„My Fair Lady“ hatte seine Wiederaufnahme an der Oper Chemnitz

Foto: Nasser Hashemi

„My Fair Lady“ ist das Sommermusical in Chemnitz, welches allerdings vom Theatervorplatz in die Oper verlegt worden ist. Bei dem Wetter, welches in den ersten Tagen der Wiederaufnahme herrschte, ist darüber sicherlich kein Zuschauer traurig gewesen, denn wer möchte schon bei 12 Grad und regnerischem Wetter draußen sitzen!? So war das Verlegen in die Oper von vornherein eine gute Sache. Das Stück von Alan Jay Lerner (Buch) und Frederick Loewe (Musik) ist das Meistgespielte am Opernhaus in Chemnitz. Das Stück, welches in Chemnitz in einer Inszenierung von Erik Petersen gezeigt wird, handelt von Eliza Doolittle, einer Blumenverkäuferin auf den Straßen von London. Auf ihren Dialekt, der in der Chemnitzer Version berlinerisch ist, wird Prof. Henry Higgins, Professor der Phonetik, aufmerksam und ist nicht begeistert über den Verfall der deutschen Sprache. Zeitgleich lernen sie auch Oberst Pickering kennen, der sich ebenfalls für das Thema Sprache interessiert. Eliza beschließt, bei Higgins Unterricht zu nehmen, um ihre Aussprache zu verbessern, denn mit einer guten Aussprache wurde ihr auch ein besseres Leben in Aussicht gestellt, statt Straßenverkäuferin kann somit auch ein eigener Laden drin sein. Higgins und Pickering, der mittlerweile bei ihm wohnt, schließen eine Wette ab: Pickering bezahlt die Stunden für Eliza und schenkt ihr einen Blumenladen, wenn Higgins es schafft, Eliza innerhalb von sechs Monaten die Sprache so perfekt zu vermitteln, dass sie auf dem Diplomatenball als Herzogin durchgeht..

Foto: Nasser Hashemi

Eliza wohnt nun ebenfalls bei Higgins und versucht, ihr Berlinerisch abzulegen, was ihr sichtlich schwer fällt. Mit lustigen Einlagen bei der Spracherziehung bringen sie das Publikum zum Lachen; besonders beim traditionellen Pferderennen in Ascot, hat der Zuschauer seinen Spaß: Eliza trifft auf Mrs. Higgins, Higgins Mutter, die erstmal alles andere als erfreut ist, dass eine Blumenverkäuferin von der Straße in ihrer Loge Platz nimmt. Neben der Mutter lernt Eliza auch noch Freddy Eynsford-Hill in der Loge kennen, der gleich hin und weg von ihr ist. Eliza wird zum Projekt von Higgins und er schafft es wirklich, sie auf dem Ball als Diplomatin durchgehen zu lassen, so dass sie für eine ungarische Prinzessin gehalten wird. Higgins und Pickering feiern den guten Lehrer, sein eigenes Werk lässt er bejubeln. Jedoch gehen beide nicht auf die Leistung von Eliza selber ein, sie sitzt abseits und wird von der Haushälterin, Mrs. Pearce, getröstet. Eliza ist zu tiefst enttäuscht und verbittert und beschließt, das Haus zu verlassen. Freddy versucht indessen, Elizas Herz zu gewinnen, was ihm aber nicht richtig gelingt, trotz erheblichem Einsatz. Eliza Vater Alfred (Marko Bullack), der zuvor erfolgreich versucht hatte, aus der Situation seiner Tochter bei Higgins Kapital zu schlagen und auch Geld erhielt, heiratet derweil, ist aber nicht glücklich bei der Aussicht auf ein solideres Leben. Es kommt nochmal zu einem Zusammentreffen zwischen Eliza und Higgins, als sie seine Mutter besucht. Das Stück endet mit einem Streit zwischen Eliza und ihrem Sprachlehrer – an dieser Stelle wird der Zuschauer mit seinen Gedanken alleine gelassen. Ein überraschend abruptes Ende, was Spielraum für eine eigene Interpretation des Ausgangs lassen kann.

Foto: Nasser Hashemi

Das Stück ist sehr lustig, aber auch mit einem ernsten Hintergrund, wenn jemand zum Spielball einer Wette wird und nur noch die Leistung eines einzigen, egoistischem Menschens geachtet und gelobt wird. Matthias Winter spielt diese Rolle sehr überzeugend. Von oben herab behandelt er das „Fußvolk“ und lässt heraushängen, dass er sich als etwas Besseres fühlt, wenn er gegenüber Eliza abwertende Ausdrücke für sie nutzt. Gunther Emmerlich, vielen aus dem Publikum auch aus dem Fernsehen bekannt, gibt Pickering eine wundervoll ruhige Ausstrahlung. Bedächtig spielt er, seine Rolle ist mit Pointen gespickt, es macht einfach Spaß, ihm zuzusehen. Er ist eine sehr gute Besetzung, man merkt, dass er Eliza als junge Frau sieht und manchmal auch vor Higgings in Schutz nimmt und gut behandelt. Marie Hänsel gibt eine wundervolle Eliza, von der Berliner Schnauze wechselt sie zum reinen Hochdeutsch, das Publikum kann sich auf amüsante Dialoge freuen. Würde man das Stück in die heutige Zeit versetzen wäre Eliza sicherlich ein typisches Ghetto-Girl. Mit sehr viel Ausdauer schafft sie die sprachliche Wendung unter den strengen Auflagen von Higgins. An ihrer Seite ist auch immer die Haushälterin, gespielt von Sylvia Schramm-Heilfort. Benjamin Sommerfeld verkörpert den bis über beide Ohren verliebten Freddy, den man sofort ins Herz schließt.

Foto: Nasser Hashemi

Musikalisch gesehen hat das Stück einige Ohrwürmer zu bieten, sei es „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“, ein Song, der auch gerne bei „Best of Musical Shows“ gesungen wird, „Mit ’nem kleenen Stückchen Glück“ oder „Es grünt so grün“. Die Musikalische Leitung übernahm Jakob Brenner bzw. Jeffry Goldberg. Dazu kommen schöne Choreographien von Sabine Arthold und farbenfrohe Kostüme von Lukas Waßmann. Mit Hilfe der Drehbühne (Bühne: Sam Madwar) kann man das Haus drehen, einmal sieht man es von innen, die Einrichtung von Higgins, gehalten in braun/weiß/grün mit großer Treppe und Elizas Zimmer oben. Dreht man es, ist man auf den Straßen von London (besonders schön: die leicht versetzt hängenden Laternen), mit Verkäufern und dem einfacheren Volk, wo Alfred lebt. Rechts und links der Bühne sieht man noch weitere Räume von Higgins‘ Haus, wo zum Beispiel der Sprachunterricht stattfindet oder auch eine Bar aufgebaut ist.

Bei „My Fair Lady“ hat man einen wirklich kurzweiligen und amüsanten Theaterabend. Absolut sehenswert und noch bis zum 01.07. vor der Sommerpause in der Oper. Danach folgen noch Termine im September und November. Karten und weiter Infos gibt es HIER.

 

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