Frankenstein Junior – 01. Juni 2013 in Halle (Saale)

thumb_363x244_Frankenstein001Die Geschichte um Frankenstein dürfte jedem halbwegs bekannt sein. 1974 entwickelte Mel Brooks bereits den Film „Young Frankenstein“. Das Musical entstand jedoch erst im Jahr 2007 und somit viele Jahre später. Es feierte am 08. November 2007 am Broadway Premiere.

Auch wenn man zumindest aus früheren Zeiten so ungefähr weiß wer Frankenstein ist, könnte dieser Stoff doch überraschen. Eines vorab: Die Show ist überaus fulminant! Die verschiedenen Zahnräder, die diese Show am Laufen halten, greifen immer wieder perfekt ineinander – Darsteller, Kostüme, Bühne, Choreografie – alles ist bestens aufeinander abgestimmt. Den Bühnen Halle gelingt mit dieser Deutschlandpremiere eine Produktion auf sehr hohem Niveau.

Die Geschichte verwebt komödiantische mit schaurigen Elementen. Frederick Frankenstein lehrt an einer New Yorker Universität als Dr. Victor von Frankenstein in Transsylvanien stirbt. Um den Nachlass zu verwalten reist Frederick nach Transsylvanien. Seine Verlobte Elizabeth bleibt in New York.

In Transsylvanien wird er von Igor, seinem neuen Gehilfen empfangen. Gemeinsam mit der von Igor engagierten Assistentin Inga fahren sie zum Schloss. Obwohl er nicht in die Fußstapfen seines Großvaters treten will, folgt er bald darauf der Bitte von Frau Blücher, der Haushälterin, und liest die Aufzeichnungen Victors. Seine Experimente glücken, allerdings wurde das geniale Hirn, das er gefordert hatte, durch ein abnormales ersetzt. Das Monster ist geboren!

Verworrene Liebeleien, Dramatik und Komik nehmen ihren Lauf und führen zu einem unerwarteten Ende.

Sebastian Römer spielt Inspektor Kemp. Seine Erscheinung ist anfangs ein wenig irritierend, wird aber schnell von ihm selbst erklärt. Im Laufe der Show wird sein Handycap aber auf eine amüsante Art eingebaut, sodass die Lacher vorprogrammiert sind. Stimmlich lässt er keine Wünsche offen.

Frederick Frankenstein, der sich durch die Aussprache seines Namens (Frederick Froankenstien) von seiner Familie abgrenzen möchte, wird von Björn Christian Kuhn gespielt. Nach seinem Musicalstudium an der Folkwang Schule absolvierte er ein Opernstudium in Montreal (Kanada). Daher verwundert seine imposante Stimmleistung nicht. Er singt die Partien mühelos und spielt sehr überzeugend.

Gerade Komiker klagen immer darüber, dass Komik größtenteils auf Timing beruht. Hier funktioniert das Zusammenspiel der Cast überaus gut. Jeder Funke springt auf das Publikum über.

Die exzentrische und begehrenswerte Elizabeth Benning wird von Anna Thorén gespielt, die die Cast als Gast-Star vervollständigt. Es ist unglaublich wie facettenreich sie ist, ob als grüne Hexe in Wicked oder als gefallene Marie Antoinette – sie spielt glaubwürdig und singt mit kraftvoller, wiedererkennbarer Stimme.

Ásgeir Páll Ágústsson spielt Igor imposant und vielschichtig – mal erschreckend gruselig, mal fröhlich singend und tanzend. Sein Spiel deckt viele Facetten ab und ist durchaus sehr genial. Auch stimmlich überzeugt er sofort.

An diesem Abend wurde Inga von Bettina Mönch gespielt. Sie mimt das schüchterne, aber auch aufreizende, ländliche, blonde Dummerchen perfekt und mit durchdringender klarer Stimme.

Gabriele Bernsdorf spielt die Magd Frau Blücher. Durch die dunkle, strenge Perücke und das schwarz-weiß gehaltene Kostüm fügt sie sich perfekt in die Szenerie ein. Ihr Akzent erfüllt hier die Klischees. Sie spielt die Magd oft herrlich emotionslos, was sicherlich auch nicht so einfach ist. Gesanglich kann sie ebenfalls ihre Vorzüge zeigen.

Doktor Victor von Frankenstein wird von Olaf Schröder mit klarer, kraftvoller Stimme und schaurig-schönem Schauspiel dargestellt.

Thomas Weissengruber, der das Monster spielt, hat anfangs sicherlich auf den ersten Blick keinen schweren Part gezogen. Wenn man allerdings genauer darüber nachdenkt, ist es vermutlich doch nicht so leicht sich nur durch Mimik, Gestik und stöhnendem Knurren derart Respekt zu verschaffen. Imposant und ausdrucksstark gespielt. Besonders hervorzuheben ist hier auch das tolle Zusammenspiel von Anna Thorén und Thomas Weissengruber.

Ebenfalls einen großen Teil zu dem Erfolg des Stücks trägt das Stammensemble der Bühnen Halle. Ich habe bereits einige Produktionen an Stadttheatern gesehen, aber bisher nicht so eine tolle tänzerische Leistung des Stammensembles an einer Oper. Auch stimmlich untermauern sie viele Szenen und bereichern die Show.

Das Stück ist ein wahres Kunstwerk, wie bereits zu Beginn erwähnt. Alle Beteiligten arbeiten wie ein gut funktionierendes Uhrwerk zusammen und bringen so ein absolutes Highlight auf die Bühne. Da kann man sich einfach zurücklehnen und das Stück genießen. Neben den vielen komödiantischen Elementen hat das Stück für mich auch durchaus eine Botschaft – wenn nicht sogar mehrere. Es hat mich berührt wie Frederick am Ende des Stücks zu seinem Namen stand und die Verantwortung für sein Handeln übernommen hat. Insgesamt ist das Ende des Stücks ein Gänsehautmoment.

Foto: Theater Halle

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