Ganz nah ist das Phantom der Oper ……

Musical: Das Phantom der Oper in einer konzertanten Aufführung im Ronacher/Wien  von Andrew Lloyd Webber (Musik und Buch), Deutsche Übersetzung von Michael Kunze 

Das Orchester der VBW (Vereinigten Bühnen Wien) feiert sein 25 jähriges Jubiläum und bringt dazu in einer konzertanten Aufführung für 10 Vorstellungen das Musical: „Phantom der Oper“ heraus. A.L. Webber brachte zur Jubiläumsaufführung in der Londoner Royal Albert Hall 2011 eine neue große Orchestrierung heraus, die er auch den VBW zur Verfügung stellte.
45 Musiker, 50 Ensemblemitglieder und 12 Solisten zeigten eine wahrhaft gigantische Vorstellung, die trotz fehlender Kostüme sicher ein Augen und Ohrenschmaus für alle Besucher war.

Das Phantom der Oper gehört zu den erfolgreichsten Musicals und wurde in fast 30 Ländern aufgeführt und von ca. 130 Millionen Besuchern gesehen und bekam sehr viele internationale Preise. Umreißt man den Inhalt kurz, so handelt das Stück in Paris in der Oper. Dort lebt im Untergrund ein entstellter, einsamer Mann, der immer wieder durch schreckliche Taten und Unglücke auf sich aufmerksam macht. Sein entstelltes Gesicht hinter einer Maske verborgen,  so ist er als Phantom der Oper bekannt. Seine heimliche Liebe gilt dem Chormädchen Christine Daee, der er Gesangsunterricht gibt und ihr zu einer Hauptrolle verhelfen will. Er fordert dafür aber auch ihre Liebe. Christine trifft ihre Jugendliebe Raoul Vicomte de Chagny wieder und soll sich dann zwischen den beiden Männern entscheiden.
Mit ihrer Liebe lernt das Phantom dass es doch geliebt werden kann und gibt sie frei.

Das Ronacher ist ein etwas kleineres Theater, das aber total gut zum Stück passt. Kronleuchter und Logen für das Stück wurden genauso mit eingebaut wie auch der ganze Theatersaal, durch das z. B. der Chor einzog. Andreas Gergen hat mit seiner Inszenierung tolle Akzente gegeben und setzte geschickt Elemente im Bereich Video und Pyrotechnik wie auch stimmige Licht- und Klangbilder ein. Das Orchester war auf der Bühne platziert, dem Anlass entsprechend und fügte sich mit den Darstellern in ein grandioses Ganzes ein. Es fehlten eigentlich nur noch die Kostüme und das Bühnenbild wie man es gewohnt ist, ansonsten wäre es eine vollwertige Musicalaufführung und keine konzertante Vorstellung gewesen.
Wie zu erwarten spielte das Orchester in einem hohen Niveau und begeisterte so das Publikum. Die Darsteller waren alle gut auf ihre Rollen hin ausgewählt und rundeten den gelungenen Gesamteindruck ab.
Wichtig sei hier auch zu erwähnen, ein Tanzpaar begleitet die gesamte Vorführung und das auf ebenfalls sehr gekonnte Weise und verdeutlicht sehr gut die emotionale Ebene, aber auch z.B. das Zauberlasso des Phantoms.

Hier nun einige Darsteller ein wenig näher betrachtet:
Christine (LISA ANTONI) – bekannt z.B. durch die  „Ich“ im Musical Rebecca. Eine traumhafte Stimme, die alle Töne klar zum Publikum rüber bringt. Kein Stimmchen ohne Strahl wie Charlotta sie betitelt sondern mit sehr viel Strahl. Ebenso schauspielerisch ist Lisa Antoni total in der Rolle aufgegangen.

Raoul (OLIVER ARNO)- bekannt durch den Tod im Musical Elisabeth. Wie schon in Elisabeth hat er „nur“ zu 99% überzeugt, ein wenig mehr „Power“ in der Stimme hätte gut getan, besonders als Gegenspieler des Phantoms. Eventuell könnte es sich hier aber auch um ein Soundproblem handeln, das lässt sich als Zuschauer/hörer nicht ganz feststellen. Aber insgesamt ist er ein sehr glaubhafter Raoul, der seine Christin liebt und das Phantom vernichten will.

