Die Texte stammen vom Musical-Erfolgsduo Michael Kunze (Text) und Sylvester Levay (Musik). Das Musical ist eine Adaption nach einem Roman von Daphne du Maurier.
Die Handlung beginnt im Jahre 1926 Monte Carlo im Grand Hotel. Die junge, verwaiste und unbedarfte ICH, Gesellschafterin der extrovertierten Mrs. Van Hopper, trifft auf den geheimnisvollen englischen Adeligen Maxim de Winter. Sie verlieben sich und heiraten noch an der Côte d‘ Azur, bevor das Paar zurück auf seinen Landsitz Manderly an der englischen Küste von Cornwall zurückkehrt. Es ist gerade mal ein Jahr her, dass Maxim’s Frau, Rebecca, auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Doch deren Geist ist im Anwesen von Manderly allgegenwärtig. Die ergebene Haushälterin Mrs. Danvers setzt zudem alles daran, dass Rebecca noch zu leben scheint. Die junge Ehefrau erkennt schnell, dass in diesem Haus so gar nichts in Ordnung ist und muss sich entscheiden, ob sie sich dem Geist Rebeccas unterordnet oder gegen diese ominöse Frau ankämpft. Ausgerechnet ihr eigener Mann, Maxim, macht es ihr nicht leicht, das Geheimnis aufzudecken. Sie beginnt am ihm zu zweifeln. Liebt er sie überhaupt? Was hat er zu verbergen? Was steckt hinter seinen Wutausbrüchen? Doch allen Schwierigkeiten zuwider ist die Liebe zu ihm am Ende stärker als alle Mächte der Erde. Das Paar findet sich und kann uneingeschränkt einer liebenden Zukunft entgegensehen.
Die englische Autorin Daphne de Maurier (* 13. Mai 1907 in London; † 19. April 1989 in Par, Cornwall) verfasste „REBECCA“, den Weltbestseller , 1938. Berühmt wurde sie durch die erfolgreichen Romane Gasthaus Jamaica und Rebecca, die von dem Regisseur Alfred Hitchcock verfilmt wurden. Rebecca, mit Joan Fontaine und Laurence Olivier in den Hauptrollen besetzt, wurde 1940 mit dem Oscar für den besten Film des Jahres ausgezeichnet. In den Jahren 2006 – 2008 hatte in Österreich Rebecca das Musical seine Welt-Uraufführung durch die Vereinigten Bühnen Wien am 28. September 2006.
Am 8. Dezember 2011 war es endlich so weit. Die Fachpresse hatte das Stück schon seit Monaten mit Spannung erwartet und sie wurde nicht enttäuscht. Mehr als1800 Ehrengäste feierten das neue Musical im Stuttgarter Palladium Theater und honorierten die ausnahmslos grandiose Show mit lang anhaltenden Standing Ovations. Man kann getrost sagen, dass nach Tanz der Vampire ein würdiges Nachfolgestück ins Palladium Theater eingezogen ist.
Kurz nach 18.00 Uhr begann der Starauflauf am „blauen Teppich“. Darunter zahlreiche Musicalsstars wie Alexander Klaws & Elisabeth Hübert & Ina Trabesinger (Tarzan), Kevin Tarte & Veit Schäfermeier & Michael Heller (Tanz der Vampire), Jessica Kessler & David-Michael Johnson (WWRY), Jenny Bach & Daniel Rakasz (Dirty Dancing), Sabine Mayer und Uli Scherbel (Ich war noch niemals in New York) sowie Sabrina Weckerlin.
Prominente aus Film, Fernsehen, Sport und Wirtschaft rundeten das Bild ab. Darunter Schauspielerinnen wie Gudrun Landgrebe, Bettina Zimmermann, Ornella Muti, Schauspieler wie Kai Wiesinger, Thomas Kretschmann, das Model Gitta Saxx, Entertainer Florian Silbereisen, die TV Moderatoren Kim Fisher, Jochen Bendel und Frank Elstner, der ehemalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Fräulein Wommy Wonder, Drag-Queen oder Sänger Trevor Jackson.
Auch Lucy Scherer’s „Hand aufs Herz“- Kollegen/-innen wie Sonja Bertram, Kim-Sarah Brandts, Amelie Plaas-Link, Sophie Klein und Frederic Heidorn liefen gut gelaunt über den Teppich und ließen sich geduldig ablichten.
Die Stage Entertainment zitiert in einer Pressemitteilung folgendes:
„In Rebecca steckt viel Spannung, es ist wie ein Thriller“, sagte die Schauspielerin Ornella Muti direkt im Anschluss an den Schlussapplaus.
