Starlight Express stand von Anfang an unter keinem guten Stern(enlicht). Den Bochumern war es viel zu riskant und kostspielig dieses Musicalprojekt umzusetzen. Doch Friedrich Kurz, der ein paar Jahre zuvor CATS in Hamburg produzierte, gelingt es, die Stadt Bochum von seiner Idee zu überzeugen.
24 Millionen Mark fließen in den Bau der Starlight Express Halle, die vom 01.12.1986 bis
22.01.1988 dauerten und speziell für dieses eine Stück erbaut wurde.
Währenddessen beginnen in Hamburg die Proben. Wegen zahlreichen Verletzungen der Darsteller, sowie Probleme mit der Bühnenhydraulik muss die geplante Premiere vom 27.05.88 auf den 12.06.88 verschoben werden.
Der Vorverkauf stagniert, dank der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), die verkündete, der Starlight Express sei bereits bis Januar 1989 ausverkauft.
Am Premierenabend befinden sich 50 Demonstranten auf Rollschuhen vor der Halle
„Starlight lebt – für uns ist der Zug abgefahren“. Doch 1700 geladene Gäste können ihren Augen nicht trauen. Fasziniert schwärmen sie von diesem Spektakel. Geht nun endlich die Sonne auf? Oh nein… Dunkle Wolken ziehen bereits Mitte Juli über das Musical. Trotz Preisen von 25, 35,50, 60, 70 und 80 Mark! (ein Traum) fällt der Starlight in ein
Sommerloch. Es gibt Restkarten zum halben Preis. Am Tag der Vorstellung ab 14 Uhr sogar teilweise für 12,50 DM.
Unzählige TV-Auftritte, Promotions, Stadtfeste sollen für ausreichend Werbung sorgen und die Leute ins Theater locken. Und es funktioniert. Die Besucherzahlen steigen und mit ihnen die Fans. Die Darsteller wurden und werden wie Superstars verehrt. Fans treffen sich zum Zeitvertreib an der Stage-Door um ihren Idolen „Hallo“ zu sagen, um Fotos zu machen, um Autogramme zu bitten und Geschenke zu übergeben.
Am 07.03.1990 wird der 1 Millionste Zuschauer begrüßt. Der Ruhrpott-Tourismus boomt.
Starlight Express ist nicht mehr aufzuhalten.
Doch die Wolken kommen zurück. Schwärzer und bedrohlicher ziehen sie 2002 an den Sternenhimmel. Stella meldet Insolvenz an. Die Stage übernimmt alle Theater & Produktionen, nur nicht die beste Show im Universum. Unverständlichkeit, Angst und Betroffenheit breitet sich aus. So darf das Musical nicht enden! Investoren werden gesucht, gefunden und springen wieder ab. Alle Mitarbeiter des Stückes arbeiten 2 Wochen unentgeltlich und in letzter Minute übernehmen Krauth & Friedrichs das Rollschuhmusical. Doch unter harten Bedingungen. Radikal werden nun Geld und Arbeitsplätze eingespart. Um den Großteil zu retten, muss man eben den ein oder anderen Opfern.
Und heute, 2013 feiert es Jubiläum. 25 Jahre rollt, und rollt, und rollt es in Bochum.
Bochum ohne sein Musical, unvorstellbar. Wünschen wir der Stadt und „seinem Wunder“ nur das Beste und v.a. dass kein Ende in Sicht sein möge.
JA, „Es gibt ein Licht ganz am Ende des Tunnels“…
Um was geht es bei Starlight Express?
Ein kleiner Junge spielt mit seinen Eisenbahnen. Die Weltmeisterschaft im Rennen der internationalen Züge. Diesel, Elektrizität oder Dampf?
Aber seine Mutter ermahnt ihn, ins Bett zu gehen. Im Traum wird das große Rennen Realität.
Rusty, die junge, aber technisch veraltete Dampflok, ist Feuer und Flamme. Kann er doch endlich beweisen, was in ihm steckt. Seine Waggons Pearl, Dinah, Buffy und Ashley halten das nicht für eine gute Idee. Im Gegenteil, sie machen sie sogar über ihn lustig, und als Pearl ihn für die E-Lok Electra im
Stich lässt, ist sein Selbstbewusstsein gleich Null. Wie soll er sich gegen die Konkurrenz behaupten können?
Denn da wären:
– Greaseball, der Favorit. Protziger Dieselzug, dem die Frauen zu Füßen liegen. Ein Union Pacific
– Turnov, die Transsibirische Eisenbahn.
– Espresse, der Rom-Mailand-Express.
– Bobo, der TGV. Europas schnellster Zug
– Hashamoto, der Shinkansen aus Japan
– Ruhrgold, der ICE.
Und dann eben Electra, der hypermoderne Zug mit Pearl als Partnerin.
Erst als Papa, die alte Dampflock, das zweite Rennen gewinnt, fasst Rusty Mut.
Schnell ist auch ein Wagen gefunden. Red Caboose, der freundliche Bremswaggon, bietet seine Hilfe an. So treten die beiden, Lok + Waggon, zum Finale gegen Greaseball, Electra und Ruhrgold an.
