerte ältere FBI Agent sorgt für einige Publikumslacher. Mit viel Herz möchte er dem Jungen die Zukunft nicht verderben muß jedoch seiner Pflicht nachgehen und ihn bestrafen. Wo soll das alles enden? Über Umwege wechselt er langsam in eine Art Vater. Er sperrt ihn ein und schenkt ihm danach dafür ein richtiges Leben. (Seltsam, aber wahr). Er wird frühzeitig entlassen, um für das FBI zu arbeiten…
Nachdem Abagnale Junior jede Bank in den USA angezapft hatte beschloss er in Georgia von seinen Ersparnissen zu leben. Dort gibt er sich „versehentlich“ als Kinderarzt aus und landet im Hospital (Was der Arzt verordnet). Seine Mutter Paula (Karin Seyfried) hat bereits schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Beim Verhör des FBI setzt die Mutter ihren französichen Charme ein und redet so lange um den heißen Brei herum um ihren Sohn zu verteidigen. Botschaft – (Lass von Dir hören). Seyfried zeigt eine besonders ausgeprägte Feinfühligkeit im Schauspiel in Mimik und Gestik. Ohne Probleme könnte sie ihre Rolle auch im Pantomimenspiel bestehen. Sein Vater (Axel Herrig) ein Geschäftsmann, gibt den selbstsicheren Vater ab. Als er sein Geschäft verliert arbeitet er als Postbote und verfällt dem Alkohol.
Frank Abagnale Jr. (Rasmus Borkowski) spielt den Hochstapler. Er ist schlau und dem FBI immer eine Nasenlänge voraus. Vom Charakter her hat er einen guten Kern. Er hilft anderen Leuten wo er kann, macht anderen Mut und gibt ihnen Selbstvertrauen. Er ist ein Kerl den jeder gern zum Freund haben möchte. Im Krankenhaus lernt er Brenda Strong (Lisa Habermann) kennen. Die beiden verlieben sich und wollen heiraten (Die sieben Wunder).
Lisa Habermann ist im Stück die diplomierte, schüchterne Krankenschwester mit geringem Selbstvertrauen. Doch als seine wahre Identität herauskommt läßt Sie ihn ins Glück fliegen, damit er in eine neue Zukunft starten kann (Flieg, flieg ins Glück). Carol Strong (Ariane Swoboda) und Roger Strong (Dean Welterlen) geben großartige Schwiegereltern ab (Familieclan). Carol (Ariane Swoboda) als eine überdrehte Schwiegermutter ist hin und weg von Frank. Dean Welterlen übernimmt die Rolle des seriösen Anwalts und nimmt seinen zukünftigen Schwiegersohn ins Kreuzverhör. Er muß feststellen, daß dieser ein Romantiker ist, der seine Tochter aufrichtig liebt.
Die komplette Besetzung ist ein harmonisches Team. Deren Zusammenspiel gelingt perfekt – ein unterhaltsamer Abend ist garantiert. Die Ensemblemitglieder wechseln ständig ihre tollen Kostüme: von knallbunten Longshirts mit Leggins, Stewardessenuniformen, Krankenhauskleidchen mit Netzstrumpfhose oder Kostüme im Stil der 60 er Jahre.
Das Ensemble für die Europäische Erstaufführung:
– Rasmus Borkowski als Frank Abagnale, Jr.,
– Axel Herrig als Frank Abagnale, Sr., sein Vater,
– Karin Seyfried als Paula Abagnale, seine Mutter,
– Martin Berger als Carl Hanratty, Alternate Frank Abagnale, Sr.,
– Lisa Habermann als Brenda Strong, Frank Jr.s Freundin,
– Dean Welterlen als Roger Strong,
– Ariane Swoboda als Carol Strong
Damenensemble: Sarah Bowden, Lisa Habermann, Daniela Harbauer, Emma Hunter, Maren Kern, Miriam Mayr, Ariane Swoboda und Salka Weber.
– Tim David Hüning als Branton, FBI-Agent,
– Andreas Wanasek als Cod, FBI-Agent,
– Christian Petru als Dollar, FBI-Agent
Herrenensemble: Dominik Hofbauer, Tim David Hüning, Christian Petru, Andreas Wanasek und Dean Welterlen.
Diese werden in den kommenden Monaten in einer Inszenierung von Werner Sobotka in den Kammerspielen zu sehen sein. Simon Eichenberger zeichnet die Choreografie. Er stand selbst 15 Jahre auf der Bühne und arbeitete in zahlreichen Musicalproduktionen als Assistant Choreographer an der Seite von Kim Duddy. Eine tolle Show mit viel Swing, erstklassigen Choreografien und überzeugenden Darstellern. Die Kulissen auf der kleinen Bühne sind einfach gehalten. Die zahlreichen, wechselnden Requisiten sind perfekt in Szene gesetzt. Die Bühnentechnik ist pfiffig. Frank Junior läßt ins Büro der FBI Agenten ungedeckte Schecks regnen – das heißt noch mehr Überstunden. Zu Weihnachten gibt es selbstverständlich auch Schnee. Die Musikalische Leitung unterliegt Christian Frank. Das kleine aber feine Orchester ist der Hammer und besteht aus Klavier, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Reeds. Diese haben ihren kleinen Graben im vorderen Bühnenboden.
Dem Publikum wird einiges geboten, nicht nur die europäische Erstaufführung von Catch me if you can ist etwas Besonderes, auch die Wiener Kammerspiele erstrahlen in neuem Glanz. Das 103 Jahre alte Theater in Wien wurde in den letzten sechs Monaten saniert, umgebaut und modernisiert. Der Umbau kostete ca. 12 Millionen Euro, diese wurden nicht von Abagnale`s ungedeckten Schecks finanziert, sondern vom Bund, der Stadt, Sponsoren und dem Theater selbst 😉
Termine ab 24. Oktober bis zum 3. November, 28. November bis 1.Dezember, 23. Dezember bis 7. Jänner (nicht am 31.12.) sowie 20. Jänner bis 5. Februar.
Link zum Theater und weitere Infos: http://www.josefstadt.org/Theater/Stuecke/Kammerspiele/CatchMeIfYouCan.html
Fotonachweis: Kammerspiele Josefstadt, (Besetzungsliste von:) Claudia Wille