Schauspielerin Gudrun Landgrebe erinnerte die spannende Geschichte an ihre eigenen Rollen: „So eine Kombination aus Liebe und Thriller habe ich früher selbst gerne gespielt.“
TV-Moderator Florian Silbereisen fasste seine Begeisterung in einem Satz zusammen: „Ich bin ein Fan dieses mystischen Musicals!“
Auch die Schauspielern Bettina Zimmermann war Feuer und Flamme für REBECCA: „Mich hat am meisten die brennende Treppe beeindruckt.“
Diesen Zitaten wäre im Grunde genommen nichts mehr hinzuzufügen. Deutschland hat ein neues, anspruchsvolles und aufwändig produziertes Musical, das hoffentlich vom Publikum begeistert angenommen wird. Die Besetzung allein verspricht den großen Erfolg.
So ist es Lucy Scherer, die in der Rolle der ICH glänzt. Eine grandiose Leistung, die dieser junge Musicalstar hier abliefert, gesanglich sowie schauspielerisch gleichermaßen. Sie ist bis auf wenige kurze Szenen beinahe durchgehend auf der Bühne zu sehen und muss wohl das größte Pensum aller Darsteller in dieser Inszenierung abarbeiten. Mit einer Leichtigkeit meistert sie diese anspruchsvolle Rolle. Sie singt und spielt sich binnen weniger Minuten in die Herzen der Zuschauer. Mit „Zeit in einer Flasche“ präsentiert sie eine rührende Ballade. Ihre Wandlung von einem jungen und unerfahrenen Mädchen zu einer jungen Frau, die durch die Kraft der Liebe den Kampf für ihre Ehe aufnimmt, stellt sie authentisch und glaubhaft dar. Als unbedarfte, fast naive Gesellschafterin versprüht sie unglaublichen Liebreiz und auch noch später, als sie noch voller Mut und positiver Einstellung auf Manderly ankommt, „Verzaubert sie heut Nacht die Welt“ und das ganze Publikum. Im Kampf um Maxim und damit auch gegen den Geist Rebecca’s sowie gegen die strenge Hausdienerin Mrs. Danvers macht sie eine glaubhafte Wandlung durch. Sie wirkt stark und konsequent. Man kann Lucy Scherer für diese herausragende Leistung nur gratulieren und allen Respekt zollen. Mit ihren langjährigen und international renommierten Musicalkollegen wie Thomas Borchert und Pia Douwes an ihrer Seite kann sie sich nun mit dieser Rolle in jedem Fall messen.
Thomas Borchert verkörpert die Rolle des Maxim de Winter schon seit Oktober 2011 in St. Gallen. Stuttgart bietet ihm eine neue Variante seinen Maxim anders und neu zu finden. Im Gegensatz zu Uwe Kröger, der in Wien die Rolle spielte, setzt er eigene Akzente, gibt dem englischen Adeligen einen neuen Charakter. Etwas härter, unkontrollierter und weniger höflich spielt er die Rolle und ist dennoch mit seinem Maxim überzeugend. Schade aber ist, dass man ihm den frisch verliebten Maxim zu Beginn des Musicals im Grand Hotel nicht so recht abnehmen kann, wenn er seine ICH kennenlernt und heiratet. Als Zuschauer mag man nicht begreifen, was diesen Adeligen an dieser jungen Frau gefällt, wieso er sie heiratet, was fasziniert ihn an ihr??? Später aber, als er auf Manderly ankommt und die Vergangenheit ihn einholt und sich somit auch sein Charakter verfinstert, kann er durchgehend überzeugen. In „Kein Lächeln war je so kalt“ hinterlässt Gänsehaut und Betroffenheit, genauso wie in „Gott warum“ erntet er tosenden Applaus. Thomas Borchert spielt wie erwartet und gewohnt professionell und überzeugend. Stimmlich und auch schauspielerisch liefert auch er eine durchgehend anerkennenswerte Leistung ab. Eines seiner Highlights ist mit Sicherheit „Hilf mir durch die Nacht“, oder „Jenseits der Nacht“ DIE Duette mit seiner ICH.
Pia Douwes kehrt endlich wieder nach Stuttgart zurück. Hier hat sie sich in einigen Rollen einen Namen gemacht. So als „Elisabeth“ im gleichnamigen Musical oder als „Milady de Winter“ in „3 Musketiere“. Pia Douwes ist nicht nur hier ein beliebter Star. Die Rolle der Mrs. Danvers scheint ihr auf den Leib geschneidert zu sein. Sie verleiht ihrer Rolle einen unverwechselbaren Charakter, der beinahe Angst und Beklemmung verbreitet. Dominant und bestimmend setzt sie ihre Stimme ein und verbreitet somit Angst und Schrecken bei der jungen Mrs. De Winter. Nach dem letzten verklungenen Ton des Titellieds „Rebecca“ tobt das Publikum begeistert, ebenso im Finale des ersten Aktes könnte die Spannung zum Bersten nicht größer sein. Das gesamte Spiel in Kombination mit dem Gesang des Musicalsstars ist stimmig und zu jedem Zeitpunkt auf den Punkt gebracht. Selbst wenn sie lediglich auf der Bühne steht oder schweigend vorbeiläuft, so verfehlt auch dies seine Wirkung nicht. Diese Frau beeindruckt in all ihren Facetten und weiß ihre Mimik und Gestik gekonnt einzusetzen. Und doch weiß sie sich zurückzunehmen in Duetten wie beispielsweise „Mrs. De Winter bin ich“, wenn die junge ICH, mit ihrer Kampfansage erstmals ehrliche Gefühle bei der verbitterten Mrs. Danvers hervorruft. Pia Douwes ist eben Vollprofi und zu recht applaudiert das Publikum euphorisch, wenn sie Rollen prägt.