3 ,2 , 1, los……… Rusty liegt in Führung, aber wird er auch gewinnen?
Gibt es den Starlight Express, von dem Papa erzählt hat, wirklich?
Kommt Pearl zu Rusty zurück?
Fahren Sie nach Bochum um es herauszufinden, es lohnt sich!
Anlässlich des großen Jubiläums haben wir StEx am 20.06.13 besucht. Hier unser Showbericht!
Der Abend beginnt mit einer Lasershow zum 25. Geburtstag. Sehr schön gemacht. Ist dies auch der Grund, warum die Spielzeugeisenbahn nicht mehr ihre Runden von der Decke hängend über das Parkett zieht?
„Control, Control“ ertönt die Stimme des Jungen (vom Band) und die Ouvertüre beginnt.
Zum Glück ist es wieder die alte Version und mein kleines Fanherz hüpft vor Freude. Ja, eine Träne müsste ich mir auch verkneifen.
Greaseball und seine Gang bringen gleich mal auf den Punkt, um was es geht. „Ich mach mit, und keiner kann mich bremsen heut Nacht“. Kinderleicht gleiten die Darsteller und vor allem Daniel Smith als Greaseball über die Rollbahnen.
Folgte auf „Rolling Stock“ der „Liebesexpress“, wurde dieser rücksichtlos gestrichen. Eins der schönsten Lieder. Doch es kommt noch schlimmer. Was geschah mit „‘Ne Loc mit Lokomotion“? Darf sich dieser Song überhaupt noch so nennen? Sind doch Text und Choreographie, sogar Melodie völlig anders.
Bei den Frachtzügen durften vor ein paar Jahren die Rockies ihre Koffer packen und wurden gehen die Hip Hopper eingetauscht.
AC/DC. Nein, nicht die gleichnamige Band aus Australien, die E-Lok und seine Components erscheinen. Choreographie und Text wurden leicht verändert, aber es ist und bleibt ein phänomenaler Auftritt.
Pumping Iron rockt und zeigt erneut, wie cool Greaseball ist. Hier ist nichts verändert worden.
Nach dem ersten Rennen wird eigentlich Dinah von Caboose getröstet. Doch dieser Song wurde auch vor ein paar Jahren bereits eliminiert. Schade.
Die leichte Veränderung der Melodie sowie des Textes bei „Starlight Express“ ist sehr angenehm und auch seit ein paar Jahren fester Bestandteil.
Der zweite Akt beginnt mit dem Rap. Wie immer ist leider auch diese Version völlig unverständlich. Die Musik ist zu laut und die Aussprache leider undeutlich. Um was ging es? „Was geht hier ab? Das Rennen!“ könnte es geheissen haben. Voller Vorfreude auf „Mein Spiel“ sah ich darüber hinweg. ABER warum, warum, WARUM!!!!???? wurde auch dieses Lied gekürzt? Und auf den Dialog zwischen Caboose und Electra verzichtet?
Bei „Nicht der Rechte Zeitpunkt, nicht der rechte Ort“ dürfen die Hip Hopper endlich zeigen, wie sportlich sie sind. Aber war es mit den Rockies nicht akrobatischer und beeindruckender?
Cool und beweglich sind sie auf jeden Fall. Auf Grund der übertriebenen Lautstärke, den Beats und technoartigen Sounds kam man sich vor, wie auf einem Rave oder ähnlichem.
Und wenn wir gerade beim Thema sind, die Lautstärke war durchgehend sehr laut, was vor allem das ältere Publikum störte. Ja, auch Erwachsenen und Rentner sehen sich das Stück an.
„Starlight Sequenz“ ist zeitlos schön! Die vier Rennen sind alle umwerfend. Beeindruckend wird geskatet, geschupst und gesprungen.
Das neue Liebesduett zwischen Pearl und Rusty „Für Immer“ kommt sehr gut beim Publikum an. (Für mich zu schlagerlastig. Ich möchte „Du Allein“ wieder)
Fazit:
Starlight Express ist etwas für jeden. Groß, Klein, Mann, Frau, Kind, Greis, Single, Pärchen, Fans und welche, die es noch werden.
Mit Änderungen musste das Stück schon immer leben. Die Meisten zum Vorteil, gibt es eben auch einige zum Nachteil, welche aber nicht auffallen sieht man die Show zum ersten Mal. Jeder sollte dieses fantastische Musical mind. Zweimal besucht haben.
Nur Eines ist nach wie vor ein „No-go“: Die CD-Aufnahmen. Nach all den Jahren und Änderungen wird es endlich für eine Neuauflage Zeit. Und wir können gespannt sein, denn an dieser wird momentan gearbeitet.
Zu guter Letzt möchten wir es keinesfalls versäumen Dawn Leigh-Woods zu erwähnen.
Seit 1990 steht die Engländerin fast ohne Unterbrechung Abend für Abend als Volta auf der Bühne und gibt immer 100 %, wenn nicht sogar mehr. Es ist faszinierend, wieviel Liebe und Energie sie in diese doch eher kleine Rolle steckt. Hut ab und Respekt!
Fotonachweis: Jens Hauer