Flanieren Sie bei Orlofsky! – Interaktives Theater vom Feinsten

Die Premiere von „Die Fledermaus“ (eine Operette in drei Akten von Johann Strauss) fand am Samstag, den 19.01.2013, im Stadttheater Bielefeld nach einer Inszenierung von Helen Malkowsky und unter der musikalischen Leitung von Witolf Werner statt.

Fledermaus_11_(c)_Bettina StößDie Operette handelt von Gabriel von Eisenstein (Michael Pflumm), der, aufgrund von undurchsichtigen Finanzgeschäften, einige Tage in Haft verbringen soll. Er folgt abends allerdings zuerst einer – von dem langjährigen Freund Dr. Falke (Levent Bakirci) ausgesprochene- Einladung zu Prinz Orlofsky (Sünne Peters), der eine Party veranstaltet, dessen Motto „Russland kocht, Europa löffelt“ ist. Seine Frau, Rosalinde (Melanie Kreuter), hat eine Affäre mit dem Tenor Alfred (Daniel Pataky), der sie an jenem Abend auch noch in ihrem Hause besucht, nachdem Gabriel das Haus verließ, und auch die Hausangestellte Adele (punkig: Cornelie Isenbürger) unter einem Vorwand aufbrechen durfte. Der Gefängnisdirektor Frank (Gergor Loebel) erscheint allerdings, um Gabriel festzunehmen. Damit das Verhältnis zwischen Alfred und Rosalinde nicht auffällt, kann sie Alfred überzeugen, für Gabriel in das Gefängnis zu gehen, da dieser sowieso schon für ihren Gatten gehalten wird.

Kurz darauf erhält auch Rosalinde einen Anruf von Dr. Falke, der sie auf die Party einlädt. Auf der Party gibt es Glückspiele, Tanzen und alles, was zu einem amüsanten Abend gehört.

Party bei OrlofskyEisenstein, der auf der Feierlichkeit Marquis Renard genannt wird, fühlt sich zu Rosalinde hingezogen, er erkennt sie aber wegen ihrer Verkleidung nicht, flirtet aber dennoch mit ihr. Im Gegensatz zu ihm erkennt Rosalinde ihren Mann und nimmt als Beweis für seinen Flirt die Uhr an sich, mit der er versuchte, sie durch seinen Uhrentrick zu verführen. Gabriel wird Hauptfigur eines Spieles von Dr. Falke, der sich für einen früheren Scherz bei Gabriel rächen möchte.

 

Als es morgen wird, bricht Gabriel in Richtung Gefängnis auf, um dort pünktlich zu erscheinen.

Im Gefängnisbüro wartet schon der Gefängniswärter Frosch (J. Wesley Zielmann), der an einem Resozialisierungsprojekt teilnimmt und versucht, alle Aufgaben von Herrn Frank zu erfüllen. Nach und nach kommen Adele mit ihrer Schwester, Falke, Orlofsky und auch Rosalinde beim Gefängnis an. Dort erfährt Gabriel von dem Verhältnis seiner Frau zu Alfred und es stellt sich heraus, dass alles nur ein Rache-Streich von Dr. Falke war. Am Ende ist alles gut, Falke rächte sich, Orlofsky hatte seinen Spaß und Gabriele und Rosalinde haben sich wieder vertragen.

IMAG2138Das Theater Bielefeld hat Die Fledermaus im wahrsten Sinne des Wortes in unsere heutige Zeit nach Bielefeld geholt. Der Wohnsitz von Eisenstein ist Bielefeld-Ummeln, es werden von Radio Bielefeld Rosalindes Wünsche erfüllt, die Finanzgeschäfte haben mit Lichtenstein zu tun, geshoppt wird bei leicht abgewandelten Namen bekannter Kleidungsfirmen wie z. B. A&O und auch das perfekte Dinner wird erwähnt. Die Kulisse ist ein Raum, der Fenster hat, einen Aufzug und Türen – diese Dinge sind allerdings alle leicht schief verbaut. Auch setzt das Theater Bielefeld wieder einmal auf ein großes Ensemble; etwa 50 Mitwirkende haben dem Publikum einen schönen Abend beschert. Gerne kommen Teile des Ensembles aus den Seitentüren des Zuschauersaals und schaffen so eine tolle Atmosphäre.

 

Fledermaus_07_(c)_Bettina StößBesonders hervorzuheben ist das Flanieren bei Orlofsky: Das Ensemble lässt Zettel mit verschiedenen Annehmlichkeiten im Theater durch die Sitzreihen verteilen und animiert das Publikum, ihm zu folgen. So kann man im zweiten Akt also selber an der Feier teilhaben und einige Angebote nutzen. Zum Beispiel kann man sich mit ein paar kostümierten Ensemble-Mitgliedern fotografieren lassen (die Bilder werden danach auf der Facebookseite des Theater Bielefelds hochgeladen und man kann sie sich 406131_10151231270183461_1911978556_nanschauen – eine ganz tolle Idee, sehr fortschrittlich und innovativ!), man kann einen Tanzkurz im Kassenfoyer machen (Choreographie Stefan Kunzke), im ersten Geschoss trifft man auf Eisenstein und Rosalinde, bei dem Wettbewerb um das schönste Kleid (Kostüme: Marlies Knoblauch), Glücksräder steht zur Verfügung, es gibt eine Polonaise und es kann getanzt werden. Man muss sagen, dass dieses ein ganz besonderes Erlebnis im Theater war. Schon alleine deswegen sollte man sich die Fledermaus unbedingt anschauen.

Nach dem das Publikum wieder im Saal angekommen ist, geht es weiter. Aber nicht das ganze Publikum kommt zurück zu seinen Sitzen, ein Teil wird auf die Bühne geschleust und darf von da aus das bunte Treiben von Eisenstein und weiteren Gästen, die nun in den Seitenlogen und in dem Rang des Theaters spielen, weiter verfolgen. Nur in Unterhose bekleidet – diese Stück ist einfach überraschend- macht auch dort Michael Pflumm als Eisenstein eine wahrlich gute Figur. Nachdem die Darsteller die Logen wiederverlassen haben, wird ein kleiner Film in den Fenstern auf der Bühne eingespielt, der zeigt, wie sie durch das Theater laufen.

 

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Herauszuheben sind Michael Pflumm als Eisenstein, der diese Rolle glaubhaft und mit seiner schönen Stimme perfekt verkörpert, wie auch Melanie Kreuter als Rosalinde und John Wesley Zielmann als Frosch. Besonders gut dargestellt hat dieser den angetrunkenen Gefängniswärter, der ein alkoholisches Getränk nach dem nächsten zu sich nehmen musste.

Fledermaus_04_(c)_Bettina StößEs waren wunderschöne drei Stunden (inkl. Pause), die man im Theater verbrachte und auch für Operetten-Neulinge und jüngeres Publikum, kann ich dieses Stück wärmstens empfehlen, da es sehr modern ist und durch seine Komik besticht.

Karten gibt es im Internet unter www.theater-bielefeld.de oder 0521 – 51 54 54 und es werden bis Mai noch einige Vorstellungen gespielt!

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