Grüezi – wie Frau in der Schweiz sagt…

Bericht von Petra Mannigel und Heidy Staudt

Im Sommer 2008 hatten wir uns die Karten gekauft für den Grafen von Monte Christo- ENDLICH war es jetzt soweit- der 13.6.2009. Die Glocke des Theaters rief uns auf unsere Plätze und wir folgten ihr in die Reihe 1 Plätze 49 und 50 – genau mittig. Leider hat sich in den vergangenen vier Jahren seit „Dracula“ dort lief so Einiges noch immer nicht geändert:

Der Orchestergraben ist sehr breit und trennt einen gut 4 m von der Bühne und er ist zu laut, weil vollkommen offen. In vielen Szenen übertönen die Instrumente die Darsteller und das ganze Licht, das von unten kommt lenkt ab. Die Musiker spielen wunderschön, aber sorry – ich will Thomas Borchert hören und nicht nur die Blechbläser…

Der junge Seefahrer Edmond Dantes trifft in Marseille ein und trifft auf seine große Liebe Mercedes. Der gealterte Kapitän der Pharao war während der Fahrt erkrankt und Edmond Dantes brachte ihn auf eine Insel wo sie auf Napoleon trafen. Napoleon steckte dem sterbenden Mann einen Brief zu, mit der Bitte, dass Edmond Diesen zurück in seiner Heimat einer bestimmten Person übergeben sollte. Fast im gleichen Moment stirbt der Kapitän. Edmonds Mut ist es zu verdanken, dass er es schaffte, die Pharao nach Hause zu steuern. Der Reeder befördert ihn zum Kapitän und endlich kann er seine Mercedes, von Sophie Berner gespielt, heiraten – die Hochzeit steht an…

 

Fernand Mondego (Carsten Lepper) ist der Cousin von Mercedes und eigentlich hat er ihr gegenüber Heiratsabsichten. Bei der Hochzeit macht er gute Miene zum bösen Spiel – widerwillig gratuliert er Beiden. Doch der Schein trügt, er hat eine Absprache mit einem Mann namens Danglars (Karim Khawatmi). Dieser hegt ebenfalls Groll gegen Edmond, denn er wollte Kapitän der Pharao werden. Er erwies sich allerdings als unwürdig.

 

Mitten in die Hochzeitsgesellschaft platzen die Gesetzeshüter herein und nehmen Edmond fest. Dieser, wie auch die Hochzeitsgesellschaft, tun dies als einen Irrtum ab und Edmond beschwört Mondego, auf Mercédes zu achten, während er diesen „Irrtum“ aufklären geht. Staatsanwalt Villéfort (Christoph Goetten) glaubt an Edmonds Unschuld- bis zu dem Moment als Edmond ihm den Brief von Napoleon übergibt. Villeford fragt, wem er den Brief mitbringen sollte. Er sollte ihn Nortiér übergeben, dem eigenen Vater des Staatsanwalts. Es steht fest, er kann Edmond nicht gehen lassen. Es wäre für seine Karriere äußerst hinderlich, wenn herauskäme, dass sein eigener Vater mit dem Feind – Napoleon –  zusammen arbeitet. Edmond wird also auf unbestimmte Zeit ohne Urteil ins Chateau d´If  verbannt.

 

Thomas Borchert, der eine sehr überzeugende Rolle spielt verkörpert einen jungen Mann, der bei seiner Hochzeit von der Polizei abgeführt wird und sich eigentlich nichts Böses vorzuwerfen hat.

Dem Übeltäter vertraut er gutgläubig seine Braut an, doch zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht was Mondego beabsichtigt. Die Rollen sind  von allen Beteiligten super gespielt und gerade mit Edmond kann ehrlich mitleiden, so dass es tatsächlich zu einer kleinen Träne kommen kann…

 

Edmond wird zum Gefängnis gebracht, dort wird ihm eine Nummer auf die Brust eingebrannt und wird dann in eine Zelle gesteckt. Mercedes derweil weint, hofft und bangt um ihn. Mondego ist von nun an oft an ihrer Seite und versucht sie zu trösten. Er erzählt ihr schließlich, dass Edmond tot sei. Sein Plan geht auf. Sie flieht in seine schützenden Arme.

