Betty Blue Eyes – Das Musical mit dem Schwein am Musiktheater Linz

Am 24. Februar 2018 hatte „Betty Blue Eyes“ deutschsprachige Premiere am Landestheater Linz. Christian Brey inszenierte das Stück, die musikalische Leitung übernahm Tom Bitterlich und die Choreographie Kati Farkas. Kennt man nur grob den Inhalt des Stücks, nämlich, dass es um ein Schwein, um einen Fußpfleger und die Nahrungsknappheit in England im Jahre 1947 geht, könnte man sich fragen, ob das überhaupt ein interessantes Thema für ein Musical ist. Diese Frage ist ganz klar mit einem „Ja“ zu beantworten! Mit Witz stellen die Künstler und das Orchester, welches sich hier „Black Beauty and Friends“ nennt, einen fast drei stündigen (inklusive Pause) Theater-Abend auf die Bühne. Es darf viel gelacht werden und auch schöne Lieder gibt es zu hören. (An dieser Stelle ein Tipp: Das Theater hat wieder eine CD des Stückes aufgenommen, welche man für 15 Euro im Theater, oder auch online, kaufen kann. Und wenn man Glück hat, kann man sich nach der Show noch von den Darstellern ein Autogramm geben lassen und einen Blick auf Betty werfen.)

Rob Pelzer schlüpft in die Rolle des Fußpflegers Gilbert Chilvers, der zur Zeit noch mit dem Rad seine Kundschaft besucht, aber gerne einen mietbaren „Laden am Platz“ (mit gleichnamigem Lied) anmieten würde. Pelzer spielt seine Rolle mit Witz und Charme, erst etwas zögerlich und schüchtern, gerade im Gegensatz zu seiner dominanten Frau Joyce (Kristin Hölck), bis er dann Betty stiehlt, um den Stadtratsabgeordneten zu erpressen und der Zuschauer denkt, dass man dies ihm gar nicht zutraut („Stiehl das Schwein!“). Wenn es dann aber um das Schlachten des Schweins geht, kommt Gilberts sanfter und liebevoller Charakterzug wieder durch, denn er kann Betty einfach nicht schlachten.

Hölck gibt seine Ehefrau Joyce, bestimmt und mit dem Wunsch, in die höhere Gesellschaft aufzusteigen, nicht einfach nur ein Niemand zu sein („Es gibt niemanden“). Beide Künstler harmonieren gut auf der Bühne zusammen und werden durch Joyce‘ Mutter Dear komplettiert. April Hailer spielt die etwas schrullige und nervende Mutter, die allen das Essen wegnimmt und sowohl dadurch, als auch durch ihre allgemeine Art, viele Lacher von den Zuschauern erntet. Durch das Belauschen des Gesprächs von Gilbert und Joyce denkt sie, sie soll um die Ecke gebracht werden, dabei ist von Betty die Rede. Ein Höhepunkt des Stücks ist sicherlich das darauf folgende Lied „Schwein, kein Schwein“, in dem das Ehepaar Chilvers versucht der Mutter klar zu machen, dass ein Schwein im Haus ist, aber niemand dies wissen darf.

Dann gibt es noch den Arzt Dr. Swaby, den Steuerberater Henry Allardyce und den Anwalt Lockwood. Diese drei Herren gehört Betty, die zu Ehren der Hochzeit von Prinz Philip und Elizabeth bei einem Bankett als Mahlzeit dienen soll, in einer Zeit, wo jeder nur seine rationierten Lebensmittel bekommt und Fleisch knapp ist. Thorsten Tinney, Jonathan Agar und Peter Lewys Preston verkörpern diese sehr glaubhaft. Nach außen hin wirken Sie mit ihren Berufen korrekt und gesittet, aber hinter dem Rücken der Gesellschaft haben sie doch nicht so eine reine Weste. Besonders schön ist Jonathan Agar als Allardyce anzusehen, wenn er gegenüber Chilvers von seiner Betty, die wunderschöne blaue Augen hat, fast wie von einer Frau schwärmt und Betty seine Frau eigentlich in den Schatten stellt. („Betty Blue Eyes“)

Dass es keinen illegalen „Fleischmarkt“ gibt, dafür sorgt Wormond, der Fleischinspektor, gespielt von Riccardo Greco. Eine schöne Rolle, etwas irre und er hat das Gefühl, eine Art von Gott zu sein, der bestimmen darf, was mit dem Fleisch passiert und sich tierisch freut, wenn er illegales Fleisch mit Farbe bemalen darf, um es ungenießbar zu machen. Da kommt durch, dass in ihm ein Maler verloren gegangen ist („Malen mit Stil“). Bei Greco sticht besonders die Mimik in dieser Rolle hervor, man nimmt ihm sofort den von sich selbst überzeugten Inspektor ab.

Das Schwein Betty wird von Lynsey Thurgar auf der Bühne bewegt, die dem Schwein Leben einhaucht und das Publikum vergessen lässt, dass es sich nur um eine von Sebastian Arranz erbaute Puppe handelt.

Am Ende des Stücks gibt es „Geständnisse“ und durch das Zusammenspiel diverser Handlungen wendet sich doch noch alles zum Guten. Und auch in der Wohnung der Chilvers hängt nun nicht mehr das Bild der Adelsfamilie, sondern ein Familienfoto…

Das Bühnenbild von Anette Hachmann gibt einmal den Hauptplatz und durch das Drehen der Bühne kommt auf der anderen Seite die Wohnung von den Chilvers zum Vorschein. Eine gute Methode und mehr braucht dieses Stück auch gar nicht, was vor allem durch seine großartigen Darsteller und Betty lebt. Ebenfalls von Hachmann sind die Kostüme, der Zeit getreue Nachbildungen.

Ein lustiges Stück, das man dem Zuschauer ans Herz legen kann!

Weitere Infos und Karten bis zur letzten Vorstellung am 03.06.2018 gibt es HIER.

 

 

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