Xanadu – Das Musical, welches als Film vor über 30 Jahren ein Flop war, wird unter der Regie von Werner Sobotka, der auch für die deutsche Übersetzung zuständig ist, in der Johann Pölz-Halle aufgeführt.
Das Stück spielt am Strand von Los Angeles, am bekannten Venice Beach, wo Künstler bunte Graffitis auf Wände, Häuser usw. malen. Einer dieser Künstler ist Sonny Malone (Riccardo Greco), der allerdings immer wieder an seinen Kunstwerken zweifelt und sich deswegen umbringen möchte. Dies verhindert aber eine Muse, die aus seinem gemalten Musen-Graffiti zum Leben erweckt wurde und fortan auf Rollschuhen um Sonny herum ist. Sie heißt Clio (Jana Stelley), bzw. gegenüber Sunny nennt sie sich Kira, und möchte ihn inspirieren. Jedoch gilt für sie als Muse aus dem alten Griechenland, dass sie sich nicht als Muse zuerkennen geben darf, weder selbst Kunst erschaffen darf, noch gar sich in einen Sterblichen verlieben darf, da sie sonst in die Unterwelt verbannt werden würde. Allerdings wird alles anders laufen, da anscheinend auch die eifersüchtigen Musenschwestern von Clio ihre Hände mit im Spiel haben (Melpomene: Carin Filipčić, Kalliope: Angelika Niedetzky). Der Traum von Sonny ist es, eine Rollschuhdisco zu eröffnen; er findet auch ein Gebäude, welches sich als perfekt dafür herausstellt. Da er nicht so viel Geld hat, die Halle zu mieten, kommt es zu einem Deal mit dem Gebäudeinhaber, Danny Maguire (wandlungsfähig: Andreas Steppan, auch als Zeus auf der Bühne): Sonny darf die Halle nutzen, einzige Bedingung, bevor das Gebäude einen Tag später abgerissen werden würde: Er muss bis zum Nachmittag die Halle neu saniert und renoviert haben, Wärmeschutzdämmung usw. Das Gebäude (von Maguire früher „Xanadu“ getauft) wurde von diesem vor vielen Jahren für seine große Liebe, die Muse Tangerine, als ein Club für Swingmusik gebaut, aber nie eröffnet, da er in den Zeiten des Krieges keine große Wagnisse eingehen wollte. Die Folge war, dass Tangerine ihn enttäuscht verließ.
Die Musenschwestern helfen das Unmögliche möglich zu machen und so ist es geschafft: Das Gebäude ist renoviert – und Sonny und Danny somit Partner.
Unter dem Druck der beiden eifersüchtigen Schwestern gesteht Clio Sonny kurz vor der Eröffnung, dass sie eine Muse ist und somit wieder zu dem Olymp muss, damit sie ihre Strafe für ihr Vergehen bekommt.
Sonny setzte alles in Bewegung, Clio wieder zu sehen, schafft es dann, indem er gegen die Wand läuft, auf der er am Anfang seine Musen inklusive Clio gemalt hat und gelangt so zum Olymp, wo er auf seine Liebe, Gottvater Zeus und drei weitere Göttinnen trifft. Nachdem Zeus sich erst weigert und Clio verbannen wollte, lässt er sich dennoch umstimmen und lässt sie als Sterbliche auf die Erde zurück kehren – als Hauptfigur in einem Musical…
Gleich wenn man die Halle betritt kommt die Stimmung vom Venice Beach beim Zuschauer an: Um die Bühne herum sind Wände mit Graffitis gebaut, eine Stimme weißt auf das Verbot des Fotografierens während der Show hin und geht in eine Stimme über, die aus einem Radio zu kommen scheint. Die neun Musen sind schrill und bunt angezogen (Kostümbild: E. Gressel, Maske/Perückenstyling: M. Krestan), allen voran die großartige Carin Filipčić, dem Österreichischen Publikum gut aus Elisabeth bekannt, zu dem auch an der ein oder anderen Stelle eine lustige Verbindung aufgebaut wird. Zum Beispiel werden einmal die ersten Töne von Rudolf gespielt, mit den Worten: Also lässt Du mich im Stich? – Das Publikum hat seinen Spaß, während das Musical sich selber und ein paar andere Musicals bzw. Theater mit lustigen Anekdoten einbaut. Dass C. Filipčić und A. Niedetzky Östereichisch, statt wie die anderen Darsteller Hochdeutsch, sprechen, gibt dem Ganzen seine ganz eigene Note.
Herrlich 80er Jahre-mäßig sieht auch der talentierte Hauptdarsteller Riccardo Greco aus, wenn er in seinem Outfit, einer winzigen Jeans-Hot-Pants und sehr weit ausgeschnittenem Muscle-Shirt auf Rollschuhen nicht nur Kiras Herz, sondern auch die Herzen aller Zuschauer und die Bühne erobert. Seine Mimik und Betonung geben dem etwas dümmlichen Sonny genau das richtige Etwas, so dass man ihn sofort in sein Herz schließen muss. Gesanglich auch herausragend, Höhepunkte The Fall und Don’t walk away. Es bleibt wirklich zu hoffen, dass diesem jungen Talent noch weitere Hauptrollen gegeben werden.
In der weiblichen Hauptrolle ist als Clio/Kira die bekannte Jana Stelley zu sehen. Wandlungsfähig und als blonde Kira wundervoll tussig im rosa Kleidchen kommt Stelleys Talent in dieser Rolle auch zur Schau: Ebenfalls ihre Mimik ist beeindruckend und man möchte sie die ganze Zeit anschauen, dazu begeistert sie mit Ihrer Stimme in diesem Musical (Toll gesungen: Have You Never Been Mellow). Beide Hauptdarsteller sind die perfekte Besetzung. Ein großes Lob an die, denen das Publikum dies zu verdanken hat.
Auch das Ensemble ist hochwertig, u. a. gehören Gernot Romic und Niran Straub (Elisabeth), Edd Hall (Starlight Express), Susanne ten Harmsen (Tanz der Vampire) dazu.
Möchte man einen kurzweiligen Abend mit tollen Künstlern, Ohrwürmern und viel Spaß haben, sollte man sich noch bis zum 10. August auf den Weg nach Amstetten/Niederösterrerich machen; eine Reise, die sich auch von weiter her wirklich lohnt
Szene-Fotos: Gerhard Sengstschmid, Saalfoto: Nastassja Juel Stork