 

Sehr schön dargestellt ist die Szene, wie im Hintergrund ein langsam „verwildernder“ Thomas Borchert im Gefängnis verweilt, im Vordergrund die schöne, aber todtraurige Mercedes leidet.

Sie stimmen das wunderschöne Lied „Niemals allein“ an. Das geht tatsächlich wahnsinnig zu Herzen.

 

Edmond schreckt aus dem Schlaf. Ei ihm fremder Mann taucht auf. Es ist Abbe Faria (Dean Welterlen), sein Zellennachbar der sich den (falschen) Weg in die Freiheit gräbt, aber er irrte und landete somit in Edmonds Zelle. Der Abbe bietet ihm an viele Dinge zu lehren, sofern Edmond ihm hilft, den Tunnel weiter zu graben. So geschieht es. Abbe lehrt ihm Fechten, gelehrt zu sprechen, Mathematik und Vieles mehr und Edmond hilft am Tunnel zu graben.

Eines Tages stürzt der Tunnel ein. Der sterbende Abbe erzählt ihm noch schnell von einer Insel, auf der er einen Schatz versteckt hat. Die Insel heißt Monte Christo. Abbe stirbt in seinen Armen.

Dies ist nun die Chance für Edmond zu flüchten. Er legt sich zu dem toten Abbe auf die Leichenkarre und wird schließlich von den Zinnen der Burg herab aufs offene Meer gekippt. Edmond schwimmt sich frei und wird von einem Piratenschiff aus dem Meer gelesen und aufgenommen. Vor ihm steht Piratin Luisa Vampa von Ava Brennan gespielt.

 

Der Song, den er mit dem sterbenden Abbe anstimmt, heißt „Könige“ und ist wunderschön gefühlvoll gesungen. Man glaubt, ihre Flucht wird gelingen und sie könnten sich noch frei graben, doch das Schicksal ist nicht mit ihnen gnädig. Der Abbe überlebt den Einsturz nicht und stirbt. „Jeden Tag ein kleiner Tod“ bekommt somit eine ganz neue Bedeutung. Zum einen für Mercedes, die immer noch hofft und bangt, dass ihr Edmond zurückkehrt und auch für Edmond, der seinen einzigen Freund verliert. Sehr eindrucksvoll ist das ganze dargestellt, als Edmond ins Wasser fällt.

Ein dünner Vorhang fällt ganz nah am Bühnenanfang herunter und auf ihm sind Wellenprojektionen zu sehen. Dahinter ist ein „schwimmender“ Edmond zu sehen, der sich wieder an die Wasseroberfläche kämpft.

 

Edmond gibt sich als Edmond Faria aus und liefert sich kurz darauf einem Messerkampf mit Jacopo, gespielt von Kurt Schrepfer, den er gewinnt. Er tötet Jacopo nicht. Und so gewinnt er einen Freund. Durch diesen Sieg hat er sich Respekt verschafft und es gelingt ihm sogar, dass die Piraten ihn zur Insel Monte Christo bringt. Natürlich erzählt er ihnen nicht, was er dort erledigen möchte. Auf der Insel findet er schließlich den Schatz, von dem Faria gesprochen hatte. Er schmiedet finstere Rachepläne und will es seinen Peinigern heimzahlen, die ihn ins Gefängnis brachten und ihn von seiner Mercedes trennten. Er nimmt eine neue Identität an und wird jetzt zum Grafen von Monte Christo.

 

Frau Vampa ist in dieser Szene ein wahrer Hingucker, ihr Kostüm an dieser Stelle ist sehr sexy und steht ihr super gut. Der Messerkampf ist sehr gut einstudiert und kommt sehr echt rüber. Die ganze Crew wirkt optisch wie bunte Paradiesvögel .

