A Little Night Music – Das Lächeln einer Sommernacht – Premiere war am 21.05.2016 im Stadttheater Bielefeld

(c) Bettina Stöß

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Als zweites Musical in der Spielzeit 2015/2016 hatten sich die Verantwortlichen des Stadttheater Bielefelds Sondheims „A Little Night Music – Das Lächeln einer Sommernacht“ ausgesucht. Der deutsche Titel stammt aus dem gleichnamigen Film von Ingmar Bergman aus 1955. Sondheim ist für seine etwas komplexen, schwierigen Stücke, bei denen man mitdenken muss und sich nicht einfach berieseln lassen kann, und die Melodien, die man beim ersten Hören nicht gleich im Ohr behält, bekannt und adaptierte 1973 den Stoff für sein Musical.

In dem Stück erscheinen verschiedene Charaktere: Zuerst einmal Familie Egerman. Bestehend aus dem nicht gerade treuem Vater Fredrik Egerman (Alexander Franzen), seiner wesentlich jüngeren, seit 11 Monaten angetrauten, aber noch immer jungfräulichen, Ehefrau Anne Egermann (Johanna Spantzel), die Fredrik eigentlich nur aus Mitleid geheiratet hat und Fredriks Sohn aus einer früheren Ehe Henrik Egerman (Tom Schimon) – er ist den Geisteswissenschaften zugewandt, für ihn steht die Religion sehr weit oben – und noch dazu ist er schon lange in seine neue Stiefmutter verliebt. Bei ihnen ist noch Petra, Navina Heyne, als Hausmädchen angestellt.

Dann gibt es noch Familie Armfeldt, Desiree (Melanie Kreuter), die Jugendliebe von Frederik, mit ihre Tochter Frederika (Julia Meier), deren Mutter bzw. Großmutter (Monika Mayer) und Carl-Magnus Malcolm (Tobias Licht) mit Charlotte Malcolm (Katharina Solzbacher) und des weiteren, den bei Madame Armfeldt angestellten, Frid (Marius Bechen).

(c) Bettina Stöß

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Im ersten Akt werden die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren dargestellt, so stellt sich raus, dass Fredrik nicht die Finger von seiner früheren Liebe Desiree, die eine bekannte Künstlerin ist, lassen kann und auch nicht viel von Treue gegenüber seiner viel jüngeren zweiten Ehefrau Anne hält. Ob dies daran liegt, dass diese ihn nicht ran lässt oder ob er noch immer in Desiree verliebt ist?! Desiree hat einen Liebhaber, Carl-Magnus, der ihr aber nicht viel bedeutet, so reißt er im Laufe des Stückes doch diverse Mal einfach seine Hosen runter, somit erinnert diese Rolle etwas an ein immer williges, nicht sehr intelligentes, Karnickel. Carl-Magnus ist in einer Ehe mit Charlotte, die mitbekommen hat, dass ihr Mann sexuell nicht nur auf sie fokussiert ist. So erzählt sie Anne von der Untreue der Männer und schon wird ein Plan geschmiedet, denn auch Anne hat gemerkt, dass Desiree anscheinend für Frederik noch immer nicht abgehakt ist. Desiree lädt alle zu einem „Weekend auf dem Land“ ein, so möchte versuchen, Fredrik wieder zu erobern – daher spielt der zweite Akt auf dem Landgut von Madame Armfeldt. Eingeläutet wird das Ganze am Ende des ersten Aktes mit tanzenden Schafen, dargestellt von dem Quintett Frank Bahrenberg, Katharina Schutza, Angelina Arnold, Carlos H. Rivas und Patritzia Margagliotta und einem Landleben-Banner, bei dem man automatisch an Kuppelversuche und Kennenlernpartys auf dem Lande denken muss. Nach einem Essen, bei dem doch der ein oder andere zweitdeutige Kommentar untereinander gemacht wird, tummeln sich die Darsteller die meiste Zeit in einem Heckenlabyrinth (Bühnenbild und Kostüme: Cornelia Brey – vom Hasenkostüm bis hin zum „Rentneroutfit“ des Quintetts, der immer mal wieder auftauchenden älteren Leute, die durch die Handlung führen). Hier passiert so einiges: Manche fallen schnell übereinander her, andere finden eine neue Liebe. Hier wird gezeigt, wie schnell sich Dinge ändern können und welche bestand haben. Am Ende bleibt stehen: Dreimal lächelt die Sommernacht: Einmal für die Jungen, die noch gar nichts wissen, ein zweites Mal für die Narren, die zu wenig wissen, und ein drittes Mal für die Alten, die zu viel wissen.

(c) Bettina Stöß

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Ebenfalls ist Brey für das Bühnenbild zuständig gewesen: schlicht aber stimmig zeigt sie mit ein paar Hilfsmitteln, wie einem Bett, Pappschilder-Autos, die die Darstelle tragen, oder einem Musikinstrument, wo sich die Familien aufhalten. Zwei sehr schöne Ideen: Bei Frederiks Lied „Jetzt“, wie und ob er verführen soll, ob nackt oder doch nur halbnackt, direkt oder indirekt, erscheint eine große Sprechblase über ihm, die ihm schriftliche alle Möglichkeiten darstellt. Ebenfalls gut gelöst: Die Gaderobe und Hinterbühne von Charlotte – so hebt man einfach diverse Züge der Kulissen hoch, damit das Publikum freie Sicht auf die hintere, nackte Bühne hat.

(c) Bettina Stöß

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Nimmt das Stück nach einem Anfang, der sich in den ersten 15 Minuten doch sehr zieht, ab Mitte des ersten Aktes an Fahrt auf, so kann diese sich leider nicht über den kompletten zweiten Akt halten; aber es gibt einiges zu lachen und man kann als Zuschauer auf jeden Fall Spaß haben. Wundervoll naiv und süß spielt Johanna Spantzel die Anne Egerman, es macht wirklich Spaß, ihr zu zuschauen. Ebenfalls auffällig gut ist Tom Schimon als Henrik Egerman, der besonders in den ersten Szenen seiner Figur etwas Mysteriöses gibt, was neugierig darauf macht, was hinter Henrik steckt. Sehr gut gelungen sein Lied mit Chello „Später“. Gesanglich und schauspielerisch ist das Stück, wie immer am Stadtthetaer Bielefeld, zum Beispiel mit Franzen (im Hasenkostüm), Heyne, Kreuter, Mayer („Liaisons“) sehr gut besetzt. Wie schön erwähnt, kann man bei Sondheims Musik und Liedern (unter der Leitung von W. W. Murta) keine Ohrwürmer erwarten, was hängen bleibt, könnte aber, neben „Send in the Clowns“ (als einziges Lied in englischer Sprache vorgetragen) „Ein Weekend auf dem Lande“ sein.

Nach kleinen Startschwierigkeiten kommt man aber gut in das 2:40 Stunden lange Stück rein und kann einen amüsanten Abend mit guten Schauspielern erleben – wie immer hat auch dieses Stück des Stadttheater Bielefelds gute Qualität.

Es gibt noch sieben Termine:
Sonntag, 29.05.
Freitag, 03.06.
Sonntag, 05.06.
Freitag, 10.06.
Mittwoch, 15.06.
Samstag, 02.07. und zum letzten Mal am
Sonntag (15 Uhr) 10.07.

Tickets gibt es ab 9 bis 39,50 Euro und Informationen finden Sie HIER

 

 

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