„Berlin Skandalös“ am Dortmunder Opernhaus

Berlin Skandalös

Am 22. Oktober 2021 feierte in Dortmund das Stück „Berlin Skandalös“, unter der musikalischen Leitung von Christoph JK Müller, Premiere. Es wird als Ersatz für „Cabaret“ gespielt, welches aufgrund der Pandemie auf die kommende Spielzeit 2022/23 verschoben worden ist. „Berlin Skandalös“ ist eine 20er Jahre Revue von Gil Mehmert, die die Vorgeschichte von „Cabaret“ erzählen soll.

Das Stück bietet mit bekannten Gesichtern der Musicalszene auf: Bettina Mönch, Angelika Milster, Jörn-Felix Alt und Rob Pelzer können das Publikum mit Gesang und Tanz begeistern. Ebenso stehen abwechselnd Anton Zetterholm, Mark Seibert, David Jakobs und Alexander Klaws auf der Bühne (Spieltermine der einzelnen Künstler können auf der Internetseite der Oper Dortmund eingesehen werden).

Auf der Bühne stehen, mit kleinen Lämpchen besetzt, die einzelnen Buchstaben des Wortes „Berlin“, dazu gibt es einen großen, schrägen Flügel, auf dem die Darsteller unter anderem ihre Gesangs- und Tanzkünste präsentieren. Für die Bühne ist Heike Meixner zuständig, die schönen Kostüme, mal edel mit Pelz und Glitzer, mal freizügig und anrüchig, sind von Falk Bauer entworfen worden.

Im Berlin der 20er Jahre möchten die Menschen abends gerne vergessen, gehen dazu in Cabarets und lassen sich von dem dortigen wilden Geschehen treiben. Frauen, Musik und auch Drogen – damit möchten die Menschen sich narkotisieren. Als Conferencier führt Rob Pelzer mit seiner Bühnenpräsenz durch den Abend. Mit gut 30 Songs in 90 Minuten vergeht die Show wie im Fluge. Oftmals sind es flotte Lieder, aber es gibt auch ruhigere und nachdenklichere Töne, wie „Einmal möcht‘ ich keine Sorgen haben“ (M. Colpet/M. Spoliansky), gesungen von Tom Zahner, welches veranschaulicht, wie es den Leuten nach dem ersten Weltkrieg geht und wie sie sich nach einem guten Leben, ohne Sorgen, sehnen. Bei „Raus mit den Männern aus dem Reichstag“ (F. Hollaender) ist es interessant zu beobachten, wie sich die Männer oben auf dem Klavier in Zeitlupentempo verprügeln, während die Frauen gegen die Männer protestieren (Choreographie: Yara Hassan). Sehr sehens- und hörenswert ist Jörn-Felix Alt als Gigolo, der mit „Ich mach alles mit den Beinen“ (F. Hollaender), „Am Amazonas“ (M. Bertuch, K. Schwabach/E. Künneke) und auch „Was hast Du für Gefühle, Moritz“ (F. Löhner-Beda/R. Fall) begeistern kann. Höhepunkt von Bettina Mönch als Starlet der Revue, ist sicherlich „Mein Herr“ aus „Cabaret“, bei dem die TänzerInnen jeweils eine Körperhälfte als Mann und eine als Frau kostümiert haben. Aber auch bei „Wenn die beste Freundin“ (M. Schiffer/M. Spoliansky) versetzt sie die Zuschauer in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Gerade dieses ist bei der Inszenierung sehr gut gelungen: Das Gefühl, in eine andere Zeit einen Blick werfen zu können.

Weitere Highlights des Abends waren „Känguruh“ (A. Grünwald, F. Löhner-Beda/P. Abraham), „Wenn ich sonntags ins Kino gehe“ und „Sechstagerennen“ (R. Gilbert/W.-R. Heymann).

Das Besondere an der Show ist, dass jeder der vier Künstler, der die Rolle des Crooner spielt, andere Songs singt, so durfte man am besuchten Abend der Stimme von Anton Zetterholm mit „Stairway to paradise“ (I. Gershwin/G. Gershwin) und „I can’t give you anything but love“ (D. Fields/J .McHugh) lauschen.

Spätestens, wenn im Zuschauerraum der Gatte des Ehepaares, die sich mindestens schon in den späten 70ern Jahren befinden, ergriffen die Hand seiner Frau nimmt und während der Show hält, weiß man, hier wurde ein ergreifender Abend auf die Bühne gebracht. Eine schöne Songauswahl, viel für die Augen in Sachen Kostüme und Bühne wird geboten, dazu oftmals eingängige Lieder, die sicherlich auch ein Publikum begeistern können, das zuvor noch nicht mit der Musik der 1920er Jahre in Berührung kam.

Karten für die Vorstellungen bis zum 18. April 2022 gibt es HIER.

 

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