Als Jacopo und Edmond in der Höhle des Schatzes ankommen, steigt starker Rauch auf. Optisch war das ganz toll gemacht. Die Schächte, die zuvor noch Tunnel waren, sind nun die Schatzkammern, aus denen goldenes Licht herausfällt. Man glaubt Thomas Borchert sehr eindrucksvoll, dass sich gerade jetzt sein Wesen ändert und er nur noch Rache beabsichtigt.

Wobei – hier scheint Frank Wildhorn bei sich selbst beklaut zu haben. Die Szene wirkt wie die Konfrontation in seinem Musical „Jekyll & Hyde“.

 

Mercedes hat inzwischen Mondego geheiratet und ist nach Paris gezogen, sie haben einen Sohn Albert (Daniel Berini). Aber Mercedes trauert noch immer um den Verlust ihres Edmonds und so stürzt sich Mondego oft in die Arme von diversen Frauen und wendet sich dem Alkohol zu, was sie noch mehr verbittert. Albert bettelt zum Karneval nach Rom reisen zu dürfen. Mondego, dem alles gleichgültig ist, finanziert diese Reise ohne Einwand. Dort treffen schließlich auch der Graf und Jacopo ein. Jacopo wurde darauf angesetzt, alle Informationen zusammengetragen die er über Mondego erfahren kann. Was er erfährt, verstärkt seine Rachegelüste noch mehr. Edmonds Vater ist mittlerweile gestorben. Die Reederei Morrel ist von Zahlmeister Danglars (Karim Khawatmi) zugrunde gewirtschaftet worden. Doch das Schlimmste ist, seine Mercedes ist mit Feind Mondego verheiratet. Er schwört blutige RACHE.

 

Sehr eindrucksvoll spielt Sophie Berner im wunderschönen Lied „die Welt hält mich im Arm“.

Carsten Lepper verkörpert das Ekel sehr gut, zu dem er geworden ist, ebenso den angetrunkenen Spieler, sowie den Frauenheld. Der Graf, von zahlreichen Frauen umgeben, hat nur seine Mercedes im Sinn. In dieser letzten Szene vor der Pause gelingt es ihn noch einmal eindrucksvoll zu spielen und singen und erzeugt dabei pure Gänsehaut. Seine starken Gefühle sind glaubhaft.

 

Nach der Pause geht es rasch weiter. Der Der Graf  inszeniert vor Albert einen Kampf, in dem er ihn angeblich vor bösen Vagabunden rettet, die in Wahrheit aber seine Piraten sind. Der Graf gewinnt das Vertrauen Alberts. Die gezeigten Fechtszenen beeindruckten wirklich sehr. Dieses neue Vertrauen ist dem Grafen bei seinem Rachefeldzug gegen Mondego, Danglars und Villefort sehr nützlich. In Paris gibt ein Fest und lädt hierzu die Haute Voillé ein – natürlich auch seine 3 Feinde mit deren Frauen und selbstverständlich auch Albert mit einer Verlobten (Barbara Obermeier).

Auf der Feier wird bereits heftig über den Grafen spekuliert und gerätselt. Niemand identifiziert den Grafen von Monte Christo – bis auf seine Mercedes. Doch sie erkennt ihn, ebenfalls auch sehr schnell, dass ihr geliebter Edmond nicht mehr derselbe Mann ist, den sie mal so liebte, sondern nur noch ein von Rache geplagter, hartherziger Mann.

 

Diese Szene ist meine Lieblingsszene. Das Fechten kommt toll rüber, teilweise kämpft Thomas Borchert sogar zweihändig mit Degen. Hut ab! Die Maskierten des Festes sind u.a. Jacopo und Luisa Vampa, sie spielen ihre Rollen ebenfalls sehr gut. Übrigens, das Fest erinnert am Anfang etwas an „Kitsch“ aus dem Musical „Elisabeth“. Es wird getuschelt und geplaudert, wer wohl dieser geheimnisvolle Graf ist. Borchert spielt komplett anders als zu Anfang des Stückes, als er noch „einfacher“ Seemann war. Jetzt gibt er sich als Edelmann aus. Hier spielt auch Mercedes sehr genial. Sie wirkt so überrascht als sie dem Grafen gegenübersteht. Man sieht ihre Zweifel und kann sie fühlen. Man leidet so sehr mit ihr… Sie hat ihren Edmond zurück und doch zugleich verloren, als sie seine neue Gesinnung erkennt.

