Stars. Hits. Live. Das Original, so verkündet die Werbung diese Musical Night. Was den Zuschauer erwartet klingt unter der Programmbeschreibung wie ein gewöhnlicher Musicalabend, an dem sich Hit an Hit aus bewährten Musical-„Oldies“ und aktuellen Produktionen reiht: Showstopper, Gassenhauer, Evergreens und Titelsongs. Für langjährige Musicalliebhaber mag dies weniger aufregend wirken und dennoch kann man diese Show nur empfehlen. Eine ausgesprochen exzellente Titelauswahl in einer in sich übergehenden und stimmigen Reihenfolge rundet das Programm ab. Unter der musikalischen Leitung von Axel Törber, gleichzeitig Schlagzeuger und Moderator des Abends durfte sich das Augsburger Publikum einen Abend lang herrlich unterhalten lassen. Die Moderation war gelungen und so wurde dem Publikum nicht nur ein Song nach dem anderen präsentiert. Törber gelang es auf spannende Weise die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen, in dem er kurze Erklärungen zu den Musicals lieferte, so z.B. wann sie aus wessen Feder entstanden sind, sowie kurze Inhaltsangaben hierzu lieferte. Dies ermöglichte dem Besucher, sich ein kompletteres Bild zu den vorgetragenen Stücken zu machen.
Die Axel Törber Band ist fester Bestandteil der Set Musical Company, die ständig und mit aktuell angepassten Programmen auf Tourneen unterwegs ist. Auch auf dem Kreuzfahrtschiff, der MS Europa ist die Set Musical Company fest als Truppe engagiert. An diesem Abend im Parktheater im Kurhaus waren es fünf Musiker, die ebenfalls fünf Sänger klangvoll unterstützten.
Choreographin der Show ist Sängerin Corie Townsend, aus Houston (USA), die nicht nur in Amerika, sondern auch Deutschland und Österreich erfolgreich auf den Bühnen stand. Ihre Kreationen können sich sehen lassen. Nebst eigenem Stil erkennt man hier und da Tanzeinlagen, Gesten oder Bewegungen aus den großen Broadwayshows wieder. Ihre Choreographien wirken zu keinem Zeitpunkt überzogen, sinnlos oder gar lieblos. Hier können sich einige sogenannte MusicalSHOWS ein paar dicke Scheiben abschneiden, denn an guten Einfällen mangelte es in diesem Fall nicht.
Zusammen mit den Kostümen präsentierte sich hier ein richtiger Augenschmaus. Mit Liebe zum Detail und dennoch einem gewissen eigenen Stil unterstreichen sie die Professionalität der Gruppe und ergeben ein wunderschönes Gesamtbild auf der Bühne. Das Lichtdesign verdient an dieser Stelle ebenfalls ein großes Lob, das stimmig, harmonisch und unterstreichend die Protagonisten ins beste Licht rückte und die gute Stimmung nur noch weiter ankurbelte.
Neben Corie Townshend präsentieren sich weitere vier internationale Musicalkünstler auf der Bühne: Alexandra Gentzen aus Bielefeld, bekannt aus Les Miserables, Die Schöne und das Biest, West Side Story u.v.a., Tracy Plester aus Michigan (USA), bekannt aus Les Miserables, Cats, Grease, Miami Nights, Evita, Cabaret, We will rock you u.v.a., Deimos Virgillito aus Trento, Italien, bekannt aus Cats, Grease, Miami Nights, We will rock you, Fame u.v.a. sowie last but not least Simon Tunkin aus London (GB), bekannt aus u.a. The Phantom of the Opera, Matthew und aus dem klassischen Bereich mit Stücken wie Cosi fan tutte oder Don Pasquale.
Gesungen wurde vorwiegend auf Deutsch und hier ist zu sagen, dass die Aussprache so gut wie akzentfrei und sehr gut verständlich war. Ein großes Lob für diese Präzision.
Auffallend waren bei jedem Sänger und Musiker die große Spielfreude, die Motivation und der Spaß, den sie bei ihrer Arbeit haben. Umso authentischer war der Gesamteindruck, stimmig und überzeugend. Die Band ließ es sich hier und da nicht nehmen, sich unter die Sänger zu mischen und kräftig abzurocken.