Das Phantom (CHRISTIAN ALEXANDER MÜLLER) – bekannt als weltweit jüngstes Phantom der Oper z.B: in Essen, Musical Chess, Graf von Monte Christo. Eine Stimme, die immer wieder in Bann ziehen kann. Facettenreich und schauspielerisch ebenso in der Rolle total aufgegangen.  Schon allein wegen ihm war diese Aufführung ein Höhepunkt im Musicaljahr.

Monsieur André (RAMIN DUSTAR) gesanglich ein wenig schwächer wie sein zweiter Theaterdirektor, aber er hat die Rolle trotzdem gut ausgefüllt.

Monsieur Firmin(REINHARD BRUSSMANN)-  bekannt aus dem Musical „Bonifatius“ Ein stimmgewaltiger Monsieur, der die Rolle mit Witz und Charme herüber gebracht hat.

Carlotta (SIPHIWE MCKENZIE) mit toller Stimme aber ein wenig übertrieben so kommt diese Carlotta daher. Eine Primadonna eben, die evtl. mit etwas weniger etwas mehr gewirkt hätte.

Madame Giry (MICHAELA CHRISTL)-  für mich die Überraschung des Abends, sie hat mich sehr überzeugt mit ihrer Darstellung der Rolle und lies die Madame Giry sehr plastisch, teilweise beängstigend wirken. Gesanglich eine ganz tolle Vorstellung.

Ubaldo Piangi (ENRIQUE CORONA) – war nicht ganz so mein Fall aber für die Rolle gut besetzt. Hier hätte ich mir manchmal noch ein wenig mehr schauspielerisches Geschick gewünscht.

Meg Giry (ANNA CARINA BUCHEGGER) sie spielt ihre Rolle total überzeugend und rundet klanglich die weiblichen Hauptrollen ab.

Besonder erwähnen möchte ich die beiden Tänzer – Emma Hunter, Aleksander Savija, die mit ihren gekonnten Tanzeinlagen die Vorführung mit zu einem Höhepunkt machten

Extra eingehen möchte ich noch auf diese Art der konzertanten Aufführung.
Ein Phantom ohne Maske, Darsteller mit Notenbüchern unterm Arm, keine Kostüme, Projektionen an der Wand – vorher die bange Frage: „Kann das überzeugen…“ – hinterher die klare  Antwort: “ Ja es kann….“
Denn ohne die Maske kommen Gefühle des leidenden Menschen im Phantom noch viel stärker zum Vorschein,  die Notenbücher begleiten z.B. als Brief und Notenheft der Oper des Phantoms die Vorstellung und sind so kleine Helfer und stören absolut nicht. Kostüme sind immer schön, haben aber gar nicht gefehlt. Die Projektionen an der Wand waren manchmal etwas skurril, aber meist begleiteten sie das Stück sehr gut durch die Handlung und konnten auch mit Humor, z.B. als über die Bühne hüpfende Kröte aufwarten. Sehr gut und passend zur Vorstellung war auch die Bühne gestaltet, wobei man manchmal Angst haben musste, dass Ballett und Orchester sich in die Quere kommt. Nebeleffekte gaben dem Ganzen ab und an eine sehr mystische Wirkung, was besonders in den Kellergewölben der Oper tolle Effekte gab.

Mit einem Satz aus einem Interview zu dieser Aufführung sagte Christian Alexander Müller: „Die Musik und das Theater sind unser beider (Müller und Phantom) Leidenschaft!“ und genau das ist es was er auch sehr gut an das Publikum vermittelt hat. Damit möchte ich diesen Bericht abschließen. Für mich waren die beiden besuchten Vorstellungen in Wien ein Höhepunkt in meinen Musical- und Konzertbesuchen 2012, die wohl auch meine Leidenschaft sind. Gerade wenn sie so gelungen dargeboten werden wie von allen Mitwirkenden hier.

(Quelle für die Darsteller VBW und ein Interview des ORF)

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