 

Nun nimmt Edmond grausame Rache an den Dreien. Er gibt ihnen Geld und den Tipp, in eine – von ihm erfundene – Firma zu investieren, die sie reich machen wird. Zunächst gelingt der Plan, die Widersacher gewinnen viel Geld und sie feiern ihren Reichtum. Doch die Freude dauert nicht lange an. Sie verlieren nach und nach all ihr Geld. Danglars erschießt sich am Ende selbst. Villefort muss ins Gefängnis, da als Staatsanwalt Bestechlichkeit zu vermeiden hat und Mondego erkennt schließlich die Wahrheit und wer der Graf in Wirklichkeit ist.
Die Familienehre der Mondegos und Villeforts ist zerstört. Darum will der junge Albert Mondego diese in einem Duell wiederherstellen. Seine Verlobung mit der Tochter Villeforts steht in Gefahr.

Noch vor dem Duell eilt Mercedes zum Grafen, um an dessen Herz zu appellieren. Doch Dieses scheint hart wie Stein geworden zu sein.

 

Während des Duells verschießt Albert seine Kugel. Valentine stürzt sich dazwischen, um ihren Verlobten zu retten. Sie fleht den Grafen an, Ihre Worte schaffen es, das harte Herz zu erweichen und der Graf kommt ins Grübeln. Er verschießt ebenfalls seine Kugel und schickt die beiden jungen Menschen weg. Er erinnert sich an die Worte des Abbe Faria, dass „Hass und Rache sein Leben zerstören werden, wenn er nicht bereit ist zu vergeben“. Der Graf eilt zu Mercedes und erfährt die Geschichte, weshalb sie Mondego überhaupt geheiratet hat. Mondego erträgt die Schmach nicht und fordert Revanche, ebenfalls durch ein Duell. Nach einem langen Kampf gelingt es dem Grafen Mondego zu entwaffnen. Als er diesen nicht tötet, sondern nur fortschickt, sieht Mondego seine neue Chance und greift unerwartet an. Edmond tötet Mondego am Ende doch.

Unter dem strahlenden Sternenhimmel schwören sich Edmond und Mercedes ewige Liebe.

 

Eindrucksvoll dargestellt wurden die drei Feinde von Lepper, Goetten und Khawatmi, die verschiedene Gründe verfolgten, das Geld anzunehmen. Eigentlich wollen alle nur eines: Macht, Einfluss und Reichtum. Diese Gier wird ihnen zum Verhängnis. Das Spiel ist vorbei und nur Mondego hat die Irreführung von Edmond durchschaut.

Die Ballade Borcherts „der Mann der ich einst war“ klingt gefühlvoll und sehr machtvoll. Darin erkennt sein Leben und vergibt seinen Feinden. Lange konnte er nicht weitersingen, denn das Publikum war außer sich vor Begeisterung. Mercedes versuchte einige Male, auf die Bühne zu gehen um weiterzuspielen, doch es dauerte, bis sich das Publikum wieder beruhigt hatte.

Sehr toll gespielt war das Duell zwischen Carsten Lepper und Thomas Borchert. Es wirkte sogar aus der ersten Reihe ziemlich echt! Nach dieser Szene ist das Stück eigentlich sehr schnell zu Ende. Der tote Mondego bleibt zurück und das letzte Liebesduett erklingt „Niemals allein“. Der Graf ist tot, es lebe EDMOND.

 

St. Gallen war eine Reise wert und wir würden es wieder tun!!!!

Der Graf von Monte Christo war eine Reise wert und wir würden es wieder tun!!!!

Thomas war ABSOLUT eine Reise wert und wir WERDEN es IMMER wieder tun!!!!

 

Gerechtigkeit denen, die sie sich nehmen.

Liebe jenen, die sie geben!

 

von Petra Mannigel und Heidy Staudt

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