Als Highlight der diesjährigen „S-City leuchtet orange“-Nacht am 5. November erstrahlte dass Neue Schloss in Stuttgart mit Hilfe aufwändiger Projektionen zum Schloss Manderley.
Etwa anderthalb Stunden vor dem offiziellen Beginn, füllten sich die Reihen rund um die Absperrgitter, welche die eigentliche Bühne umrandeten. Die zur Königsstraße zugewandte Frontseite des Linken Seitenflügels des Schlosses war bereits am Tag zuvor mit Lautsprecherboxen und unzähligen Schweinwerfern ausgestattet worden.
Pünktlich um 21:30 schallte ein gehauchtes „Rebecca…“ über den Platz und die wartende Menge von mehreren tausend Menschen.
Mit Hilfe der Projektoren wurde das Abbild eines riesigen Vorhangs auf die Schlossfront geworfen, darunter tosende Wassermassen. Nebelmaschinen verwehrtem den Zuschauern für kurze Zeit die Sicht. Bis „Ich’s'“ (Lucy Scherer) zarte Stimme diesen mit „Ich hab geträumt von Manderley“ durchbrach und diese in einem khakifarbenen Mantel die Bühne betrat.
Die großen Glastüren im Hintergrund wurden von innen beleuchtet, sodass man das Ensemble eine Zeit lang gekleidet als Dienstmädchen hin und her laufen sah, bis sie zum Ende des Liedes unbeweglich stehen blieben und zum Publikum blickten. Maxim (Thomas Borchert) trat zu seiner Frau, nahm sie an der Hand und führte sie zurück in Schloss – machte kehrt und drehte sich mit den letzten Takten von „Gott warum“ alleine zurück zur rot-blau beleuchteten Bühne, mit dem Bild eines Bootshauses im Hintergrund.
Nach kurzem Applaus wurde das Haus verdunkelt, erneut schallte vom Ensemble ein „Rebecca“ über den Platz und die Blicke richteten sich gebannt auf den Balkon des Schlosses, welcher gut in Szene gesetzt und integriert wurde. Die Glastüre ging auf, der Vorhang wehte und Mrs. Danvers (Pia Douwes) betrat den mit der Silhouette einer jungen Frau beleuchteten Balkon. Den vermehrten Rufen aus dem Publikum zu entnehmen war dies für viele der Höhepunkt des Abends. Langsam schritt sie auf und ab, das bösartige, hinterlistige Schielen – überzeugend.
Der daraufhin folgende „Szenenapplaus“ wurde unerwartet von Raketen unterbrochen, welche direkt vor der Bühne starteten, sodass die erste Reihe erschrocken einen Schritt zurück wich.
Mrs. Danvers „Raketen, Alarm, wahrscheinlich ist ein Schiff gestrandet“ leitete auch gleich zum nächsten Stück ein. Das Ensemble blickte mit Öllampen in der Hand in die ferne, „Strandgut“, mit Nebel und Pyrotechnik erneut passend in Szene gesetzt.
Das Ensemble bestand an diesem Abend aus bekannten, sowie unbekannten, neuen Gesichtern, unter anderem Valerie Link, Carl van Wegberg, Christina Patten und Lena Brandt.
„Rebecca wollte mich vernichten“ warf Maxim auf dem Balkon ein, während er „Ich“ fest in den Armen hielt, welche ihn mit „Sie kann uns nichts mehr antun“ zu beruhigen versuchte, gefolgt von „Jenseits der Nacht“.
Fünfzehn Minuten nach Beginn des Auftrittes, das letzte Lied für diesen Abend. „…das ist nicht die Sonne, dass ist Manderley!“. Das Schloss stand in Flammen, Feuer schoss ebenso unerwartet, wie die Raketen zuvor aus der Bühne. „Manderley in Flammen“. Bedrohlich rot flackerte das von Nebel umgebene Gebäude. Während alle Bewohner und Angestellte nach draußen auf die Bühne flüchteten erschien Mrs. Danvers mit einem brennenden Kerzenständer in der Hand auf dem Balkon und entschwand gleich darauf wieder im Schloss. Ein letztes Mal schossen Raketen in die Luft, dann schloss sich der Vorhang und das Publikum bedankte sich mit einem erneuten Applaus und Zugaberufen.
Wenige Sekunden später ging das Gebäude am anderen Ende des Platzes in Flammen auf, das angekündigte Musikfeuerwerk, passend untermalt von „Flammen, Flammen, Manderley in Flammen“ welches mit Boxen über den gesamten Platz zu hören war.
Alles in allem ein gelungener Abschluss für einen ebenfalls gelungenen Abend, welcher so manches Herz im Hinblick auf die Premiere im Stuttgarter Palladium Theater am 8. Dezember entflammt haben wird.
Einziger Abstrich der zu machen ist, ist die Tatsache, dass trotz der sehr aufwändigen und tollen Inszenierung Playback gesungen wurde.
Text und Fotos von Verena Funk für Musicalfotojournalismus