Drei Tage nach der Premiere gastierte „Saturday Night Fever“ (Frank Serr Showservice) in der nahezu ausverkauften Stadthalle Lübbecke. Vorrangig weibliches Publikum hatte sich auf den Weg gemacht, das Feeling und den Sound der 1970er Jahre nochmals zu spüren. 1977 kam der Film heraus, auf dem das Musical mit der Musik von den Bee Gees, welches seine Uraufführung 1998 hatte, basiert. Unter der Regie von Hakan T. Aslan zeigen in 18 Künstler in knapp über 2,5 Stunden inklusive Pause, dass die Disco-Musik noch nichts von ihrem Charme verloren hat.
Die Story ist den meisten Zuschauern sicherlich bekannt: Tony Manero gehört einer Truppe an, die gerne in die Disco geht, um dort zu tanzen. Für Tony ist das Tanzen nicht nur Spaß, als er beschließt, an dem Tanzwettbewerb teilzunehmen. Zuerst hat er dafür Annette im Auge, aber kurze Zeit später lernt er Stefanie Mangano kennen, die erst einmal unerreichbar für ihn erscheint. Seine Hartnäckigkeit wird aber belohnt, so dass sie doch noch zusammen um das Preisgeld tanzen. Dazu kommen aber noch Schwierigkeiten: Tonys Bruder Frank, der Priester war, hat seinen Beruf an den Nagel gehängt, was die Welt von ihrer Mutter, bei der Tony lebt, einstürzen lässt. Sein Job im Malergeschäft scheint plötzlich auch nicht mehr das zu sein, was er machen möchte. Dazu kommt noch Annette, die sich in ihn verliebt, was aber nicht auf Gegenseitigkeit beruht und Stress mit seinen eigentlich besten Kumpels Bobby C, Joey und Double J, der noch drastische Konsequenzen für Bobby C.
Es ist eine schöne Inszenierung, die auch auf kleineren Bühnen funktioniert. Die Choreographien von Hakan T. Aslan sind mitreißen und versprühen Lebensfreude, dazu kommen die von Claudia Nitzsche entworfenen und im Laufe des Stückes immer mehr glizernden Outfits. Auch die Bühne ist raffiniert gestaltet: Es gibt drei Häuserfronten – die linke lässt sich drehen und auf deren Rückseite erscheint das Wohnzimmer der Familie Manero. Das rechts Haus wird durch Öffnen einer Tür ganz schnell zum Malerladen, in dem Tony arbeitet.
Dimitri Vassiliadis ist eine gute Besetzung für die Rolle des Tony – er gibt sowohl den Coolen, als auch den immer verzweifelter werdenden jungen Mann. Lauren Slater-Klein spielt Stephanie – sehr schön harmonieren Vassiliadis und Slater-Klein, es macht Spaß, beiden beim Tanzen und Singen zuzuschauen bzw. zuzuhören. Lediglich an ein paar vereinzelten Stellen, wo sie sehr schnell spricht, kann man nicht immer klar und deutlich verstehen, was sie sagt. Dieses Problem ist leider bei Michael Moore, der der Rolle des DJs Monty übernommen hat, sehr ausgeprägt, was leider bedeutet, dass er, bei den wenigen Sätzen, die er sagt, so gut wie gar nicht zu verstehen ist. Hier ist noch Verbesserungsbedarf, eventuell bei der Technik, um die man sich hoffentlich bald kümmern wird, denn die Tour geht noch bis Ende November 2017 und wir dann Anfang 2019 wieder aufgenommen. Gesanglich und schauspielerisch macht Moore aber einen guten Job, so dass es sehr schade ist, dass seine Texte nicht zu verstehen sind. Insgesamt hat die Show aber starke Künstler, die mit Tanz, Gesang und Schauspiel glänzen können. Neben den schon Genannten steht noch Ramona Akgören in der Rolle von Tonys Mutter Flo Manero, die sehr gut spielt, dass sie am Boden zerstört ist, als sie erfährt, dass ihr anderer Sohn Frank kein Priester mehr ist, auf der Bühne. Tonys anderen Kumpel werden von Niklas Lundßien als Joey und Fabian Rogall als Double J gespielt. Bejubelt wurde vor allem die Tanzeinlage von Jihan Belhoula als Maria und Michael Hinterhauser als Cesar, die sie bei dem Tanzwettbewerb auf das Parkett legen.
Nadine Kühn als Annette darf bei ihrem Lied „If I Can’t Have You“ zeigen, wie schön sie singen kann und stellt auch sonst die in Tony verknallte junge Frau gut dar. Ruhig und gelassen spielt Tim Hunziker die Rolle von Tonys Bruder, der nun andere Wege außerhalb des Priestertums sucht. Höhepunkte der Show sind sicherlich die Songs „Stayin‘ Alive“, „Disco Inferno“, „Night Fever“, „More Than a Woman“ und das von Yannik Gräf in der Rolle des Bobby C vergetragene „Tragedy“.
Auffallend gut ist Garrick Vaughan, der mit seiner Ausstrahlung und seinem Gesang als Discosänger herausragt. Gerne hätte man ihn in einer größeren Rolle gesehen und gehört.
Eine sehenswerte Inszenierung, die Lebensfreude und Discofeeling versprüht, mit Standing Ovations im Publikum endet und nach der sicherlich die Zuschauer gut gelaunt nach Hause fahren werden.
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