Das Trio der Hauptdarsteller wäre also komplett. Allein wegen diesen drei Stars ist es das Stück wert zu besuchen. Es folgen aber, und das darf keinesfalls unerwähnt bleiben, Kerstin Ibald als Beatrice, Isabel Dörfler als Mrs. Van Hopper, Hannes Staffler als Jack Favell, Jörg Neubauer in der Rolle des Frank Crawley, Daniele Nonnis als Ben und Christina Patten als junge Clarice.
Kerstin Ibaldüberzeugt mit einer feinen und klaren Stimme die viel Ausdruck innehat. Kombiniert mit ihrem überragenden Schauspiel beeindruckt sie und in ihrem Solo „Was ist nur los mit ihm“ oder im Duett mit ICH in „Die Stärke einer Frau“ zeigt sie, wie wunderbar harmonisch ihre Stimme mit anderen klingt.
Isabel Dörfer als Mrs. Van Hopper ist sozusagen der „Lacher“ der Show. Mit ihrer Rolle bringt sie Witz, Schwung und Humor in die Inszenierung. Wenn sie von sich überzeugt in schrillen Outfits über die Bühne schwebt und „I’m an American woman“ ins Publikum schleudert, dann kann auch hier keiner dem Charme der zierlichen, quirligen Sängerin widerstehen.
Hannes Staffler als Jack Favell und Jörg Neubauer in der Rolle des Frank Crawley runden die Frauenpower auf der Bühne ab. Ob hinterlistig und berechnend, wie es Jack Favell ist oder eher verständnisvoll und abwägend wie ein Frank Crawley, beide Rollen sind wunderbar und überzeugend besetzt. Vielleicht könnte Hannes Staffler noch ein wenig mehr die „dreckige“ Seite betonen, es täte dem Charakter sehr gut.
Daniele Nonnis hat leider keine großen Gesangsparts. Von ihm möchte man als Zuschauer gerne mehr hören. Dennoch überzeugt er als Ben und kann den verstörten und geistig verwirrten Dauerstrandgast wunderbar mimen. Und die kurzen Takte, die er singt, überzeugen, dass in ihm ein sehr guter Sänger steckt.
Christina Patten spielt das junge Mädchen Clarice, das ICH zur Seite gestellt ist, und die wie eine Schwester für die junge Herrin des Hauses ist. Das Duett „Heut Nacht verzauber ich die Welt“ kommt wunderschön jung, unbedarft und frisch rüber. Das Zusammenspiel der jungen Frauen ist glaubhaft. Auch hier muss man sagen, bedauerlich, dass Christina Patten keine weiteren Gesangsparts im Stück hat.
An dieser Stelle ist nun das Ensemble dran, dem ein großes Lob auszusprechen ist. Was wären alle grandiosen Solisten ohne die permanente überzeugende und stimmgewaltige Unterstützung des Ensembles, das sich motiviert und glaubhaft einsetzte. Das Ensemble besteht aus: Lena Brandt, Mona Graw, Valerie Link, Maike Switzer, Melanie Walter, Wiebke Wätzel, Helena Blöcker, Christoph Apfelbeck, Erwin Bruhn (Oberst Julian), Udo Eikelmann (Giles / Horridge), Gehmi Göklü (Robert), Matthias Graf (Frith), Hendrik Schall, Carl van Wegberg und Raphael Dörr.
Abschließend ist zu sagen, dass Rebecca endlich mal wieder ein Musical ist, das nicht nur anspruchsvoll in seiner Handlung und Musik ist, sondern auch mit seinem aufwändigen und liebevoll gestalteten Bühnenbild (Peter J. Davison) einfach rundum beeindruckend ist. Als am Ende die große Treppe von Manderly in Flammen aufgeht sieht man reihenweise aufgerissene Augen im Publikum, ungläubig und beeindruckend diese Szene, wie auch das gesamte Stück. Die Kostüme (Birgit Hutter) sind stilecht, bunt, schrill, aber auch schlicht-elegant, zeitgemäß gehalten.
Die Regie von Francesca Zambello ist gelungen und zu diesem Zeitpunkt kann von keiner Kritik die Rede sein. Ebenfalls schön und stimmig die Choreographien von Simon Eichenberger. Ein rundum beeindruckendes Stück hat hier seinen Platz gefunden und wird diesen hoffentlich sehr lange einnehmen.
Marina Christiana Bunk