Im letzten Jahr zeigten die Künstlerinnen und Künstler eine erstklassige Show. Dieses Jahr wurden kleine Elemente auch in der neuen Show verbaut – darunter ein Song, Bausteine einer Choreographie und Kostüme. Die Stammgruppe rund um Sabine Neibersch, Karin Hylander, Petter Bjällö und Daniel Dodd-Ellis wird in diesem Jahr von Janina Goy, Dennis Le Gree (bis zum 27.01.2013) und anschließend Alvin Le Bass ergänzt.
Der Zuschauer, der die Show aus den letzten Jahren kennt, merkt ziemlich schnell, dass dies erst die zweite Show war – spätestens dann, wenn noch Kärtchen für die Moderation herhalten müssen. Aber zumindest dies ist nicht so sehr störend. Kritischer wird es allerdings wenn man sich die Ensemblestücke genauer ansieht. Dann bemerkt man, dass sich Janina Goy noch nicht so recht in die Gruppe eingliedern kann. Sie scheint den anderen immer ein wenig hinterher zu eilen und wirkt nicht nur zeitweise sehr angestrengt. Ihre Leistung ist durchweg solide, auch wenn man sich bei einigen Liedern doch ein wenig wundert. Ihre schauspielerische Darstellung von Pocahontas überzeugt durchaus – doch jeder hat dabei die sanfte und doch eher weiche Stimme aus dem Film im Kopf und wirkt von der harten Gesangsdarbietung von Janina doch ein wenig befremdet. In allen Stücken lässt sie ihre weichere Stimmfarbe immer mal wieder durchklingen, verfällt aber oft in diese harte Gesangsstimme, die zu vielen Stücken nicht so wirklich passen will. Neben all diesen Faktoren bleibt aber zu sagen, dass sie die Katze perfekt mimt. In Macavity aus Cats setzt sie sich ganz klar von ihrer Duettpartnerin Sabine Neibersch ab. Sie bewegt sich grazil und katzenartig, was sicherlich auch durch das Kostüm verstärkt wird, und bringt bei diesem Lied ihre Stimme erstklassig zum Einsatz. Bei diesem Lied scheint sie sich richtig wohl zu fühlen.
Insgesamt bietet die Show dieses Jahr viele Gänsehautmomente. Petter Bjällö schafft direkt mit dem zweiten Lied des Abends einen solchen ersten Gänsehautmoment, wenn er seine tiefere Stimmfarbe bei Wie kann ich sie lieben aus „Die Schöne und das Biest“ einfühlsam und ausdrucksstark zum Einsatz bringt. Egal welches Lied er in dieser Show zum Besten gibt – er weiß seine Stimme, sein Schauspiel und seinen Körper immer richtig einzusetzen. Es macht richtig Spaß ihm zuzuschauen und besonders zu lauschen.
Sabine Neibersch überzeugte bereits letztes Jahr als österreichische Kaiserin. Auch dieses Jahr schlüpft sie wieder in diese Rolle, allerdings präsentiert sie dem Publikum nun die Irrenhausballade Nichts, nichts, gar nichts aus dem Musical „Elisabeth“. Eingefleischten Elisabethfans hüpfte bei dieser Ansage das Herz vor Freude. Eigentlich kann man gar nicht so viel zu Sabine Neibersch sagen, da sie auch dieses Jahr wieder eine durchweg erstklassige Leistung zeigt. Einzig und allein könnte man sich fragen, warum gerade Sabine Neibersch die zickige Amneris mimt und an dieser Stelle nicht Janina Goy die Chance bekommt bei Mein Sinn für Stil ihre Stimme auszuprobieren. Gerade dieses Lied könnte durch ihre härtere Stimmfarbe eine peppigere, zickigere Note bekommen.
Auch schon im letzten Jahr erstaunte Daniel Dodd-Ellis das Publikum mit seiner klaren und doch sehr tiefen Stimme. Dieses Jahr schafft er es nicht nur mit den tiefen Klängen eine eindrucksvolle Atmosphäre herbei zu zaubern, sondern auch mit den hohen Tönen bei den Klassikern aus „Saturday Night Fever“. Es ist schon erstaunlich wie gut er seinen Stimmumfang zu nutzen weiß und dabei lässig und locker über die Bühne tanzt.
Karin Hylander zeigt in diesem Jahr ihr komödiantisches Talent als Ulla aus dem Musical „The Producer“. Wer das Stück nicht kennt, ist anfangs mit Sicherheit ein wenig überrascht, doch sie nutzt, wie sie es auch singt, all ihre Vorzüge in dieser Interpretation aus und liefert eine ausdrucksstarke Darbietung über die Audition des schwedischen Mädchens Ulla.
Neben diesen 5 Künstlerinnen und Künstlern schafft es Dennis Le Gree sich in diese Formation wunderbar zu integrieren und begeistert das Publikum besonders mit seiner Darstellung von Elton John’s Circle of Life. Lediglich nach diesem Lied lässt sich das Publikum eine deutliche Reaktion entlocken. Doch auch seine weiteren Lieder singt er mit viel Gefühl und weicher, ausdrucksstarker Stimme.
Wenn man von den Kleinigkeiten absieht, kann man hier eine Show auf hohem Niveau erleben. Allerdings bemerkt man auch, dass die Show dieses Jahr deutlich weniger echte Musicalfans anlockt, sondern eher die älteren Generationen aus dem näheren Umfeld der jeweiligen Spielstätte. Man kann davon ausgehen, dass Janina sich in den kommenden Shows besser in die Gruppe einfügen kann und öfter ihre sehr schöne, weichere Stimmfarbe einsetzen wird.