Es machte Freude zuzusehen. Langeweile kam nicht auf, denn wie es die Show verspricht, rasant ging es zu. Hier lahmte zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise etwas am Abend. Was für eine Show… Ein Hit jagte den anderen. Zum Atmen war kaum Zeit, das brauchte es aber auch nicht, denn mit wenigen Stücken schon zu Beginn war man als Zuschauer von der „unstillbaren Gier“ gepackt und die Sucht nach neuen Hits wurde größer und größer. Und, sie wurde gestillt. Songs aus bewährten Musicals wie: A Chorus Line, West Side Story, Evita, Dreamgirls, Cabaret, Saturday Night Fever, Cats, Phantom der Oper, The full Monty, The Rocky Horrror Show und Jersey Boys fanden Platz, ebenso Lieder aus aktuellen Produktionen wie: Wicked, Cats, Rebecca, Elisabeth, Tanz der Vampire, Sister Act, Hinterm Horizont, Ich war noch niemals in New York, We will rock you, Love never dies oder Mamma Mia. Besonders die Medleys aus Mamma Mia, We will rock you und Ich war noch niemals in New York brachten die Stimmung richtig zum kochen und die Atmosphäre hätte nicht besser sein können.
Wenn man nun mit Erklärungen beginnen würde, welcher Sänger mit welcher Stimme überzeugte, dann säßen wir wohl Weihnachten nächsten Jahres noch hier. Fakt ist, jeder der Künstler verfügte über eine professionelle, überzeugende und hervorragende Stimme, kraftvoll, mit viel Ausdruck kam jeder einzelne Song beim Publikum an. Ob nun balladesk, rockig, jazzig oder klassisch, das gesamte Repertoire beherrschten sie ausnahmslos und machten somit ihre Songs zu einem besonderen Klangerlebnis.
Der Saal brodelte im wahrsten Sinne des Wortes zum Ende des ersten Konzertteiles, als mit „Sister Act“ und den Songs „I will follow him“ und „Take me to heaven“ das Publikum voller Schwung in die Pause entlassen wurde. Die Reprise von „I will follow him“ setzte dem Ganzen noch ein Krönchen auf, so dass man erwartungsvoll in den zweiten Konzertteil starten wollte.
Dieser begann mit dem Musical „Hinterm Horizont“ und dem Song „Mädchen aus Ostberlin“. Das zum verwechseln ähnliche Lindenberg-Double ließ es sich nicht nehmen den Auftakt des zweiten Teils im Publikum zu beginnen und von dort langsam vor zur Bühne zu wandern.
Das Medley von „Ich war noch niemals in New York“ riss so manchen Besucher von den Sitzen, nicht nur ältere Semester, nein auch junge Menschen wippten, klatschten und sangen kräftig mit… Hier konnte man in allen Winkeln des Theaters Bewegung feststellen.
Mit Auszügen aus dem Fortsetzungmusical vom Phantom der Oper „Love never dies“ gelang der Formation ein großes Highlight des Abends. Extrem rockig kommt die Musik daher, schwere Beats, unterstrichen die markanten Intonationen des Gesangs des Phantoms. Weniger klassisch und melodiös wie das erste Musical scheint der Stil. Anwandlungen von gutem Prog Metal ist definitiv rauszufiltern. Schwere und anschwellende Chorpassagen, unterstrichen von Nebelschwaden, betonten die massive Dramatik des Stückes. Es hinterlässt zugegebermaßen Lust auf mehr „Love never dies“…
Ebenfalls erkennbar im Medley von Mamma Mia- die Stimmung könnte nicht besser gewesen sein. Dachte man, das war schon das Highlight des zweiten Konzertteiles, musste man feststellen, da geht noch mehr. Die Company setzte noch einen drauf und mit einem Medley des Musicals „We will rock you“ drohte das Theater dann fast aus den Fugen zu springen, als Gitarren- und Bassklänge kraftvoll wie ein Orkan durch Jugendstiltheater wirbelten. Das hatte schon zugegebenermaßen die Stimmung und Qualität eines Rockkonzertes und auch hier rockte der gesamte Saal.
Mit den Zugaben aus Mamma Mia „Wenn das Mami wüßt“ und aus Ich war noch niemals in New York „Heute beginnt der Rest deines Lebens“ tanzte das Publikum gutgelaunt und sichtlich zufrieden aus dem Saal, hinaus in eine kühle Winternacht, kurz nach Weihnachten, am 27.12.2011.
Marina Christiana Bunk